Ingolstadt
Die Schnecken gehen wieder an den Start

Zähes Aufstiegsrennen in der 3. Liga: Zehn Vereine machen sich noch Hoffnungen

27.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:09 Uhr
Caniggia Elva beendete mit seinem Treffer die Torflaute im FCI-Angriff. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. −Foto: Stefan Bösl

Ingolstadt - Wenn es nach dem wochenlangen Hickhack in der 3. Fußball-Liga an diesem Samstag wieder um Punkte geht, hoffen gleich zehn Vereine noch auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Das gab es in den elf Spielzeiten davor noch nie. Der Tabellenelfte KFC Uerdingen hat lediglich fünf Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz - bisher waren es nach dem 27. Spieltag mindestens 10, höchstens sogar 25 Zähler. Wir beleuchten die Situation bei den Aufstiegskandidaten vor den restlichen elf Spielen, die bis zum 4. Juli ausgetragen werden sollen.

MSV Duisburg 1. Platz, 47 Punkte, 50:35 Tore

Der Spitzenreiter bezog am Montag sein Quarantäne-Trainingslager im Landhaus Milser - in jenem Hotel hatte sich 2006 auch die italienische Nationalmannschaft einquartiert und anschließend den WM-Titel gefeiert. Auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte hoffen die "Zebras" nun auch. Allerdings schwächelte die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht vor der Corona-Zwangspause und holte aus vier Partien nur einen Sieg. Beim Neustart wartet auf den MSV das schwere Auswärtsspiel bei 1860 München (Sonntag, 13 Uhr). Verzichten muss der Tabellenführer dabei auf Angreifer Petar Sliskovic, der sich zu Wochenbeginn einer Leisten-OP unterziehen musste. Außerdem fallen Verteidiger Joshua Bitter (Oberschenkel-OP) und Rechtsaußen Ahmet Engin (Rotsperre) aus.

Waldhof Mannheim2. Platz, 44 Punkte, 41:31 ToreDie Kurpfälzer haben sich in der Corona-Krise als Abbruch-Befürworter hervorgetan. Vor allem Geschäftsführer Markus Kompp goss immer wieder Öl ins Feuer und fiel mit fragwürdigen Aussagen auf. So warb der 37-Jährige unter anderem mit dem Tod eines Spielervaters für ein sofortiges Saisonende. Trotz aller Diskussionen nahm der Aufsteiger am 19. Mai das Mannschaftstraining auf. Vor der Zwangspause stimmte die Form: Das Team von Trainer Bernhard Trares ist seit 13 Spielen ungeschlagen und kletterte am bislang letzten Spieltag erstmals auf einen direkten Aufstiegsplatz. Gegen den KFC Uerdingen (Samstag, 14 Uhr) fehlt Innenverteidiger Marcel Seegert (Gelbsperre).

SpVgg Unterhaching 3. Platz, 44 Punkte, 40:31 Tore

"Das werden fünf stressige Wochen, aber wir hoffen, dass sich der Aufwand dann auch lohnt", schielt Präsident Manfred Schwabl auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Der Tabellendritte setzt im Endspurt auf seinen großen Kader, insgesamt stehen Trainer Claus Schromm 26 Profis zur Verfügung. Für Kapitän Josef Welzmüller (Muskelbündelriss) ist die Saison dagegen wohl gelaufen. Auch Innenverteidiger Marc Endres (Bänderriss) wird nicht mehr zum Einsatz kommen. Mittelfeldspieler Jim-Patrick Müller fehlt zum Auftakt bei der SG Großaspach (Samstag, 14 Uhr) wegen einer Gelb-Sperre. Die SpVgg ist seit knapp zwei Wochen im Mannschaftstraining.

SV Meppen 4. Platz, 42 Punkte, 50:36 Tore

Die elf Partien bis zum Saisonende werden zur Abschiedsvorstellung von Deniz Undav. Der Drittliga-Topscorer (14 Tore, 11 Vorlagen) verlässt die Meppener nach zwei Jahren und wechselt zum belgischen Zweitligisten Royale Union Saint-Gilloise. Pikant: Der Vertrag des bulligen Offensivspielers endet zum Stichtag am 30. Juni - und damit vor dem letzten Spieltag. Trainer Christian Neidhart ließ zuletzt die erste Garde gegen die Reservisten antreten - und dürfte beim 3:3 keine großen Erkenntnisse gewonnen haben. Für Mittelfeldspieler Luka Tankulic (Snydesmosebandriss) - mit fünf Treffer immerhin der zweitbeste Torschütze hinter Undav - ist die Saison vorzeitig beendet. Vor dem Auftakt gegen die Würzburger Kickers (Samstag, 14 Uhr) bangt der Tabellenvierte zudem um den Einsatz von Markus Ballmert (Oberschenkelprobleme).

FC Ingolstadt 5. Platz, 42 Punkte, 47:34 Tore

Bei den Schanzern ruhen die Hoffnungen auf Trainer-Rückkehrer Tomas Oral. Der 47-Jährige soll bei seinem dritten Engagement im Verein die Negativserie von zuletzt fünf Spielen ohne Sieg (ein Punkt) beenden. Gegen die talentierte Elf von Bayern München II (Samstag, 14 Uhr, live im BR) wartet nach langer Vorbereitung eine schwierige Aufgabe auf ihn, zumal Kapitän Stefan Kutschke und Robin Krauße gelbgesperrt fehlen. Man darf gespannt sein, wie Oral, der im Mai vergangenen Jahres nach großer Aufholjagd mit dem FCI in der Zweitliga-Abstiegsrelegation gegen Wehen Wiesbaden noch gescheitert war, das Team gegenüber seinem Vorgänger Jeff Saibene personell verändert.

TSV 1860 München 6. Platz, 42 Punkte, 45:38 Tore

Für die Löwen kam die Coronavirus-Pandemie zur absoluten Unzeit. Schließlich war bis zur Unterbrechung Mitte März keine andere Mannschaft im deutschen Profi-Fußball länger ungeschlagen (14 Spiele) als das Team von Trainer Michael Köllner. Letztmals blieben die Sechziger Ende Oktober ohne Punkte - da hatte allerdings noch Daniel Bierofka das Sagen. Beim Neustart des Tabellensechsten gegen Spitzenreiter Duisburg sind bis auf Innenverteidiger Aaron Berzel (Bänderriss) alle Spieler fit. Am Rande des Quarantäne-Trainingslagers im Münchner Süden sprach sich Köllner für einen Verbleib von Routinier Sascha Mölders aus. Der Angreifer hatte zuletzt angedeutet, seine Karriere doch noch fortsetzen zu wollen. "Es wäre schade, wenn Sascha mit seinem Talent und seiner Qualität jetzt aufhören würde", sagte Köllner über den 35-jährigen Torjäger (13 Treffer). Die Löwen sind seit 14. Mai im Mannschaftstraining.

FC Bayern München II 7. Platz, 41 Punkte, 52:46 Tore

Der Aufsteiger hat sich unter seinem Trainer Sebastian Hoeneß kontinuierlich entwickelt. Mit 19 von 24 Punkten sind die Bayern sogar beste Rückrundenmannschaft und stellen mit Kwasi Okyere Wriedt (17 Treffer), der den Klub allerdings am Saisonende Richtung Holland verlässt, den besten Torjäger der Liga. Der mit 22 Jahren jüngste Drittliga-Kader, der weitgehend ohne Unterstützung der Bundesliga-Profis auskommt, stellt mit 52 Treffern die beste Offensive. Ansonsten beschäftigen sich die Bayern, die nicht aufstiegsberechtigt sind, bereits mit der Kaderplanung und verpflichteten einige Talente für die nächste Saison.

Hansa Rostock 8. Platz, 41 Punkte, 36:31 Tore

Die Mecklenburger setzten sich vehement für die Fortsetzung der Saison ein. Seit 18. Mai ist der Ex-Bundesligist, der nach sieben Jahren in die Zweite Liga zurückdrängt, wieder im Mannschaftstraining. Der Kader ist vor dem Auftakt beim FSV Zwickau (Samstag, 14 Uhr) bis auf Mittelfeldspieler Nik Omladic (Schulter) komplett. Durch diverse Hilfsaktionen auch seitens der Fans haben die Hanseaten 450000 Euro eingenommen und die finanziellen Folgen der Corona-Krise mildern können.

Eintracht Braunschweig 9. Platz, 41 Punkte, 42:38 Tore

Auch die Niedersachsen sind bereits seit elf Tagen im Kontakttraining. Die Eintracht, die ein Fünf-Millionen-Euro-Loch durch die Krise befürchtet, steht nicht nur dadurch unter Erfolgsdruck. Auch personell ist Sportdirektor Peter Vollmann gefordert. Trainer Marco Antwerpen, der erst im November 2019 den Chefposten übernahm, besitzt nur einen Vertrag bis Saisonende. Ebenso ist das Gros des Spielerkaders lediglich bis 30. Juni an den Verein gebunden. Der Wiedereinstieg gegen Aufsteiger Viktoria Köln (Samstag, 14 Uhr) kann schon wegweisend sein.

Würzburger Kickers 10. Pl. , 41 Punkte, 48:45 Tore

Seit Dezember 2019 geht es bei den Unterfranken aufwärts. In zehn Spielen kassierte das Team von Michael Schiele nur eine Niederlage und holte 21 Punkte. Inwieweit das mit Felix Magath zusammenhängt, der im Januar vom Hauptsponsor des Klubs als Berater vorgestellt wurde, ist offen. Fakt ist, dass Schieles Vertrag am Saisonende ausläuft und der 42-Jährige nach drei Jahren bei den Kickers unter Magaths Beobachtung steht.

KFC Uerdingen 11. Pl. , 39 Punkte, 32:39 Tore

Die Krefelder sind noch im Rennen, bleiben aber weiterhin die Wundertüte der Liga. Manager Stefan Effenberg hat nach knapp sieben Monaten Amtszeit vor dem Neustart hingeworfen. Dagegen wartet Trainer-Rückkehrer Stefan Krämer, der den KFC 2018 von der Regionalliga in die 3. Liga geführt hatte, noch auf sein erstes Comeback-Spiel.

DK

Gottfried Sterner, Julian Schultz