Chemnitz
Chaos in Chemnitz

Interne Querelen bereiten dem Aufsteiger weiter Sorgen – Neu-Trainer Patrick Glöckner will diese jedoch ausblenden

19.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:48 Uhr
Patrick Glöckner ist der neue Trainer beim CFC. −Foto: Hendrik Schmidt (ZB)

Chemnitz/Ingolstadt (szj) Nach dem Aufstieg in die 3. Liga sollte beim Chemnitzer FC alles besser werden. „Wenn die vergangene Saison uns eines gebracht hat, dann ist es Erfahrung mit schwerer See. Uns wird nichts so schnell aus der Ruhe bringen“, hatte Sportchef Thomas Sobotzik noch vor dem Saisonstart prophezeit.

Drei Monate später hat den einstigen DDR-Meister aber die bittere Realität eingeholt. Die Sachsen hatten zuletzt immer wieder mit ihrer rechtsextremen Fanszene und Machtkämpfen – der CFC wird aktuell von einem Notvorstand geführt – zu kämpfen. Zudem plagen den in Verruf geratenen Traditionsverein sportliche Sorgen. Vor der Partie beim FC Ingolstadt an diesem Samstag (14 Uhr, Magenta Sport) ist Trainer Patrick Glöckner jedoch darum bemüht, die zahlreichen Nebengeräusche auszublenden. Er sei „nur für den sportlichen Bereich zuständig und kann hier in Ruhe arbeiten“, stellte der 42-Jährige in einem Interview auf dfb.de fest und ergänzte: „Schon bei meinem Amtsantritt hatte ich erklärt, dass mehr Potenzial in der Mannschaft steckt, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt. Das hat sich in den ersten Partien bestätigt – und daran wollen wir in den nächsten Wochen anknüpfen.“

Nach dem Rücktritt von Sobotzik und Aufstiegstrainer David Bergner infolge von Drohungen der eigenen Anhänger hatte Glöckner den Krisenklub Ende September übernommen – auf Empfehlung von Michael Ballack. „Er war der Meinung, der CFC und ich könnten gut zusammenpassen. Daher hat er meinen Namen bei den Verantwortlichen ins Gespräch gebracht“, sagte Glöckner über seinen langjährigen Freund, der seine Karriere in Chemnitz begann. Auch wenn die Sachsen nach zwei Partien mit Glöckner an der Seitenlinie weiter auf dem vorletzten Tabellenplatz liegen, ließen sie vor der Länderspielpause mit dem Sieg gegen Aufstiegsanwärter MSV Duisburg (3:1) aufhorchen. „Psychologisch war das für die Spieler sehr wichtig“, meinte der gebürtige Bonner, der dem CFC wieder mehr „Mut und die nötige Aggresivität“ einhauchen will: „Ich vergleiche das gerne mit einem zahnlosen Tiger, der ohne seine Zähne auf der Jagd auch nur schwer erfolgreich sein kann. Wir müssen im übertragenen Sinne Biss in unseren Handlungen zeigen, um auf Punktejagd gehen zu können.“

Neben Matti Langer (Schulterverletzung), Joannis Karsanidis (Kreuzbandriss) und Philipp Sturm (Syndesmosebandriss) müssen die Chemnitzer wohl auch auf Kapitän und Abwehrchef Niklas Hoheneder verzichten. Der 33-Jährige hatte in der Vorwoche bereits das Landespokalspiel gegen den FC Grimma (3:1) aufgrund einer Zerrung verpasst. Der bekannteste Namen bei den Sachsen ist Angreifer Philipp Hosiner, der es neben 15 Einsätzen in der Bundesliga auch auf sechs Partien in der Champions League bringt. Der ehemalige Nationalspieler Österreichs war kurz vor dem Transferende von Sturm Graz zum CFC gewechselt, steht nach vier Einsätzen bei zwei Toren und lässt den von Glöckner geforderten Mut zumindest im Ansatz durchblicken: Auf der Onlineplattform liga3-online.de tippte der Mittelstürmer auf einen 1:0-Auswärtssieg seiner Chemnitzer.