Kaiserslautern
Fast zufrieden

FCI-Sportchef Michael Henke hadert mit Chancenverwertung beim 0:0 in Kaiserslautern - und seinem kuriosen Platzverweis

31.07.2019 | Stand 23.09.2023, 8:01 Uhr
Michael Henke, Sportdirektor des FC Ingolstadt −Foto: Oliver Strisch

Kaiserslautern (DK) Auch eine Stunde nach Abpfiff fachsimpelten die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern an den Bierständen rund um das Fritz-Walter-Stadion noch über das intensive Duell gegen den FC Ingolstadt. "So ein Spiel haben wir hier schon lange nicht mehr gesehen", meinte beispielsweise ein Fan zu seinen beiden Mitstreitern nach dem torlosen Unentschieden.

Packende Zweikämpfe, hohes Tempo, Chancen auf beiden Seiten und zwei Platzverweise: Die Drittliga-Partie bot - bis auf die fehlenden Tore - fast alles, was das Fußball-Herz höher schlagen lässt. "Es war extrem geil", schwärmte selbst Ingolstadts Torhüter Fabijan Buntic, der sich erstmals in dieser Saison auszeichnen konnte und mitentscheidend für den Punktgewinn war. "Hier spürt man einen Fußball-Flair aus einer anderen Zeit", ergänzte Linksverteidiger Marcel Gaus, der zwischen 2013 und 2017 für die "Roten Teufel" gespielt hatte.

Der "Betze" brannte am Dienstagabend also mal wieder - wobei es Innenverteidiger Thomas Keller bei einem überharten Einsteigen gegen FCK-Angreifer Timmy Thiele übertrieb, mit Rot vom Platz flog und gestern vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für zwei Ligaspiele gesperrt wurde. Weil sich Michael Henke über den Platzverweis beim Linienrichter beschwerte, wurde auch der Ingolstädter Sportchef von Schiedsrichter Sven Waschitzki des Spielfeldrands verwiesen.

"Wir sind da in meinen Augen insgesamt auf dem falschen Weg", sagte der 62-Jährige, der in den vergangenen Tagen in Kassel beim Internationalen Trainerkongress weilte, über die Regeländerung (siehe Kasten). "Dort herrschte die einhellige Meinung, dass man einen Riesenfehler macht, wenn man versucht, alle Emotionen aus dem Spiel zu nehmen", berichtete Henke über das Symposium mit rund 1000 Trainern.

Im Heimspiel morgen Abend (19 Uhr, Magenta Sport) gegen die Würzburger Kickers muss der Sportchef damit auf der Tribüne Platz nehmen. "Das finde ich nicht so tragisch, denn ich nehme meine Rolle nicht zu wichtig", meinte Henke und lenkte den Blick auf die Leistung der Ingolstädter. Denn mit dieser war er trotz des leidenschaftlichen Auftritts in Kaiserslautern nicht vollauf zufrieden: "Mir hat gefallen, dass wir zu Null gespielt haben. Mir hat aber nicht gefallen, dass wir in einem Auswärtsspiel die Vielzahl an Chancen nicht genutzt haben." Entweder fehlte den Ingolstädtern die letzte Entschlossenheit, oder sie waren wie beim Lattentreffer von Maximilian Beister (52.) im Pech. "Wir müssten mit aller Macht versuchen, solche Spiele für uns zu entscheiden", haderte Henke.

Abhilfe könnte ein weiterer Mittelstürmer schaffen. Doch wie schon zuletzt ließ sich Henke auch gestern nicht aus der Reserve locken. "Wir beschäftigen uns damit und sind immer wieder in guten Gesprächen. Es muss aber auch von allen Seiten passen", wiederholte der Sportchef seine Aussagen der vergangenen Wochen und ließ offen, nach welchem Stürmertyp die Schanzer Ausschau halten.

Am wahrscheinlichsten ist jedoch ein Ersatzkandidat für Kutschke. Der "Anker bei uns in der Mannschaft", so Henke, bestritt bislang als einziger Offensivspieler alle Partien über die volle Distanz. "Zwei bis drei Kandidaten" habe der Sportchef aktuell auf seiner Liste, das Transferfenster ist noch bis 2. September geöffnet. "Wir haben noch Zeit und machen keinen Schnellschuss. An den drei Spielen hat man ja auch gesehen, dass die Mannschaft ganz gut aufgestellt ist. Sonst hätten wir jetzt nicht sieben Punkte."

Keinen Bedarf sieht Henke unterdessen auf der Rechtsverteidigerposition. Durch die Verletzungen von Michael Heinloth (Muskelfaserriss) und Frederic Ananou (Schulter-OP) half Peter Kurzweg zuletzt auf der rechten Abwehrseite aus. Zudem rückte Gaus vom defensiven Mittelfeld wieder auf die linke Abwehrseite. Ein kleines Hintertürchen ließ sich Henke dennoch offen: "Es hängt auch immer vom Markt ab, ob sich etwas anbietet, das uns in der Breite noch mal stärker macht."

Auch im defensiven Mittelfeld vertraut der Sportchef dem vorhandenen Personal und rechnet mit einer baldigen Rückkehr von Tobias Schröck (Hüftprobleme) und Maximilian Thalhammer (Kniereizung), die gestern wieder im Training waren. "Dann haben wir wieder viele Möglichkeiten", so Henke, der den Kader nicht unnötig vergrößern will: "Wir wollen eine saubere Truppe behalten. Die Anfangserfolge sind schließlich auch ein Verdienst des Teamgedankens, der aktuell gelebt wird."
 

Julian Schultz