Pfiffe als Genuss: FC Ingolstadts neue Lust an rustikalem Fußball

01.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Ingolstadt (dpa) RB Leipzig war entnervt. Mit rustikalem Fußball erkämpft sich der FC Ingolstadt beim Champions-League-Aspiranten einen Punkt. Die Hoffnung im Abstiegskampf lebt: Das nächste Endspiel gibt's gegen Leverkusen.

Der Jagdinstinkt des FC Ingolstadt ist endgültig geweckt. Nach dem Punktgewinn bei Champions-League-Aspirant RB Leipzig hoffen die Schanzer mit einem untrüglichen Gespür für die Wahl der richtigen Mittel auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga. „Wir sind in der Jägerrolle und brauchen Lust am Spielen und Jagen“, betonte Trainer Maik Walpurgis nach dem 0:0 in Leipzig.

Ein visueller Genuss war das Remis beim Tabellenzweiten am Samstag nicht, den Schanzern war das am Ende jedoch herzlich egal. „Wir können wesentlich besser spielen, das haben wir auch in den vergangenen zwei Wochen“, konstatierte Walpurgis, „aber wenn man dann ohne Punkte dasteht, dann muss man sich hinterfragen.“

Die Analyse von Walpurgis ergab offenbar, dass Kampfkraft und teils übertriebene Härte beim Champions-League-Aspiranten gefordert waren. „Es ist ein Genuss, wenn ein ganzes Stadion nach dem Abpfiff pfeift“, meinte sein Assistent Michael Henke nach dem 29. Punkt des Tabellenvorletzten in dieser Saison. „Das muss man aufsaugen, das ist das größte Kompliment, das man der Mannschaft machen kann.“

Ralph Hasenhüttl schüttelte indes während der Partie immer wieder wütend den Kopf und wollte gar nicht mehr hinschauen. Die Spielweise seiner früheren Schützlinge am 31. Spieltag kannte der RB-Coach nur zu gut. „Es war vielleicht die Rache dafür, dass ich früher auch auf diese Art und Weise versucht habe, mein Fell so teuer wie möglich zu verkaufen. Ich kann aber sagen, dass ich schon damals nach den Spielen keine Befriedigung empfunden habe“, sagte Hasenhüttl.

Zerstören gegnerischer Offensivbemühungen, Zeitschinden, intensive Zweikämpfe - der Aufsteiger aus Sachsen ließ sich vom Tabellen-17. entnerven. „Es war klar, dass es hitzig wird. Wir mussten mit unseren Mitteln ihre Qualität brechen, eben auch mit einigen unfairen Mitteln“, sagte Verteidiger Markus Suttner.

Das führte jedoch auch dazu, dass Mittelfeldspieler Alfredo Morales (86. Minute/Gelb-Rote Karte) und Verteidiger Roger (5. Gelbe Karte) am kommenden Samstag im überlebenswichtigen Heimspiel gegen das ebenfalls abstiegsbedrohte Bayer Leverkusen fehlen werden. Dennoch versicherte Suttner: „Wir haben unseren Matchplan zu hundert Prozent umgesetzt.“

Das lag auch daran, dass Walpurgis besondere Erfahrungen mit Leipzig hat. „Ich kenne grundsätzlich die Spielweise von RB sehr gut, sie ist ja auch irgendwo ähnlich der unsrigen. Ich kenne RB, seit sie in der Regionalliga sind, ich kenne jeden RB-Spieler im Detail, und deshalb wissen wir auch sehr genau, was auf uns zukommt, wenn wir gegen sie spielen“, bemerkte Walpurgis, der schon als Trainer der Sportfreunde Lotte und des VfL Osnabrück gegen die Sachsen antrat.

Die Ingolstädter kennen indes die Situation, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Das könnte gegen das in dieser Saison abgestürzte Bayer-Team ein Vorteil sein. „Leverkusen hat den Druck und die Angst, da unten reingerissen zu werden“, sagte Kapitän Marvin Matip. „Wenn man gegen Leipzig zu Null spielen kann, kann man auch gegen Leverkusen zu Null spielen. Die Heimspiele werden es jetzt entscheiden.“ Gegen Leverkusen und am letzten Spieltag gegen Schalke müssen sechs Punkte her - dann könnte es doch noch reichen, den vorletzten Platz zu verlassen und dem direkten Abstieg zu entgehen.