Ingolstadt
Auf dem Weg zum Gewinner

Phil Neumann hat sich nach langer Anlaufzeit beim FCI entwickelt - und ist jetzt wieder gefragt

09.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:56 Uhr
Verteidiger Phil Neumann (links) war bei Tomas Oral eine feste Größe. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) In dieser Saison beim FC Ingolstadt von Gewinnern zu sprechen, fällt schwer. Zu sehr gleicht die turbulente Spielzeit einer wilden Achterbahnfahrt, bei der es erst seit fünf Spielen nach oben geht. Persönlich trifft das auch auf Phil Neumann zu.

Der 21-jährige Verteidiger durchlebte bei den Schanzern viele Tiefen, ehe er nun im Höhenflug ist: Seit Trainer Tomas Oral und sein Assistent Michael Henke übernahmen, ist der frühere Schalker in der Abwehr gesetzt. Jetzt hofft Neumann, dass er auch am Sonntag (15.30 Uhr) im Zweitliga-Heimspiel gegen den SV Darmstadt dabei sein kann.

Noch schmerzt den zehnfachen Junioren-Nationalspieler der linke Knöchel. Ein dunkelblauer Fleck lässt erkennen, an welcher Stelle ihn Hamburgs Bakery Jatta beim 3:0-Sieg am vergangenen Samstag mit den Stollen traktierte. Seither absolviert Neumann nur Lauftraining, ist aber zuversichtlich. "Bis Sonntag sollte ich wieder fit sein", sagt der Rechtsverteidiger.

Neumann ist quasi Henkes Schützling. Mit 1,92 Metern Körpergröße, gutem Kopfballspiel und ordentlichem Tempo bringt der auch technisch versierte Jungprofi gute Voraussetzungen für einen Verteidiger mit. Taktisch muss der Schlaks aber noch dazulernen. "Er hat große Möglichkeiten, aber er muss gefördert werden", sagt der Co-Trainer, der bereits in der vergangenen Saison mit ihm gearbeitet hatte. Doch zu mehr als zwei längeren Einsätzen kam es nicht.

Auch in der laufenden Saison spielte er bei Ex-Trainer Stefan Leitl zunächst kaum eine Rolle. Dann entdeckte ihn Alexander Nouri als rechten Innenverteidiger in der Dreierkette, ehe er nach den Winterverpflichtungen bei Jens Keller wieder in der Versenkung verschwand. "Die Saison hat mir gezeigt, dass man nie aufgeben darf, selbst wenn die Situation aussichtslos scheint", sagt Neumann, der seit seinem Comeback beim 4:2-Sieg in Duisburg keine Spielminute versäumt hat und nun immerhin auf 18 Einsätze kommt. Beim 2:2 in Kiel war ihm sogar sein erstes Zweitliga-Tor gelungen.

Mittlerweile merkt man dem zurückhaltenden Mann aus dem Ruhrgebiet, dessen Schüchternheit ihm in der neuen Umgebung fern der Heimat zunächst zu schaffen machte, das gestiegene Selbstvertrauen an. "Der Trainer hat gesagt, dass ich noch mehr an meine Stärken glauben soll. Und jeder Sieg gibt einem natürlich ein besseres Gefühl", sagt Neumann. Mit einer Erklärung dafür, warum es nun für das ganze Team besser läuft, tut er sich aber schwer. "Es ist einfach noch mehr Wille im Team, und wir versuchen noch entschlossener, unsere Chancen zu nutzen", meint der 21-Jährige. "Vielleicht haben wir davor auch den Ernst der Lage lange nicht so erkannt, und dann sind wir in einen Strudel hineingeraten. Hoffentlich haben wir rechtzeitig die Kurve bekommen", sagt Neumann.

Das Hinspiel in Darmstadt könnte er gut in Erinnerung haben, wenn am Spielende SV-Kapitän Fabian Holland nicht den Elfmeter geschunden hätte, der zum 1:1-Ausgleich führte. Bis dahin hatte gerade Neumann bei Kellers Premiere als FCI-Trainer eine gute Leistung in der Innenverteidigung geboten und bis zur Winterpause seinen Platz im Team erkämpft. "Die Position hat mir gut gefallen, weil man mehr Verantwortung hat. Aber rechts kann ich mehr nach vorne gehen", sagt Neumann, der noch bis 2020 vertraglich an den FCI gebunden ist. Aber daran denkt er jetzt nicht, sondern nur an den Sonntag. Dann soll dieses Mal auch beim Schlusspfiff die Null gegen Darmstadt stehen und sein Team einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht haben. Gelingt dies, wäre Neumann mit Sicherheit noch ein Gewinner dieser Saison.

GUTE BILANZ GEGEN DARMSTADT

Der SV Darmstadt ist  seit Langem ein Weggefährte des FC Ingolstadt. Bereits 2006 kam es in der Regionalliga Süd zum ersten Aufeinandertreffen. Die Partie endete 2:2 – das Standardergebnis auch für die nächsten drei Begegnungen. 

Insgesamt duellierten sich die Schanzer mit den „Lilien“ bereits elfmal. Und nur einmal, auswärts beim 0:2 in der Bundesliga, als Trainer Ralph Hasenhüttl seinem Team vor der Partie mitgeteilt hatte, dass er es  am Saisonende verlässt, mussten sich die Schanzer geschlagen geben. Ansonsten stehen vier Sieg und sechs Unentschieden zu Buche. Gegen kaum einen anderen Zweitligisten kann der FCI eine solche gute Bilanz aufweisen. Den letzten Erfolg feierten die Schanzer nach Toren von Stefan Kutschke, Sonny Kittel und Thomas Pledl am 29. September 2017.

Auch früher schon gab es  packende Duelle in diesem Städtevergleich. 16-mal traf der ESV Ingolstadt auf die Hessen (3 Siege, 3 Unentschieden, 10 Niederlagen) und feierte einmal einen 7:2-Heimerfolg. Ein Ringseer, Willibald Weiß,  wechselte sogar zu den „Lilien“ und verbrachte dort (1974 bis 82) sogar die  erfolgreichste Zeit seiner Karriere mit zwei Saisons in der Bundesliga. Er bestritt  238 Spiele und erzielte 25 Tore. Der MTV traf 1979/80 in der 2. Liga Süd zweimal auf die Darmstädter (2:2 und 0:5). 

Gottfried Sterner