Ingolstadt
Krise als Chance?

FC Ingolstadt steht vor Umbruch - Aufsichtsrat vertagt Entscheidung über Sportchef

30.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:50 Uhr
Der frühere FCI-Kapitän Karl Meier, hier 2007 bei seiner Verabschiedung mit Vereinsgründer Peter Jackwerth, wird als mögliches neues Mitglied im Aufsichtsrat gehandelt. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Während der FC Ingolstadt in der 2. Bundesliga ums sportliche Überleben kämpft und am kommenden Samstag (13 Uhr) beim Bundesliga-Absteiger Hamburger SV die nächste schwere Aufgabe vor der Brust hat, stocken im Hintergrund die Planungen für die neue Saison. So vertagte der Aufsichtsrat auf seiner gestrigen Sitzung die Entscheidung, sich bereits jetzt auf einen neuen Sportdirektor festzulegen.

"Zum einen sind die Kandidaten sehr unterschiedlich, zum anderen hängt viel davon ab, in welcher Liga wir in der neuen Saison spielen", sagte FCI-Vereinsboss Peter Jackwerth. Mit Ex-Club-Vorstand Andreas Bornemann, der mittlerweile in Hamburger Medien als designierter neuer Sportchef von St. Pauli genannt wird, gehören Ex-HSV-Sportvorstand Dietmar Beiersdorfer, Marc Arnold (Eintracht Braunschweig) oder Alexander Friedl (Linz) der Kandidatenliste an.

Bisher hat man sich aber lediglich darauf geeinigt, mit Hilfe des Übergangssportdirektors Thomas Linke, der diese Funktion über das Saisonende hinaus nicht mehr ausüben will, eine Mannschaft für den Fall des Klassenerhalts zusammenzustellen. "Wenn es in die 3. Liga geht, rechnen wir ohnehin mit zehn bis zwölf Abgängen", erklärte Jackwerth weiter. Diese sollten aber adäquat ersetzt werden, weil der FCI wohl die sofortige Rückkehr in den Profifußball zum Ziel hätte.

Unabhängig von der sportlichen Entwicklung wird sich auch auf der Führungsebene der Schanzer strukturell und personell einiges ändern. Neben einem neuen Sportdirektor und Geschäftsführer, der je nach Kandidat und auch in Personalunion beide Ämter bekleiden könnte, gibt es vor allem hinsichtlich der Besetzung des Aufsichtsrats viele Ideen.

Klar ist, dass der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Frank Dreves auf eigenen Wunsch das Gremium verlassen wird. Seinen Posten soll sein derzeitiger Stellvertreter Martin Wagener antreten, der zudem aber auch noch dem Vereinsvorstand angehört und als solcher nicht den Vorsitz übernehmen soll. Dafür müsste der Leiter des zentralen Rechtswesens bei Audi von seinem Vereinsamt zurücktreten.

Wer für Dreves in den Aufsichtsrat nachrücken soll, ist offen. Der bisherige Sportdirektor Thomas Linke ist Jackwerths Wunschkandidat. "Ihn kann ich mir in der Position gut vorstellen", meinte Jackwerth bereits, Linke selbst will sich dazu aber erst nach dem Saisonende äußern. Außerdem wird auch Vereinsvorstand Christoph Heckl als Anwärter gehandelt. Der 50-Jährige frühere Trainer des MTV Ingolstadt ist beim FCI für die Jugend und Frauen zuständig und hat zudem jahrelange Erfahrung im Vereinswesen.

Aber auch bei Audi selbst gibt es neue Namen, die mit einem Posten im FCI-Aufsichtsrat in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise Karl Meier. Der einstige FCI-Kapitän, der zuvor jahrelang für den MTV Ingolstadt aktiv war, bekleidet als Wirtschaftsingenieur mittlerweile eine Führungsposition beim Hauptsponsor und ist seit 2016 im Motorenwerk in Györ/Ungarn für die Q3-Produktion zuständig. Nun soll der 43-Jährige, zweifache Familienvater nach Ingolstadt zurückkehren. Ebenfalls MTV-Vergangenheit weist Thomas Glas auf. Der einstige Torjäger ist für das internationale Sportmarketing bei Audi zuständig und begleitete bisher auch die Aktionen mit und rund um den FC Bayern München, an dem Audi 2011 für 90 Millionen Euro einen 8,33-Prozent-Anteil erwarb. Wenn diese Aufgabe nach der geplanten Übernahme der Audi-Anteile durch BMW künftig geringer werden sollte, könnte auch der 39-Jährige wieder näher an seinen Heimatklub heranrücken.

Ob der sechsköpfige Aufsichtsrat, dem neben Dreves, Wagener und Jackwerth noch Audi-Personalvorstand Wendelin Göbel, der Ingolstädter Alt-OB Alfred Lehmann und Ex-Audi-Personalvorstand Andreas Schleef angehören, erweitert werden soll oder es zu einer Personalrochade kommt, ist noch unklar. Fest steht, dass die Fußballkompetenz im Gremium vergrößert werden soll.

Gottfried Sterner