Ingolstadt
Die Jagd nach Bonuspunkten beginnt

FC Ingolstadt kann gegen Kaiserslautern großen Schritt Richtung Aufstieg machen - Schröck weiß, wie's geht

19.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:39 Uhr
Eine feste Größe in der FCI-Abwehr: Innenverteidiger Tobias Schröck. −Foto: Foto: Bösl

Ingolstadt - Ein Blick zurück genügt, um zu wissen, worum es geht.

In der vergangenen Saison stand der FC Ingolstadt in der 3. Liga nach 22 Spieltagen mit 41 Punkten auf Platz zwei - wie heute. Doch dann folgten sechs Begegnungen, in denen die Schanzer lediglich einen mickrigen Zähler holten - und der fehlte am Ende zum direkten Aufstieg. Wenn der FCI also an diesem Samstag (14 Uhr, SWR und Magenta Sport) im Audi-Sportpark auf den 1. FC Kaiserslautern trifft, geht es darum, einen ähnlichen Einbruch zu verhindern und weiter konstant zu punkten, dann sollte der Weg zurück in die 2. Bundesliga führen. Im Vergleich zur Vorsaison beginnt gegen die "Roten Teufel" sozusagen die Jagd nach den Bonuspunkten.

Verteidiger Tobias Schröck kennt sich damit aus. Eben erst hat er im mannschaftsinternen Wettstreit Alt gegen Jung das Duell gegen seinen Teamkollegen Filip Bilbija gewonnen. Im "Skills Lab", dem vereinseigenen Trainingsparcours mit virtuellen Übungsmöglichkeiten, hat der 28-jährige Mühldorfer im Doppelpassspiel die Bälle sauberer dem auf die Leinwand projizierten Mitspieler zugepasst, als sein 19-jähriger Teamkollege. Je schärfer, präziser und leichter verwertbar der Ball in den Lauf gespielt wird, desto mehr Punkte gibt's. Am Ende hieß es 145:92 für Schröck. "Ja, das lief ganz gut, obwohl ich eigentlich nicht so oft im Skills Lab bin", sagt Schröck mit einem amüsierten Lachen. "Eigentlich bin ich da nur zur Videoanalyse, weil wir dort viel Platz und Abstand zueinander haben und den Raum nun dafür nutzen. "

Vergleiche mit der Vorsaison will Schröck aber lieber nicht ziehen. "Die Vergangenheit ist abgehakt. Wir wollen einfach weitermachen und oben bleiben. An den letzten Spieltagen wird man dann sehen, was dabei herausspringt", sagt der 1,88 Meter große Innenverteidiger, der nach überstandener Blinddarmoperation in der Abwehr wieder seinen Mann steht. Mit ihm kassierten die Schanzer in 13 Partien 12 Gegentore, ohne ihn in 9 Spielen 11. Bei vier der sechs Zu-Null-Siege in dieser Saison stand "Schröcki" auf dem Platz. "Wir haben eine gute Stabilität. Wichtig ist nur, dass wir die Spiele gewinnen", sagt der faire Zweikämpfer lediglich - ob 1:0 oder 4:3 ist ihm egal.

Der bescheidene Abwehrspieler hat beim FCI schon etliche verletzungsbedingte Rückschläge verkraften müssen, kam aber stets zurück. So auch zuletzt nach seiner wohl kuriosesten Auszeit. Nachdem am Morgen des 3. Dezember 2020 seine Freundin Selina den gemeinsamen Sohn Lio im Ingolstädter Klinikum zur Welt gebracht hatte, verspürte der Jungvater am Abend starke Bauchschmerzen und suchte selbst das Krankenhaus auf - mit der Diagnose Blinddarmentzündung. "Da lag ich dann zwei Stockwerke unter ihr", erzählt Schröck von seinem schmerzhaften Vaterglück.

Zwei Monate später ist der FCI-Profi jedoch wieder wohlauf und voll bei Kräften. Zudem erlebt er auch sportlich wieder ungewohnte Glücksmomente wie beim 2:1-Last-Minute-Sieg gegen Viktoria Köln. "Das war schon einzigartig. Man kann auch nicht erklären, was man da fühlt. Es zeigt aber, was alles möglich ist, wenn man als Mannschaft bis zum Ende kämpft", sagt Schröck.

Trainer Tomas Oral geht noch weiter. "Wir spüren eine geballte Power in unserem Stadion, auch wenn keine Zuschauer da sind, weil wir wissen, dass die Fans zu Hause an den Bildschirmen mitfiebern. Sie wollen den Verein wieder in den Regionen sehen, wo er schon einmal war", sagt der FCI-Coach pathetisch. Im leeren Audi-Sportpark erlebt der 47-Jährige eine ungewohnte Dominanz seines Teams. Nach elf Heimspielen mit 26 Punkten stehen die Schanzer sogar besser da, als zum gleichen Zeitpunkt der Meistersaison in der 2. Bundesliga 2014/15 (24). Wenn Schröck und Co. in den nächsten Wochen fleißig Bonuspunkte sammeln, könnten die Fans nach Jahren der Talfahrt am Ende wieder einmal einen Aufstieg feiern.

gst


Gottfried Sterner