Ingolstadt
Interne Lösung?

FCI-Aufsichtsrat Wagener plädiert für Chefscout Zehe als Sportdirektor und hofft noch auf Linke

02.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:15 Uhr
Martin Wagener (links), hier neben FCI-Vereinsgründer Peter Jackwerth, will sich als designierter Aufsichtsratsvorsitzender künftig stärker in die Vereinsarbeit einbringen. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Beim FC Ingolstadt deuten sich nach dem Abstieg in die 3. Liga Veränderungen in der Führungsetage an. So hat sich der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Martin Wagener, der als designierter Nachfolger des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Dreves gilt, gegenüber unserer Zeitung für eine neue Ausrichtung des Vereins stark gemacht. Dabei sollen auch regionale Gesichtspunkte wieder eine größere Rolle spielen.

"Der offene Brief der Fanszene spricht mir zu großen Teilen aus dem Herzen. Da werden viele Dinge angeregt, die auch ich richtig finde", sagt Wagener. "Ich plädiere dafür, sowohl bei der Neubesetzung des Sportdirektors als auch des Trainers regionale Kandidaten mit zu berücksichtigen", sagt Wagener.

Namentlich nennt der 61-Jährige, der ab Juli seine Tätigkeit bei Audi als Chefjurist im Zuge einer Altersruheregelung niederlegt, den bisherigen Leiter der Scoutingabteilung, Florian Zehe, als Kandidaten für den Sportdirektorposten. "Florian Zehe hat die Gespräche mit den Spielern geführt und auch mit potenziellen Neuzugängen verhandelt. Wir sind ziemlich weit mit der Planung, und dieser Kader wird absolut Drittligatauglichkeit haben", sagt Wagener. "Auch bezüglich der Neubesetzung des Trainerpostens sollten wir Kandidaten aus unserem Nachwuchsleistungszentrum oder solche, die schon mit unseren jungen Talenten gearbeitet haben, zumindest in Erwägung ziehen", fordert Wagener.

Neben Roberto Pätzold, der seit 2015 das U19-Bundesliga-Team der Schanzer trainiert und in dieser Saison überraschend auf Rang drei führte, kommt demnach auch Tomislav Stipic in Frage. Der 39-jährige Kroate, der mit seiner Familie in Hitzhofen lebt, war früher Audi-Mitarbeiter und nebenher FCI-Nachwuchstrainer, ehe er ganz auf die Schiene Fußball setzte. Seit 2014 sammelte er als Trainer bei Erzgebirge Aue, den Stuttgarter Kickers, bei Nantong Zhiyun in China und zuletzt bei den Grasshoppers Zürich Erfahrungen im Profigeschäft. Zudem hat er die A-Junioren von Eintracht Frankfurt trainiert. Pätzold ist seit März 2019 im Besitz der DFB-Fußballlehrerlizenz, Stipic hat die Lizenz im kroatischen Verband erworben.

Abhängig ist die Besetzung des Trainerpostens aber auch vom künftigen Sportdirektor. Hier sind neben Zehe auch externe Kandidaten im Gespräch. Während sich das Thema Dietmar Beiersdorfer in der 3. Liga erledigt haben dürfte, und auch der ehemalige Braunschweiger Manager Marc Arnold nach Informationen unserer Zeitung aus dem Rennen ist, sollen der Österreicher Alexander Friedl (zuletzt Linzer ASK) und Otmar Schork (bisher SV Sandhausen) weiter Chancen besitzen.

Wagener will sich zudem dafür einsetzen, dass sich der ehemalige FCI-Spieler Karl Meier, jetzt Audi-Führungskraft, im Verein engagiert und auch Thomas Linke den Schanzern erhalten bleibt. "Thomas Linke hat in den vergangenen Wochen über die Maßen angeschoben und alle Kräfte für den Verein mobilisiert. Erst mit ihm, Tomas Oral und Michael Henke hatten wir überhaupt noch die Chance auf den Klassenerhalt, und obwohl wir es letzten Endes nicht geschafft haben, haben wir immerhin erreicht, dass wir die Region und die Anhänger mit dem Aufschwung zum Schluss noch versöhnt haben und wir jetzt mit einer gewissen Ruhe an einer Neuausrichtung arbeiten können", meint Wagener und hofft, den 49-Jährigen trotz dessen Erklärung, nicht über das Saisonende hinaus für den FCI tätig zu sein, umstimmen zu können. "Wir wollen ihn im Aufsichtsrat haben, weil wir dort seine Fußballkompetenz brauchen, damit wir nicht nochmals so Entscheidungen wie die Verpflichtung von Angelo Vier treffen. Das wollen wir verhindern", sagt Wagener, der bezüglich des Saisonverlaufs mit den vielen Personalwechseln weitere Selbstkritik übt. "Die Trennung von Geschäftsführer Harald Gärtner fand in meinen Augen - aus welchen Gründen auch immer - eindeutig zu spät statt, trotz all seiner Verdienste für den FCI. Das hat in der Summe letztlich zu diesem Ergebnis geführt."

Fest legt sich Wagener bezüglich der Personalie Michael Henke. "Ich bin sehr optimistisch, dass er weiterhin im Verein tätig bleibt. Er soll ein Bindeglied zwischen Mannschaft und sportlicher Leitung sein, in welcher genauen Funktion werden wir sehen, wenn der Trainer feststeht", sagt Wagner und erklärt Henke zu einer Säule des Vereins. "Michael Henke kann anerkannt gut mit jungen Menschen umgehen und sie motivieren. Er ist vom Verein aus im sportlichen Bereich gesetzt." Eine Aufsichtsratssitzung zu Beginn der Woche soll nun die Entscheidung bringen, wie es beim FCI personell weitergeht.
 

Gottfried Sterner