Meppen/Ingolstadt - Der FC Ingolstadt hat den Sprung an die Tabellenspitze in der 3. Liga leichtfertig liegen lassen. Die Schanzer mussten sich am Montagabend bei Schlusslicht SV Meppen mit 0:2 (0:2) geschlagen geben und fielen damit auf den Aufstiegsrelegationsplatz zurück. Die Mannschaft von Trainer Tomas Oral machte aus ihrer erdrückenden Überlegenheit viel zu wenig und wurde von den effektiven Emsländern zweimal eiskalt bestraft.
„Der Trainer hat die letzten Tage extrem davor gewarnt, dass das Tabellenbild aufgrund der Corona-Situation bei Meppen nicht das wiedergibt, was in der Mannschaft steckt – und das haben wir zu spüren bekommen“, meinte Stefan Kutschke, nachdem die Emsländer wegen zahlreicher Covid-19-Fälle erst ihr zehntes Saisonspiel bestritten. „Wir hatten viel Ballbesitz, aber uns hat im letzten Drittel das Durchsetzungsvermögen gefühlt, und die letzten Pässe waren nicht genau“, ergänzte Oral.
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Der Ingolstädter Trainer ließ seine Startelf erst zum zweiten Mal in dieser Saison unverändert und schenkte damit auch Nachwuchshoffnung Merlin Röhl nach dessen vielversprechendem Debüt beim FC Bayern II (3:1) wieder das Vertrauen. Dagegen saß mit Dennis Eckert-Ayensa der Matchwinner vom Auswärtssieg in München erneut auf der Bank und nahm die Jokerrolle ein. „Er war lange verletzt. Man konnte sehen, dass es einen richtigen Schub gibt, wenn er reinkommt“, begründete Oral seine Entscheidung.
Doch nicht nur die Anfangsformation war dieselbe, auch der Spielverlauf kam zunächst einer Kopie der Partie vor fünf Tagen im Grünwalder Stadion gleich. Denn die Ingolstädter gerieten erneut früh in Rückstand. Luka Tankulic (4.) schob aus kurzer Distanz unbedrängt zum 1:0 ein, nachdem Tobias Schröck an der Seitenlinie gegen Valdet Rama und René Guder von seinen Mitspielern keine Unterstützung erhalten und den Ball mit einem „kapitalen Fehler“, so Oral, vertändelt hatte.
Bei ungemütlichen Bedingungen mit heftigem Dauerregen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt in der Hänsch-Arena war der FCI also erneut unter Zugzwang und bemühte sich um eine schnelle Reaktion. Gegen die tiefstehenden Gastgeber fehlten im Abschluss jedoch ein ums andere Mal die Genauigkeit und Entschlossenheit. Jonatan Kotzke (7.) blieb mit seinem Versuch aus der zweiten Reihe an Florian Egerer hängen, Caniggia Elva (28.) scheiterte mit einem Kopfball an Torwart Erik Domaschke, und Marcel Gaus (31.) fehlten bei einem leicht abgefälschten Flachschuss nur Zentimeter.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die Schanzer aber schon mit zwei Toren in Rückstand, weil die Meppener ihren zweiten Torschuss zum zweiten Treffer nutzten. Nach einem Abschlag von Domaschke landete der Ball beim ehemaligen Ingolstädter Rama (23.), der sich gegen Nico Antonitsch durchsetzte und Torwart Fabijan Buntic im Eins-gegen-Eins keine Abwehrchance ließ – 0:2.
Der Plan von Torsten Frings ging damit perfekt auf. „Wir müssen unsere Chancen besser nutzen, um auch mal in Führung zu gehen“, hatte der Meppener Trainer und Ex-Nationalspieler gefordert: „Und wir wollen gut stehen und die Abstände klein halten.“ Bezeichnend für den Ingolstädter Auftritt bis dahin: Nach einer Ecke stocherte Kutschke (44.) im Fünfmeterraum vergeblich um den Ball und brachte diesen nicht über die Linie.
Mit Wiederanpfiff kannte das Spiel weiter nur eine Richtung – auf das Tor der Gastgeber. Nachdem Elva (47.) mit einer Mischung aus Torschuss und Flanke erneut das Ziel verfehlte, hatte Oral genug gesehen und brachte Eckert-Ayensa für den glücklosen Antonitsch. Der Edeljoker gesellte sich als zweiter Stürmer neben Kutschke, während Kotzke vom defensiven Mittelfeld in die Abwehrreihe rückte.
Der von Oral erhoffte „Schub“ blieb jedoch aus. Die Ingolstädter fanden gegen Meppens kompakte Defensive weiter kein Mittel und rieben sich in Einzelaktionen auf. Dennoch reagierte der Ingolstädter Trainer erst in der 72. Minute mit einem weiteren Wechsel und brachte Ilmari Niskanen für den dieses Mal blassen Röhl.
Doch es verfestigte sich zusehends der Eindruck, dass die Schanzer an diesem Montagabend wohl noch Stunden hätten spielen können, ohne dabei einen Treffer zu erzielen. So blieb Eckert-Ayensa (77.) aus spitzem Winkel an Yannick Osee hängen. Zudem verwehrte Schiedsrichter Thorben Siewer dem FCI einen möglichen Elfmeter, als Gaus (78.) nach einer vermeintlichen Berührung von Tankulic zu Boden gegangen war.
Statt die Tabellenführung zu übernehmen, mussten die Schanzer damit zum Abschluss der Englischen Woche Dynamo Dresden vorbeiziehen lassen. Weiter geht es für den FCI am kommenden Samstag (14 Uhr/Magenta Sport) mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger VfB Lübeck. Die Partie steht nach aktuellem Stand allerdings noch auf der Kippe, nachdem sich bei den Norddeutschen insgesamt 29 Profis und vier Trainer wegen Corona-Fällen in häuslicher Quarantäne befinden. Die weiteren Testergebnisse werden dem Vernehmen nach an diesem Dienstag erwartet. DK
Statistik
SV Meppen: Domaschke - Osee, Puttkammer, Bünning, Amin - Guder, Andermatt, Egerer, Rama (78. Krüger) - Düker (65. Tattermusch), Tankulic (85. Al-Hazaimeh).
FC Ingolstadt: Buntic - Heinloth, Antonitsch (55. Eckert-Ayensa), Schröck, Gaus - Kotzke, Stendera - Elva, Röhl (72. Niskanen), Bilbija (82. Beister) - Kutschke, Elva.
Tore: 1:0 Tankulic (4.), 2:0 Rama (23.).
Schiedsrichter: Siewer (Olpe).
Julian Schultz
