Ingolstadt
Unzufriedener Reservist

FCI-Verteidiger Marcel Gaus hofft nach überzeugendem Test gegen Würzburg auf mehr Einsatzzeiten

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Marcel Gaus (Nr.19, FC Ingolstadt 04) in der Vorwaertsbewegung, FC Ingolstadt 04 - Karlsruher SC, 2. Bundesliga, Fussball, Testspiel, 21.07.2018, Foto: Oliver STRISCH, strisch.de −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Zum ersten Mal seit der Sommervorbereitung stand Marcel Gaus beim 1:0 des FC Ingolstadt gegen die Würzburger Kickers (1:0) wieder über die volle Distanz auf dem Platz. Nicht nur wegen seiner Vorlage zum entscheidenden Treffer durch Stefan Kutschke hinterließ der Abwehrspieler im Testspiel am Freitag einen ordentlichen Eindruck - und traut sich den Abstiegskampf mit den Schanzern zu.

Die Frage war noch gar nicht beendet, da vollendete Gaus diese einfach selbst. Wie es sich angefühlt habe, dass er mal wieder über 90 Minuten "spielen durfte", vervollständigte der 29-Jährige und gab damit unfreiwillig einen Einblick in sein Seelenleben. Dem Linksverteidiger war nach dem seltenen Erfolgserlebnis mit dem Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga nämlich anzumerken, wie froh er war, endlich mal wieder über die volle Distanz auf dem Platz gestanden zu haben. "Ich bin ein Spieler, der über seine körperliche Robustheit kommt und der für sein Spiel gewisse Körner braucht. Da tun 90 Minuten einfach gut", sagte Gaus, der gegen den Tabellenfünften der 3. Liga einer der auffälligsten Ingolstädter war.

Zum einen bereitete er den entscheidenden Treffer durch Kutschke mit einer Balleroberung vor. Zum anderen hielt er in der etwas hitzigeren zweiten Halbzeit mit einer entschlossenen Zweikampfführung dagegen - und sorgte damit auch dafür, dass sich die Mannschaft von Trainer Michael Schiele nach Abpfiff über die etwas ruppige Gangart beschwerte. "Das ist ein gutes Zeichen, wenn der Gegner meckert. Dann ist man auf dem richtigen Weg", entgegnete Gaus und forderte die gleiche Hartnäckigkeit für das "absolute Emotionsspiel" am kommenden Freitag beim Tabellenvorletzten SV Sandhausen.

Als "sehr aktiv und präsent" bezeichnete Alexander Nouri den Auftritt seines Verteidigers, den der Ingolstädter Trainer in den drei Pflichtspielen unter seiner Ägide noch kein einziges Mal berücksichtigt hatte. Wenn es nach Gaus geht, soll sich das in den kommenden Wochen natürlich ändern. "Ich werde mich niemals damit arrangieren, auf der Bank zu sitzen. Dafür musst du als Spieler, der hintendran ist, eben mehr machen", meinte der Linksfuß, der sich "definitiv als einer der Typen" sieht, auf die sich Nouri im Abstiegskampf verlassen könne. "Das habe ich in der Vergangenheit schon oft genug nachgewiesen", so Gaus selbstbewusst.

Auch wenn der Sieg gegen die Würzburger - der erste Erfolg seit 42 Tagen - für das Selbstvertrauen gut gewesen sei, sah der 194-fache Zweitliga-Profi aber auch "Luft nach oben". Denn nachdem die Schanzer die Kickers in der ersten Halbzeit mit ihrem aggressiven Pressing kaum zur Entfaltung kommen ließen, wurden sie nach Wiederbeginn zu passiv und hatten Glück, dass die Franken daraus zu wenig machten.

"In der ersten Halbzeit haben wir zusammen gekämpft. Das ist der Ansatz", sagte Gaus. Wenn dem FCI das nicht gelingt, "dann läuft man eben nur hinterher. Und das ist das, was wir nicht haben wollen". Was der 29-Jährige nicht mehr haben will, ist seine Reservistenrolle. Doch mit seinem couragierten Auftritt im Testspiel hat er gute Argumente gesammelt, dass sich das schon bald ändern könnte.
 

Julian Schultz