Köln
Grenzenloses Vertrauen

Trainer Pavel Dotchev überstand bei Viktoria Köln Horrorserie von 13 Spielen ohne Sieg und soll nun Klassenerhalt schaffen

29.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:57 Uhr
Der Kölner Trainer Pavel Dotchev. −Foto: Bernd Wüstneck (ZB)

Köln/Ingolstadt - Den FC Viktoria Köln gibt es erst seit knapp zehn Jahren. Am 22. Juni 2010 wurde der Verein als Nachfolgeklub des insolventen SCB Viktoria gegründet, dessen Wurzeln bis 1904 zurückreichten.

Nun spielen die Rheinländer, die noch traditionell von einem Mäzen, den 71-jährigen Unternehmer Franz-Josef Wernze, unterstützt werden, erstmals im Profifußball. Und der Aufsteiger lässt in der 3. Liga gleich aufhorchen – aber nicht etwa durch spektakuläre Erfolge, sondern durch außergewöhnliche Loyalität zu seinem Trainer.

Pavel Dotchev sitzt nämlich immer noch auf der Trainerbank der Viktoria. Selbst eine zwischenzeitliche Serie von 13 sieglosen Spielen in Folge brachte den Klub nicht dazu, die Reißleine zu ziehen. Vielmehr durfte der 54-Jährige in der Winterpause, in die er sich  mit fünf Niederlagen hintereinander verabschiedet hatte, neues Personal verpflichten, um die Wende zu schaffen.

Aus Regensburg kam der Ex-Ingolstädter Keeper André Weis, vom belgischen Zweitligisten Royal Excelsior Virton der Hamburger Außenstürmer Steven Lewerenz und vom Schweizer Zweitligisten FC Winterthur Innenverteidiger Sead Hajrovic. Dazu liehen die Kölner vom FC Schalke 04 Linksverteidiger Jonas Carls aus und holten  Mittelstürmer Michael Seaton vom US-Zweitligisten Orange County. Alle fünf wurden auf Anhieb Stammkräfte und trugen dazu bei, dass sich die Viktoria im neuen Jahr stabilisierte.
Lewerenz (dreimal), Carls und Seaton (je einmal) trugen sich in den ersten fünf Spielen sogar bereits in die Torschützenliste ein und waren an den acht Punkten maßgeblich beteiligt.

Dennoch rutschte Dotchevs Team auf einen Abstiegsplatz ab, weil die Konkurrenz noch besser punktete. Die Stimmung ist bei den Rheinländern aber unverändert gut. Vor allem das 1:0 gegen Mitkonkurrent SG Großaspach – der erste Heimsieg seit dem 3:0 Ende August gegen den FCI – wirkte befreiend. „Das war kämpferisch und läuferisch schon top.  Wir hatten viele Spiele, wo wir guten Fußball gespielt und nicht gewonnen haben. Diesmal war es andersrum, und wir haben endlich mal zu Null gespielt“, sagte Dotchev nach dem Erfolg.

Der Deutsch-Bulgare geht somit gefestigt in sein Rekordspiel gegen den FCI. Die Partie ist nämlich seine 237. als Trainer in der 3. Liga. Damit zieht Dotchev, der einst mit dem SC Paderborn (2005) und Erzgebirge Aue (2016) in die 2. Bundesliga aufstieg, mit Peter Vollmann gleich, der vor ihm diese Bestmarke aufgestellt hatte.Trotz des Aufschwungs weiß der Mann aus Sofia um die Schwere der Aufgabe. „Wir sind nicht blauäugig und denken nach dem Erfolg gegen Großaspach nicht, dass in Ingolstadt alles von alleine läuft. Wir müssen sehr viel investieren und sehr gut arbeiten. Wir sind jetzt wieder der Außenseiter“, sagt Dotchev, der sich abgesehen von den Neuverpflichtungen im Winter auf  ein  Offensivtrio verlassen kann: Albert Bunjaku, Mike Wunderlich und Simon Handle. 

Der Schweizer Bunjaku, einst beim 1. FC Nürnberg in der Bundesliga aktiv und mittlerweile  36 Jahre alt, zählt mit 15 Treffern zu den Toptorjägern der Liga, und auch  Kapitän Wunderlich (10 Tore, 6 Vorlagen) und Linksaußen Handle (8/6) sind sehr produktiv. Wenn die Kölner nun noch ihre Abwehrschwäche – mit 52 Gegentoren sind sie die Schießbude der 3. Liga – in den Griff bekommen, ist der Klassenerhalt für den Aufsteiger möglich.  

Gottfried Sterner