Ingolstadt
Nichts ist unmöglich

Der FC Ingolstadt stand schon einmal nach der Hinrunde mit nur zehn Punkten da - und sicherte sich noch den Klassenerhalt

18.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:26 Uhr

−Foto: Schuhmann

Ingolstadt (DK) Die Fans im Audi-Sportpark skandierten "Nie mehr 3. Liga", feierten die auf dem Rasen versammelte Mannschaft um Kapitän Stefan Leitl sowie Trainer Tomas Oral und ließen sich das spontan spendierte Freibier schmecken. Der FC Ingolstadt hatte gerade Energie Cottbus dank eines Treffers von Collin Quaner mit 1:0 bezwungen und bejubelte am vorletzten Spieltag der Saison 2011/12 ausgelassen den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga - und die Schanzer hatten auch allen Grund dazu. Schließlich hatte der FCI nach der Hinrunde mit nur zehn Punkten noch auf dem letzten Tabellenplatz gelegen. Der Abstieg in die 3. Liga schien weitaus realistischer als der Ligaverbleib.

"Wenn man mit zehn Punkten in die Rückrunde startet, ist es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, noch die Liga zu halten", stellte Oral damals fest und ergänzte: "Wir haben hier Sensationelles erreicht." Darauf hoffen die Ingolstädter in der aktuellen Saison ebenfalls. Denn wie vor sieben Jahren hat der FCI auch aktuell nur zehn Zähler auf seinem Konto und benötigt in der Rückrunde, die am kommenden Samstag (13 Uhr, Audi-Sportpark) mit dem Derby gegen Jahn Regensburg beginnt, schon ein kleines Fußballwunder.

Dass die Mission für Trainer Jens Keller aber keineswegs unmöglich ist, zeigte Oral damals eindrucksvoll. Der damals 38-Jährige folgte im November 2011 auf Benno Möhlmann, zudem übernahm Thomas Linke den Sportdirektor-Posten von Harald Gärtner. Doch der erhoffte Trainereffekt blieb zunächst aus. Mit nur einem Punkt aus drei Partien konnten die Schanzer unter Oral die Rote Laterne nach der Hinserie nicht mehr abgeben.

Damals wie heute lieferten sich mehrere Klubs im Tabellenkeller ein Schneckenrennen. Mit Hansa Rostock (17., 11 Punkte), dem Karlsruher SC (16., 12 Punkte) und Alemannia Aachen (15., 13 Punkte) war das Tabellenende genau so dicht gestaffelt wie aktuell mit dem 1. FC Magdeburg (17., 11 Punkte), SV Sandhausen (16., 12 Punkte) und dem MSV Duisburg (15., 13 Punkte).

Den "Existenzkampf", wie Leitl einst die Situation beschrieb, nahmen die Ingolstädter mit Beginn der Rückrunde dann endgültig an. Dank vier Zählern gegen den FC St. Pauli (1:0) und Erzgebirge Aue (1:1) überwinterte der FCI auf einem Nichtabstiegsplatz und setzte seine beeindruckende Aufholjagd auch im neuen Jahr fort. Bis zum 32. Spieltag (1:4 gegen 1860 München) blieben die Schanzer ungeschlagen und krönten ihre starke Rückserie schließlich mit dem erlösenden Sieg gegen Cottbus.

"Für mich ist es nicht einfach, jetzt die richtigen Worte zu finden. Die Erleichterung ist natürlich riesengroß", meinte Oral über die Rettung. Mit 37 Punkten - zum Abschluss kassierte der FC Ingolstadt bei Eintracht Braunschweig (0:1) die insgesamt zweite Niederlage der Rückserie - schlossen die Schanzer ihre dritte Zweitliga-Saison auf dem zwölften Tabellenplatz ab. Den Gang in die 3. Liga mussten unterdessen Rostock, Aachen und Karlsruhe - die Badener scheiterten in der Relegation an Regensburg - antreten.

Die Ingolstädter Fans dürfen also noch hoffen. Wenngleich der Mannschaft um Marvin Matip - der Kapitän absolvierte 2011/12 seine zweite Saison bei den Schanzern - freilich erst mal ein ähnlicher Kraftakt wie damals gelingen muss. Das Freibier dürfte der Verein sicher wieder gerne an seine leidgeprüften Anhänger ausschenken.
 

Julian Schultz