Ingolstadt
FCI-Boss Jackwerth äußert sich zur Schanzer Zukunft

"Tomas wird unser Trainer sein, das ist klar"

09.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:51 Uhr
  −Foto: Stefan Bösl

Ingolstadt - Eine Chance hat der FC Ingolstadt noch. Doch sollte es im Relegations-Rückspiel am Samstag (18.15 Uhr, ZDF) gegen den 1. FC Nürnberg nicht mehr mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga klappen, kündigt FCI-Gründer Peter Jackwerth bereits einen neuen Anlauf an.

 

Herr Jackwerth, das Beste beim schwachen Auftritt des FC Ingolstadt im Relegations-Hinspiel (0:2) war noch das Ergebnis. Was macht Ihnen Hoffnung fürs Rückspiel?

Peter Jackwerth: Tatsächlich das Ergebnis. Bei zwei Toren Rückstand hat man immer noch eine Chance. Wenn wir das 1:0 machen, fehlt uns noch ein Tor. Dann möchte ich das Nervenkostüm vom Club sehen. Im Fußball ist alles möglich. Wir werden Nürnberg auf alle Fälle einen heißen Kampf liefern.

Warum war der Klassenunterschied im Hinspiel so groß?

Jackwerth: Wir wussten ja vorher, dass der Club individuell besser aufgestellt ist als wir und auch jede andere Drittliga-Mannschaft. Trotzdem kann man gegen so eine Mannschaft bestehen. Unser Hauptproblem war die fehlende Kraft und Geschwindigkeit. Das hing schon mit unserer kurzen Pause nach dem Spiel bei 1860 München zusammen. Wenn es dann Zweikämpfe gibt, ist der Spritzigere natürlich überlegen. Wir müssen froh sein, dass es nur 2:0 ausgegangen ist.

Kapitän Stefan Kutschke konnte nicht spielen. Trotzdem haben es die Schanzer mit hohen Bällen in die Spitze versucht. Fehlt dem FCI für so einen Fall Plan B?

Jackwerth: Das lag nicht am Spielsystem. Wir konnten keine kurzen Bälle spielen, weil wir sie läuferisch nicht wegschaffen konnten. Und wenn man die Räume nicht schließen kann, bleibt nur der lange Ball. Wir waren an dem Tag einfach nicht in der Lage, anders zu spielen.

Wenn es mit dem Aufstieg nichts wird, hat sich dann der Trainerwechsel von Jeff Saibene auf Tomas Oral gelohnt?

Jackwerth: Natürlich hat er sich gelohnt. Ohne Oral wären wir gar nicht in diese Situation gekommen. Wenn man die Leistungskurve der Mannschaft in den letzten elf Spielen anschaut und den Punkteschnitt auf das ganze Jahr hochrechnet, wären wir längst aufgestiegen. Die Problematik war, dass wir vor dem Trainerwechsel so viele Spiele verloren haben. Wir hatten nach dem guten Start eine Serie mit drei Niederlagen am Stück und nach der Winterpause noch mal eine mit vier Niederlagen in Folge. Und trotzdem haben wir noch den Relegationsplatz erreicht. Das ist eigentlich unglaublich.

Ist die Mannschaft einfach noch nicht reif und konstant genug für den Aufstieg?

Jackwerth: Das sehe ich nicht so. Seit dem Trainerwechsel hatten wir keine Leistungsdelle mehr. Wir hatten Pech im ersten Spiel gegen Bayern München II (1:2) und haben ein schlechtes Spiel gegen Magdeburg abgeliefert, wobei wir auch da Pech hatten mit dem abgefälschten Ball zum 0:1. Ansonsten haben wir kein Spiel verloren. Das zeigt, wie stark die Mannschaft ist. Wie dominant wir auftreten können, haben wir im Spiel bei 1860 München (2:0) bewiesen. Das Relegations-Hinspiel gegen den Club darf nicht der Maßstab sein, um daran die Mannschaft zu messen.

Das heißt, Tomas Oral wird nächstes Jahr noch einen Anlauf starten, um den Aufstieg zu schaffen, wenn es jetzt nicht klappt?

Jackwerth: Wir haben ihn dieses Mal ja nicht bis Saisonende verpflichtet, sondern darüber hinaus. Deshalb gibt es da keine Diskussion. Er wird unser Trainer sein, das ist klar.

Mit Maximilian Thalhammer, Björn Paulsen und Dennis Eckert-Ayensa werden etliche Stützen des Teams von anderen Klubs umworben. Glauben Sie, dass es doch wieder einen größeren Umbruch gibt?

Jackwerth: Wenn uns drei Spieler verlassen, wäre das kein Umbruch. Wir haben viele junge Spieler aus unserer Nachwuchsabteilung. Diese wollen wir immer mehr einbauen. Vielleicht muss man den einen oder anderen mal für ein Jahr ausleihen, damit er Spielpraxis bekommt. Das haben wir ja auch mit Thalhammer erfolgreich praktiziert, der von Jahn Regensburg zu uns zurückkam. Fatih Kaya, Filip Bilbija, Patrick Sussek, Thomas Keller, Jalen Hawkins und auch andere haben das Potenzial, um in der Zweiten Liga zu spielen. Wir müssen aber auf eine vernünftige Substanz in der Mannschaft achten und können nicht nur mit jungen Leuten spielen.

Etablierte Profis sind aber manchmal nicht leicht zu führen. War der Transfer von Maximilian Beister ein Fehler?

Jackwerth: Nein, gar nicht. Er hat uns einige Male Spiele gewonnen. Am Saisonanfang und auch jetzt in der Endphase wieder. Gerade im Spiel bei 1860 München hat er gezeigt, was er wert ist. Ja, er hatte mal einen Hänger, aber das ist eine Trainersache, wie man mit ihm zurechtkommt. Maxi ist ein super Typ, ich mag ihn. Er ist etwas introvertiert, aber ein begnadeter Fußballer, und wenn er das auf den Platz bringt, hilft ein Beister jeder Mannschaft.

Kann er in der nächsten Saison auch ein Führungsspieler sein?

Jackwerth: Warum nicht. Er wird zwar kein Lautsprecher sein, aber er war schon in den letzten Wochen Führungsspieler, so wie er die Bälle gefordert und sie gespielt hat. Ich sehe keinen Anlass, über eine Änderung bei Maxi Beister nachzudenken.

Sie haben schon vor der Saison gesagt, dass Sie möglichst schnell wieder in die Zweite Liga wollen. Sind die finanziellen Möglichkeiten dafür auch vorhanden, wenn es noch ein Jahr dauert?

Jackwerth: Wir haben vernünftig gewirtschaftet und so geplant, dass wir innerhalb von zwei Jahren in die 2. Bundesliga zurückkehren. Das heißt, dass wir auch mit den Spielern sprechen werden, die jetzt umworben werden oder Ausstiegsklauseln haben. Die sind noch lange nicht weg. Sollte es danach noch ein Jahr in der 3. Liga weitergehen, müssen wir etwas ändern und bei den Kosten noch stärker auf die Bremse treten.

Im Herbst sind Vorstandswahlen im Verein. Sie gehen seit der Gründung 2004 voran. Wollen Sie als Vorstandsvorsitzender so lange weitermachen bis der FCI wieder in der 2. Bundesliga spielt oder suchen Sie schon einen Nachfolger?

Jackwerth: Ich habe mir noch keine Sekunde Gedanken über meinen Nachfolger gemacht, weil ich nicht vorhabe jetzt aufzuhören. Es ist nicht der Zeitpunkt, um zu sagen: Ich mache jetzt Schluss. Wenn einmal jemand anderes das Ruder übernimmt, soll der Verein so aufgestellt sein, dass er schuldenfrei ist und eine Substanz hat, auf die man aufbauen kann. Ich will und werde keinen Scherbenhaufen hinterlassen.

Das Gespräch führte

Gottfried Sterner