Ingolstadt - Dass Humor sehr unterschiedlich ist und nicht alles, was witzig gemeint ist, auch so ankommt, hat der FC Ingolstadt am Montagabend erfahren müssen. Die Schanzer erhielten nach einem lustig gemeinten Beitrag in den sozialen Netzwerken zahlreiche Kommentare, die die Veröffentlichung des Drittligisten alles andere als witzig fanden.
Der FCI hatte ein Meme aus einem Foto gebastelt, das einen der Randalierer zeigt, die am 6. Januar gewaltsam in das Kapitol der US-Hauptstadt Washington eingedrungen waren. Der Mann entwendet dabei ein Rednerpult aus dem Parlament. Auch die Ingolstädter hatten am vergangenen Wochenende etwas mitgenommen, nämlich drei Punkte im Liga-Duell bei der SpVgg Unterhaching - dank Caiubys 1:0-Treffer in der elften Minute.
Also beschrifteten die Schanzer den Randalierer kurzerhand mit "Caiuby", das Rednerpult mit "3 Punkte bei Haching", und montierten auf die Mütze des Mannes das FCI-Emblem, fertig war das Meme am "Meme-Monday" - inklusive Shitstorm. "Ihr nehmt einen Angriff auf die Demokratie, bei dem Menschenleben zu beklagen sind, für diesen Post her?", fragte ein Facebook-User. Andere Nutzer erinnerten den Verein an seine Grundsätze und Werte, bezeichneten den Post als "geschmacklos" und "beschämend" und forderten den FCI auf, das Foto zu löschen.
Der meldete sich eine Stunde später erneut mit einer Mischung aus Entschuldigung und Rechtfertigung. Es tue ihm leid, dass das Meme derart missverstanden wird. "Bei dem Bild handelt es sich um ein weltweit durchaus sehr häufig verwendetes Motiv, das uns schon öfter über den Weg gelaufen ist, das wir aber nie im negativen Kontext gesehen haben. Sondern als Meme", schrieben die Social-Media-Beauftragten des Drittligisten und stellten die Definition des Wortes "Meme" dazu.
"Jede, wirklich jede Person, die uns verfolgt und kennt, weiß, wofür wir stehen. Dass wir nichts davon gut heißen, was dort passiert ist, steht völlig außer Frage", schrieb der Klub. Der Mitarbeiter habe den Beitrag "ohne auch nur einen bösen Gedanken" erstellt. Die Schanzer erklärten aber auch: "Genauso außer Frage steht in unseren Augen aber auch, dass ein harmloses Meme, von dem wir nicht im Traum gedacht hätten, dass es so ankommen kann, immer noch ein harmloses Meme ist."
Gelöscht wurde der Beitrag zunächst nicht, was die Nutzer erneut aufbrachte. Sie bescheinigtem den Schanzern unter anderem eine "Aktion ohne Hirn und mit der denkbar schlechtesten Entschuldigung". Das Statement sei "noch schlimmer als der eigentliche Post", schrieb ein User. Das bewegte den FCI schließlich, den Beitrag auf Facebook zu löschen. Auch wenn nicht alle das für nötig erachtet hatten: "Manche gehen zum Lachen wohl echt in den Keller", schrieb ein Nutzer und bewies damit, dass Humor sehr unterschiedlich aufgefasst werden kann. DK
