Halle
Später Schock für den FCI

FC Ingolstadt kassiert in der Nachspielzeit das 1:1 beim Halleschen FC

08.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:05 Uhr
Caniggia Elva beendete mit seinem Treffer die Torflaute im FCI-Angriff. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. −Foto: Stefan Bösl

Halle – Der FC Ingolstadt muss weiter auf den ersten Sieg seit Anfang Februar warten. Trotz einer deutlichen Leistungssteigerung kamen die Schanzer gestern nur zu einem 1:1 (0:0) beim ebenfalls kriselnden Halleschen FC und verpassten damit den Sprung auf einen Aufstiegsplatz in der 3. Liga. Bis in die Nachspielzeit sah der FCI als verdienter Sieger aus, ehe die Gastgeber doch noch zum Ausgleich kamen.

Peter Kurzweg tauschte in den Katakomben des Erdgas-Stadions noch schnell das Trikot mit Dennis Mast. Die ehemaligen Teamkollegen bei den Würzburger Kickers wünschten sich für die weitere Saison das Beste. Doch das war es dann auch schon wieder mit der guten Laune beim Ingolstädter Linksverteidiger. „Wir können uns eigentlich nichts vorwerfen. Wir machen das 1:0, verteidigen überragend und kriegen dann ein Tor, das man bei 100 Versuchen vielleicht einmal so bekommt“, bilanzierte Kurzweg in den Rot erleuchteten Katakomben des Hallenser Erdgas-Stadions und ergänzte: „Das müssen wir jetzt erst einmal verdauen.“ Nach der verdienten Führung durch Caniggia Elva (48.) sahen die Schanzer lange Zeit wie der sichere Sieger aus und schienen ihre Niederlagenserie von vier Partien ohne Sieg beim ebenfalls kriselnden HFC um Neu-Trainer Ismail Atalan zu beenden. Doch in der Nachspielzeit sorgte der eingewechselte Marcel Hilßnser (90.+2) mit seinem Ausgleich für hängende Köpfe beim FCI.

„Wenn du denkst, es kann nicht mehr schlimmer kommen“, sagte Trainer Jeff Saibene mit einem ungläubigen Lachen, „dann kommt auch noch so ein spätes Gegentor.“ Trotz einer über weite Phasen leidenschaftlichen Vorstellung belohnte sich seine Mannschaft nicht für den Aufwand und verpasste durch den späten Punktverlust auch die Rückkehr auf den zweiten Tabellenplatz. Mit nun 42 Punkten liegt der FCI weiter auf Rang fünf und hat zwei Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, kann heute Abend aber noch von Eintracht Braunschweig verdrängt werden.

Obwohl die Schanzer letztmals Anfang Februar einen Dreier geholt hatten, in den vergangenen drei Partien ohne Treffer geblieben waren und letztmals vor drei Monaten zu Null gespielt hatten, beließ es Saibene im 4-1-4-1-System lediglich bei einer Änderung im Vergleich zur Vorwoche. Kurzweg ersetzte Frederic Ananou, der gegen Viktoria Köln (0:1) auf die linke Abwehrseite gewechselt war. Im Sturmzentrum erhielt Stefan Kutschke trotz seiner Torflaute erneut die Chance von Beginn an, nachdem sich Saibene vor dem Duell der beiden Krisenklubs für seinen Kapitän stark gemacht hatte.

„Weil er extrem wertvoll ist, viel arbeitet und die anderen in die Lage bringt, dass sie zum Abschluss kommen“, hatte der Luxemburger seine Entscheidung begründet und gleichzeitig von seiner Mannschaft gefordert: „Wir müssen alles daran setzen, um in Halle zu gewinnen – ohne Wenn und Aber.“ Und Kutschke & Co. beherzigten die Worte ihres Trainers. Von Verunsicherung war allenfalls etwas bei den Gastgebern zu sehen, die die vergangenen sechs Partien verloren hatten und mitten im Abstiegskampf stecken.

Die Hallenser luden die Schanzer mit leichtfertigen Ballverlusten immer wieder zu schnellen Gegenstößen ein – allein der FCI bestrafte das nicht. Maximilian Beister ließ dabei die besten Möglichkeiten ungenutzt. Zunächst verpasste der Offensivspieler eine Flanke von Maximilian Thalhammer und ließ den Ball völlig unbedrängt über den Scheitel rutschen (11.). Kurz darauf scheiterte er mit einem etwas zu zentralen Schuss nach einer Hereingabe von Kurzweg an Torhüter Kai Eisele (14.).

Nachdem Elva (24.) nach einem Patzer von Eisele im letzten Moment geblockt wurde, war es das allerdings auch mit den Ingolstädter Offensivbemühungen im ersten Durchgang. Stattdessen befreiten sich die Hallenser nun etwas aus ihrer Lethargie und wären mit der ersten nennenswerten Aktion auch beinahe in Führung gegangen. Kurzweg verhinderte aber den Rückstand mit ganz starkem Einsatz, als er im Fünfmeterraum gegen den einschussbereiten Mathias Fetsch klärte (31.).

Die erste Möglichkeit nach Wiederbeginn bot sich ebenfalls Fetsch – und die Ingolstädter waren im Glück. Denn der Mittelstürmer traf aus halbrechter Position nur die Latte, nachdem Innenverteidiger Nico Antonitsch ihn aus den Augen verloren hatte (46.). Die Reaktion des FCI folgte aber im direkten Gegenzug – und nach 403 Minuten ohne Torerfolg durften die Schanzer wieder einmal jubeln. Elva drückte den Ball nach einer Flanke von Dennis Eckert-Ayensa aus zentraler Position zum 0:1 über die Linie (48.) und jubelte neben seinem obligatorischen Salto demonstrativ an der Seitenlinie mit Saibene und Co-Trainer Carsten Rump. „Das zeigt, dass wir eine Einheit und ein geiler Haufen sind und zu 100 Prozent hinter dem Trainer stehen“, erklärte Kurzweg die Geste. Wie schon im ersten Durchgang zogen sich die Ingolstädter in der Folge bei gegnerischem Ballbesitz in die eigene Hälfte zurück und machten die Räume eng. Weil Halle ein letztes Aufbäumen allerdings komplett vermissen ließ, sah alles nach dem ersten Dreier seit 36 Tagen aus – bis in der Nachspielzeit der späte Schock folgte. Nach einer abgewehrten Ecke zog Hilßner (90.+2) aus dem Rückraum ab und traf durch alle Spieler hindurch tatsächlich noch zum 1:1.

„Das tut extrem weh – vor allem in unserer Situation“, sagte Saibene, der mit dem FCI damit seit fünf Partien ohne Sieg ist. „Im Moment läuft Vieles gegen uns, aber wir müssen dranbleiben, damit es auch mal wieder auf unsere Seite kippt“, ergänzte der 51-Jährige. Im Gegensatz zu Kurzweg konnte Saibene kurz nach Abpfiff also schon wieder kämpferisch nach vorne blicken.

Statistik

Hallescher FC: Eisele - Kastenhofer (76. Mast), Syhre, Vollert, Landgraf – Bahn, Papadopoulus, Mai, Hansch (65. Hilßner), Sohm - Fetsch (60. Boyd)

FC Ingolstadt: Buntic - Heinloth, Paulsen, Antonitsch, Kurzweg - Krauße - Eckert-Ayensa (72. Diawusie), Beister (63. Keller), Thalhammer, Elva (78. Gaus) – Kutschke.

Tore: 0:1 Elva (48.), 1:1 Hilßner (90.+2).

Schiedsrichter: Braun (Wuppertal).

Zuschauer: 6238.

Julian Schultz