Dresden
Schmerzhafte Fehlentscheidung

FC Ingolstadt spielt nach falschem Elfmeterpfiff in Dresden nur 2:2 und bleibt im Tabellenkeller

15.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Dresden (DK) Der FC Ingolstadt hat den zweiten Sieg in Folge verpasst und tritt beim Bemühen, seiner Favoritenrolle in der Zweiten Liga gerecht zu werden, weiter auf der Stelle. Nach dem 2:2 (2:1) bei Dynamo Dresden haderten die Schanzer jedoch zu Recht mit dem Schiedsrichter.

Alles hatte fast wie gewünscht begonnen: Nach einer kurzen Orientierungsphase fand der FC Ingolstadt in Dresden schnell in die Partie und ging durch die jeweils ersten Saisontreffer von Marcel Gaus (13. Minute) und Alfredo Morales (23.) mit 2:0 in Führung. Erinnerungen an den klaren 4:0-Auswärtserfolg beim FC St. Pauli wurden wach, zumal die Gastgeber im Spiel nach vorne Tempo und Genauigkeit vermissen ließen.

Als Verursacher der nach der ersten halben Stunde kaum für möglich gehaltenen Wende durften sich dann weder die 28484 Zuschauer noch die 22 Akteure auf dem Platz fühlen. Vielmehr griff das Schiedsrichtergespann um Spielleiter Sven Jablonski (Bremen) derart unglücklich ins Geschehen ein, dass die Partie kippte. "Kommt dieser Eingriff nicht, gewinnen wir das Spiel und damit unsere zweite Partie hintereinander", ärgerte sich Ingolstadts Trainer Stefan Leitl. Stattdessen hieß es am Ende aber 2:2, der FCI holte lediglich einen Punkt und verpasste erneut die Möglichkeit, eine befreiende Erfolgsserie zu starten.

Die Szene, die sich im Nachhinein als Wendepunkt herausstellen sollte, passierte in der 30. Minute. Dresdens auffälligster Akteur, Niklas Kreuzer, drang in den Ingolstädter Strafraum ein, steuerte auf Verteidiger Marcel Gaus zu und hob nach einem Schlenker zu einer gekonnten Flugeinlage ab. Gaus zeigte sich anschließend fassungslos: "Wenn überhaupt, dann läuft er in mich hinein. Die Berührung, wenn es überhaupt eine gab, reicht niemals für einen Elfmeterpfiff." Kurios: Schiedsrichter Jablonski entschied zunächst auf "Weiterspielen", ließ sich dann aber von seinem Assistenten beeinflussen. "Für mich nicht nachvollziehbar", schimpfte Leitl. "Wenn ich mich als Schiedsrichter entschieden habe, lasse ich mich nicht von meinem Linienrichter überstimmen."

So passierte es aber. Und mit dem durch Peniel Mlapa aus elf Metern erzielten 1:2 (30.) schöpften die Dynamo-Spieler und ihre erstaunlich lauten Fans noch vor der Halbzeit plötzlich neuen Mut. "Jeder weiß, dass das Dresdner Stadion dann zu einem Hexenkessel wird. Fortan haben wir es kaum noch geschafft, für Entlastung zu sorgen", beschrieb Gaus die weitere Entwicklung.

Unmittelbar nach der Pause half ein Deckungsfehler der Ingolstädter - Max Christiansen ließ Torschütze Mlapa entwischen - den Gastgebern dann beim Ausgleich (49.), sodass in den folgenden Minuten sogar der eine Punkt in Gefahr geriet.

Sinnbildlich für die zeitweise Konfusion bei den Gästen stand die Szene in der 57. Minute, als sich FCI-Torwart Örjan Nyland und Gaus bei einem Klärungsversuch gegenseitig behinderten und so Kreuzer den Ball auflegten. Aus spitzem Winkel zirkelte der Flügelstürmer der Dresdner den Ball aber ans Lattenkreuz.

Erst rund eine Viertelstunde vor dem Ende, als die Dresdner nachließen und beide Mannschaften wirkten, als würden sie sich langsam auf ein Remis einstellen, beruhigte sich das Spiel etwas. Das lag im Übrigen nicht an der Hereinnahme von Stefan Kutschke. Den Ex-Dresdner ( siehe auch nebenstehenden Text ) hatte Leitl zunächst ganz bewusst auf der Bank gelassen, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Der 28-Jährige versuchte, sich nach seiner von lauten Pfiffen begleiteten Einwechselung nichts anmerken zu lassen, dennoch wirkte es ab jetzt so, als würden viel zu viele Personen nur noch auf den vermeintlichen Hauptdarsteller blicken. Nach acht Ballkontakten Kutschkes und jeweils nur noch einer guten Tormöglichkeit auf beiden Seiten endete die Partie schließlich 2:2.

Ein Ergebnis, das die Ingolstädter vor allem aufgrund der falschen Elfmeterentscheidung sichtlich wurmte. Gaus sprach von "zwei verschenkten Punkten", während Marvin Matip reagierte, als habe er eine Niederlage zu verarbeiten: "Es bleibt ein fader Beigeschmack, dieses 2:2 tut weh", erklärte der Kapitän, wollte sich beim Blick nach vorne aber nicht von seiner Zuversicht abbringen lassen. "Die Entwicklung unter Stefan Leitl geht absolut in die richtige Richtung. Wenn wir das nächste Mal 2:0 führen, geben wir das nicht mehr aus der Hand", versprach er. Schon am Freitag (18.30 Uhr), mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim, steht die nächste Partie an.

LEITLS PLÄDOYER FÜR KUTSCHKE

Stefan Kutschke mochte nach dem Schlusspfiff mit niemandem reden. Dafür bezog sein Ingolstädter Trainer Stefan Leitl deutlich Position: "Für mich ist es nicht nachvollziehbar, was auf ,Kutsche' in den Tagen vor dem Spiel medial hereingebrochen ist. Was mir besonders stinkt, sind Aussagen aus Dresden, zum Beispiel von Herrn Minge, mit denen noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen wird. Wer heute im Stadion war und gehört und gesehen hat, wie ,Kutsche' empfangen wurde - das war sicher nicht schön und hätte man anders gestalten können. Es ging um ein Spiel Dynamo Dresden gegen den FC Ingolstadt und nicht: Stefan Kutschke gegen Dynamo Dresden. Das ist viel zu sehr in den Hintergrund geraten."

Kutschke, gebürtiger Dresdner und bis zum Sommer als Leihspieler für die SG im Einsatz, war vor der Partie von Dynamo-Sportdirektor Minge vorgeworfen worden, dass die von den Sachsen angestrebte Verpflichtung an Kutschke selbst gescheitert sei. Dass die Sachsen die vom Stammverein 1. FC Nürnberg geforderte Ablöse von kolportierten 1,5 Millionen Euro für Kutschke mit ihrem Angebot gerade mal zu einem Fünftel erreichten, verschwieg er.

Die Stimmungsmache gegen Kutschke zeigte Wirkung: Nach seiner Einwechselung in der 67. Minute wurde der 28-Jährige in seiner Heimat gnadenlos ausgepfiffen und erlebte einen eher dürftigen Nachmittag. | nor