Ingolstadt
"Glücksmoment" gesucht

Angreifer Charlison Benschop wartet seit elf Wochen auf einen Treffer für den FC Ingolstadt

19.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:01 Uhr
Keine Werbung in eigener Sache konnte Ingolstadts Angreifer Charlison Benschop (rechts) im Testspiel gegen den TSV 1860 München und Aaron Berzel betreiben. −Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Die Testspielniederlage des FC Ingolstadt gegen Drittligist 1860 München (1:2) hat vor allem zwei Erkenntnisse geliefert: Zum einen konnte sich keiner der Reservisten aufdrängen, zum anderen blieb der Tabellenletzte der 2. Fußball-Bundesliga in der Chancenverwertung wie schon so oft in dieser Saison vieles schuldig.

Eigentlich hätte Charlison Benschop gestern Abend (Ortszeit) mit der Nationalmannschaft Curacaos in der Nations-League-Qualifikation gegen Guadeloupe auf dem Platz stehen sollen. Statt auf die 8296 Kilometer entfernte Karibikinsel zu reisen, blieb der Angreifer aber in Ingolstadt. "Der Fokus liegt auf dem Klub und deshalb habe ich meine Priorität auf Ingolstadt gelegt", begründet der 29-Jährige seinen Verzicht und ergänzt: "Ich hatte das Gefühl, dass ich Spielpraxis brauchte. "

Nach seinen 67 Minuten am vergangenen Freitag in der Partie gegen die Sechziger bleibt allerdings festzuhalten, dass sich Benschop - wie andere Reservisten auch - nicht groß empfehlen konnte. Zwar war dem Mittelstürmer das Bemühen nicht abzusprechen, am Ende stand aber nur ein gefährlicher Torabschluss zu Buche. "Ich war die ersten 30 Minuten eigentlich ganz gut im Spiel, habe dann aber etwas nachgelassen", meint Benschop.

Nico Karger (15.) und Semi Belkahia (27.) haben die Löwen in Führung gebracht - und dem FCI dabei Anschauungsunterricht in Sachen Effizienz gegeben. Schließlich hatte die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka bis zu den Treffern kaum eine nennenswerte Möglichkeit. Die bis dahin beste Ingolstädter Chance verbuchte Benschop, aus halbrechter Position verzog er aber deutlich. "Es fehlt ein Glücksmoment, damit der Knoten platzt", stellt der dreifache Nationalspieler fest. "Aber je mehr man darüber nachdenkt, desto schwieriger wird es. "

Ebenfalls als schwierig bezeichnet Benschop seine derzeitige Reservistenrolle beim FCI. In den vergangenen drei Pflichtspielen wurde er von Trainer Alexander Nouri kein einziges Mal berücksichtigt. "Ich bin nicht glücklich darüber. Ich bin nicht nach Ingolstadt gekommen, um auf der Bank zu sitzen. Aber diesen Anspruch sollte jeder Profi haben. Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Qualität der Mannschaft helfen kann", erzählt der 68-fache Zweitliga-Profi. "Aber es ist natürlich die Entscheidung des Trainers, wen er aufstellt - und die anderen Jungs machen es derzeit ja auch gut. "

In Kirchheim, wo sich unter anderem der einstige Trainerkandidat Jens Keller unter die rund 350 Zuschauer gesellte, sammelte beispielsweise Dario Lezcano (69./Foulelfmeter) mal wieder etwas Selbstvertrauen. Der Angreifer hat wie Benschop zuletzt vor elf Wochen getroffen. "Das wird ihm guttun", meint Nouri, ohne dabei die mangelnde Chancenverwertung zu vergessen: "Wir machen wieder aus zahlreichen Möglichkeiten zu wenig und hätten vorne den einen oder anderen Ball besser halten können. "

Mit aktuell 13 Treffern stellen die Ingolstädter nach dem MSV Duisburg die zweitschwächste Offensive im Unterhaus. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum in der Vorsaison hatten die Schanzer bereits 23 Tore erzielt. Überhaupt gelangen dem FCI in der 2. Bundesliga nach 13 Spieltagen nur in der Spielzeit 2013/14 weniger Treffer.

Doch wie will Nouri die Ladehemmung beheben? "Grundsätzlich musst du weiter an dich glauben und Gas geben", fordert der Coach und ergänzt: "Es ist ja positiv, dass wir uns die Chancen erspielen. Aber wir müssen natürlich an der Effizienz arbeiten. " Dafür bleiben Nouri noch fünf Tage Zeit. Am kommenden Sonntag wartet bei Dynamo Dresden die nächste richtungsweisende Partie.

"Es ist Zeit für einen Dreier", meint Benschop, der die beiden trainingsfreien Tage nutzte, um mit seiner Familie die Schwiegereltern in Düsseldorf zu besuchen. "Wir haben uns in den letzten drei Spielen gesteigert. Jeder weiß, was er auf dem Platz zu tun hat. Aber jetzt müssen wir uns dafür auch mal belohnen", ergänzt er. Ein Ende der Offensivschwäche ist dafür die Grundvoraussetzung.

 

Julian Schultz