Ingolstadt
FCI-Trainer Tomas Oral über die schwierige Vorbereitung, Neuzugänge und sein Vertrauen ins Team

02.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:38 Uhr
Noch nachdenklich: FCI-Trainer Tomas Oral. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Statt eines Trainingslagers in Südtirol zehn Tage Homeoffice für die Profis des FC Ingolstadt: Die Vorbereitung der Schanzer verlief bisher aufgrund von zwei positiven Corona-Fällen im Team alles andere als optimal.

Trainer Tomas Oral beklagt sich aber nicht und geht weiter mit Elan voran. Das erste Ziel ist das DFB-Pokal-Heimspiel am 12. September (18.30 Uhr) gegen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf.

Herr Oral, seit Dienstag können Sie wieder mit der Mannschaft trainieren. Kehrt jetzt Normalität ein?
Tomas Oral: Noch nicht. Uns fehlen immer noch einige Spieler. Der letzte kommt erst am 8. September aus der Quarantäne zurück. Aber ich kann mit der Mannschaft trainieren. Wir sind am Donnerstag zweimal auf dem Platz und auch noch am Freitagvormittag, bevor wir am Nachmittag das Spiel gegen den 1. FC Heidenheim bestreiten. Am Samstag spielen wir dann noch gegen den FC Schweinfurt 05. Beide Spiele leider ohne Zuschauer.

Worauf kommt es Ihnen in den beiden Spielen an?
Oral: Für mich ist wichtig, dass wir die Kraft für die Spiele bekommen, dass wir Wettkampf haben und die Jungs das Tempo und die Aggressivität in einem Spiel wieder zu spüren bekommen. Das ist uns in den vergangenen Wochen abgegangen.

Werden Sie noch durchwechseln oder schon eine Formation für das Pokal-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf suchen?
Oral: Ich wechsle nochmals durch, weil sich ja einige Spieler noch in Quarantäne befinden. Aber ich versuche, eine mögliche Anfangsformation 60 oder vielleicht 70 Minuten auf dem Platz zu lassen.
 
Müssen Sie im Training den Kader mit weiteren Nachwuchsspielern auffüllen?
Oral: Nein. Maximilian Neuberger, Tim Kraus und Fabio Meikis sind von Anfang an dabei, das war schon so geplant. Unser Ziel ist es, jetzt 12, 13 Spieler hinzubekommen, die Vollgas gehen können, damit wir danach die Rückkehrer aus der Quarantäne möglichst schnell integrieren können. Vier Spieler stehen mir ab Freitag wieder zur Verfügung.

Sie haben mit Rico Preißinger Ihren zweiten Neuzugang bekommen. Ist er als zentraler Mittelfeldspieler bereits der Ersatz für Maximilian Thalhammer?
Oral: Nein, das nicht. Aber Rico kann mehrere Positionen spielen und tut unserem Kader gut. Er ist ein feiner Junge, der uns schon in der Zweitliga-Saison aufgefallen ist, ein variabler Spieler mit gutem Charakter, der uns mehr Möglichkeiten gibt.

Sehen Sie in ihm einen Typ wie Robin Krauße?
Oral: Robin ist ein Pressingmonster, der voll draufgeht und den Gegner jagt. Rico zeichnet sein strategisches Spielverständnis aus, er wäre eine gute Ergänzung zu Robin.

Wollen Sie weiter mit zwei Sechsern im zentralen Mittelfeld agieren?
Oral: Das haben wir ja schon die ganze Zeit so gespielt, immer mit einem etwas offensiveren, den wir nach vorne schieben. Aber es gibt mehrere Varianten. Mich überzeugt vor allem, dass wir eine eingespielte Mannschaft sind. Die Jungs wissen, wie ich bin und ich weiß, wie die Jungs ticken. Wir sind ein verschworener Haufen. Wenn wir es jetzt noch schaffen, drei Spieler dazuzuholen, die das Niveau anheben, bin ich vollkommen zufrieden. Die brauchen wir, damit die Jungen noch Zeit haben, sich zu entwickeln.

Welche Positionen wollen Sie besetzen?
Oral: Wir brauchen einen strategischen Sechser, der eine Führungsrolle übernimmt, einen hinten links und etwas, das uns in der Offensive kreativer macht. Wir dürfen allerdings Merlin Röhl nicht vergessen. Der Junge macht Spaß und ist für mich schon eine absolute Alternative. Es kommt nicht von ungefähr, dass er in die U19-Nationalmannschaft berufen wurde. Ich hoffe, dass wir ihn noch häufiger in der Saison sehen werden.

Welche Spieler wollen noch weg? Es heißt, dass der in der vergangenen Saison an Sturm Graz verliehene Thorsten Röcher nicht hierbleiben will und auch Peter Kurzweg mit seiner Situation unzufrieden ist.
Oral: Bei mir war keiner, der weg will. Beide Spieler sind Bestandteil des Kaders und haben sich nichts zu schulden kommen lassen. Röchi kann uns auch weiterbringen, wenn er fit ist. Und Kurzweg hat bei mir 90 Minuten gegen Unterhaching gespielt und davor viele wichtige Spiele gemacht. Aber da es Marcel Gaus in den Wochen danach gut gemacht hat, musste er warten und geduldig sein. Kurzweg hat aber eine super Mentalität. So einen Spieler wünscht man sich im Kader.

Wie sehr drängt die Zeit sowohl bei den Neuzugängen als auch in der Vorbereitung?
Oral: Wir lassen uns nicht drängen. Wir haben gelernt, dass wir akzeptieren müssen, was ist, und dürfen nicht anfangen zu lamentieren und rumzuheulen. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Wir müssen jetzt nur schauen, dass wir das aufholen, was wir durch Corona versäumt haben. Wenn uns das gelingt, bin ich sehr zuversichtlich.

Es sind noch zehn Tage bis zum Pokalspiel am 12. September gegen Fortuna Düsseldorf. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in diese Partie?
Oral: Wir wollen weiterkommen. Wir spielen zu Hause. Natürlich sind es besondere Umstände, und die Vorbereitung war nicht das Gelbe vom Ei. Aber wir werden alles reinhauen, um weiterzukommen. Wir müssen über die Grenzen hinausgehen. Aber meine Truppe hat in den Spielen gegen 1860 München und gegen den Club gezeigt, dass sie das Fußballherz am richtigen Fleck hat. Diese Mentalität brauchen wir wieder.

Glauben Sie, dass bereits Zuschauer in den Audi-Sportpark dürfen?
Oral: Ich glaube es nicht, aber ich hoffe es.

DK

Das Gespräch führte

Gottfried Sterner.