Gelsenkirchen
Niederschlag in der Nachspielzeit

FCI zeigt in Schalke ordentliche Leistung, geht durch Burgstallers Tor in der 92. Minute aber leer aus

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Gelsenkirchen (DK) Knapper und bitterer kann man nicht verlieren: Durch einen Treffer von Winter-Neuzugang Guido Burgstaller in der Nachspielzeit hat der FC Ingolstadt am Samstag 0:1 (0:0) beim FC Schalke verloren. Mit zwölf Punkten schließen die Schanzer die Hinrunde auf Platz 17 ab.

Martin Hansen vergrub das Gesicht in den Torwarthandschuhen, Marvin Matip brüllte seinen Frust in den Gelsenkirchener Winterhimmel. Ein paar Meter weiter, an der Eckfahne vor der Nordkurve, feierten die Schalker, sogar Keeper Ralf Fährmann war über den ganzen Platz geeilt. Im Zentrum der Jubeltraube: Siegtorschütze Guido Burgstaller, der Winterneuzugang vom 1. FC Nürnberg, der auch beim FCI schon einmal ein Thema gewesen war.

Wenige Sekunden zuvor - beim Stand von 0:0 lief schon die zweite Minute der Nachspielzeit - hatte Eric Maxim Choupo-Moting mit einem Seitenwechsel den freien Alessandro Schöpf gefunden. Der hatte von der Strafraumgrenze abgezogen, und von FCI-Innenverteidiger Romain Brégerie leicht abgefälscht war der Ball schließlich bei Burgstaller gelandet, der Hansen aus sechs Metern überwand. 1:0 für Schalke, K.o. für Ingolstadt. "Lucky punch", sagte FCI-Außenbahnspieler Markus Suttner dazu.

Angreifer Burgstaller, den Trainer Markus Weinzierl ("Der Sieg ist glücklich, wir haben nicht gut gespielt") erst nach der Halbzeit eingewechselt hatte und der an allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt war, gelang damit ein traumhafter Einstand auf Schalke. "Es war ein geiles Gefühl, beim Debüt in der Nachspielzeit vor dieser blauen Wand zu treffen", sagte der Österreicher.

Als "bitter und enttäuschend" beschrieb Unglücksrabe Brégerie die Niederlage in der Nachspielzeit. "Es war nicht so, dass sie uns mit ihrer Qualität ausgespielt hätten. Es war ein abgefälschter Schuss", haderte Matip. Der Kapitän der Ingolstädter bildete erstmals gemeinsam mit Brégerie und Roger die von Maik Walpurgis favorisierte Dreierkette. "Ich habe eine Mannschaft gesehen, die ein gutes Auswärtsspiel gemacht und einen Punkt verdient gehabt hat", bilanzierte Ingolstadts Trainer.

Alle der 58 004 Fans - so wenige wie nie seit der Eröffnung der Schalker Arena im Jahr 2001 - hätten ihm wohl zugestimmt. Dass sich das Niveau der Partie lange Zeit an den Temperaturen orientierte, lag in erster Linie an den ersatzgeschwächten Gastgebern, die gegen früh attackierende Schanzer große Probleme beim Spielaufbau offenbarten und nur zu Beginn durch Leon Goretzka (1.) und kurz vor der Pause durch Benedikt Höwedes (41.) gefährlich zum Abschluss kamen. Für die Ingolstädter vergab Almog Cohen die mögliche Führung, als er eine Hereingabe Mathew Leckies zu unplatziert aufs Tor brachte, sodass Johannes Geis seinen Schuss blocken konnte (27.). Bis zur Halbzeit, in die die Schalker mit Pfiffen entlassen wurden, durfte der Panoramablick vom Arena-Oberrang über die Schlote und Zechentürme des Ruhrgebiets als das spektakulärste Ereignis des Nachmittags gelten.

Das änderte sich allerdings in Durchgang zwei - der FCI war zunächst sogar die bessere Mannschaft. "Wir hatten unsere Möglichkeiten. Mit ein bisschen Glück können wir in Führung gehen", meinte Walpurgis. Der 43-Jährige meinte damit vor allem zwei Kopfballchancen Brégeries, die Pascal Groß durch Standards vorbereitet hatte (61./65.). Später zielte Leckie in aussichtsreicher Position zu hoch (82.). Wieder einmal scheiterte der FCI somit an seiner schwachen Chancenverwertung. "Mit einem Quäntchen Glück fällt das Spiel in die andere Richtung", meinte Matip.

Weinzierl reagierte nach 67 Minuten ein zweites Mal, brachte Wirbler Donis Avdijaj für den schwachen Max Meyer - und plötzlich kippte das Spiel zugunsten der "Königsblauen". Zunächst verfehlte Burgstaller völlig frei stehend per Kopf (69.). Dann klaute Schöpf Roger den Ball, der über Burgstaller zu Avdijaj gelangte, doch dessen Schuss klärte Matip für seinen geschlagenen Schlussmann auf der Linie (81.). "Es sah nach einem 0:0 aus", gestand Weinzierl - bis Burgstallers großer Auftritt kam.

"Man hat wieder gesehen, dass wir mithalten können und unsere Momente hatten. Es war ein vollkommen offenes Spiel gegen eine Mannschaft, die vielleicht im Europapokal weit kommt", fasste Matip zusammen. Ein bisschen Selbstkritik übte der Kapitän dann doch noch: "Wir waren vielleicht einen Tick zu früh mit dem Unentschieden zufrieden, hätten mutiger sein können."

Nun liegt der Fokus auf der Heimpartie gegen den Tabellen-16. Hamburger SV, mit der für den FCI am kommenden Samstag die Rückrunde beginnt. "Da werden wir es eben besser machen", versprach Matip trotzig.