Alicante
Endlich wieder Vertrauen

Torwart-Leihgabe Philipp Tschauner soll FC Ingolstadt vor Abstieg bewahren

07.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr
Seine Stärken liegen auf der Linie und im Eins-gegen-Eins: Neuzugang Philipp Tschauner wurde von Bundesligist Hannover 96 ausgeliehen und hinterließ bisher einen guten Eindruck. −Foto: Schultz

Alicante (DK) „Körpersprache, Motivation und Erfahrung“: Mit diesen Eigenschaften will Torwart Philipp Tschauner Schlusslicht FC Ingolstadt zum Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga führen. Die Leihgabe von Hannover 96 gilt als designierte Nummer eins bei den Schanzern – auch wenn sich der 33-Jährige dazu noch zurückhaltend äußerte.

Die geballte Erfahrung tummelt sich gerade im Trainingslager des FCI zwischen den Pfosten.Satte 432 Zweitliga-Partien haben Tschauner, Philipp Heerwagen, Marco Knaller und Fabijan Buntic vorzuweisen. Mehr Routine auf der Torhüter-Position hat kein anderer Klub im Fußball-Unterhaus. Doch es kann bekanntlich nur einen geben, der beim Auftakt der Restrunde am 29. Januar bei Greuther Fürth im Tor steht - und es gilt als ausgemacht, dass das Tschauner sein wird.

"Wir müssen alle bei Null anfangen und uns aufs Neue präsentieren. Keiner von uns kann nach der Hinrunde den Anspruch haben, dass er gesetzt ist", weicht der Leihspieler zwar aus, ob er sich als künftige Nummer eins sieht. Doch es würde schon sehr verwundern, wenn der gebürtige Schwabacher den "offenen Konkurrenzkampf", so der neue Torwarttrainer Alexander Kunze, am Ende nicht für sich entschieden wird.

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Schließlich habe vor allem die Aussicht auf Spielpraxis den Wechsel nach Ingolstadt forciert. "In erster Linie war es so, dass ich in Hannover mit meiner Situation extrem unzufrieden war", erzählt Tschauner, der bei den Niedersachsen zu Saisonbeginn seinen Stammplatz an Michael Esser und das Kapitänsamt verlor. In den Gesprächen mit Geschäftsführer und Interims-Sportdirektor Harald Gärtner hat er stattdessen "direkt das Gefühl vermittelt bekommen, dass man gebraucht wird, einem vertraut wird und man seine Stärken einbringen soll. Das hat mich überzeugt."

Am Montag absolvierte er in Alicante/Spanien seinen fünften Tag mit dem FCI - und will mit "Körpersprache, Motivation und Erfahrung" vorangehen. Allein damit wird es aber nicht getan sein. Das weiß auch Tschauner, der seine Karriere beim 1. FC Nürnberg begann und zudem bei 1860 München und dem FC St. Pauli aktiv war. "Meine Hauptaufgabe wird sein, in den entscheidenden Momenten da zu sein", meint der Schlussmann, dessen Stärken vor allem auf der Linie und im Eins-gegen-Eins liegen.

Wie Neuzugang Mergim Mavraj sieht Tschauner im letzten Tabellenplatz der Schanzer einen "sehr großen Reiz. Es wird viel Arbeit werden, aber wenn jeder seine Stärken einbringt, werden wir den Turnaround schaffen", ist er zuversichtlich - und wird von Kunze bestätigt. Der Nachfolger von Carsten Nulle, der laut Gärtner für "frischen Wind" sorgen soll, steckte in der vergangenen Saison mit Eintracht Braunschweig im Abstiegskampf - und verlor diesen. "Man muss überzeugt sein, dass man es schafft. Und man muss extrem zusammenhalten", fordert Kunze.

Der 47-Jährige, der zuvor neun Jahre für Braunschweig arbeitete, stellt deshalb auch klar, dass es noch keine Entscheidung über die neue Nummer eins gegeben hat. "Es ist wichtig, dass das ganze Torwartteam funktioniert", sagt er über sein "sehr erfahrenes" Quartett. Doch zumindest so viel gibt er über Tschauner preis: "Er ist eine absolute Persönlichkeit. Er wird uns helfen."

Ob es bei dem Vierergespann beim FCI bleiben wird, ist dem Vernehmen nach noch völlig offen. Sowohl die Verträge von Heerwagen als auch Knaller laufen am Saisonende aus. Der Österreicher, der zu Saisonbeginn im Tor stand, gilt als wahrscheinlichster Wechselkandidat. "Es ist natürlich keine leichte Situation für ihn", meint Kunze, bescheinigt dem 31-Jährigen aber gute Trainingsleistungen.

Sollte Knaller den Klub verlassen, wären es übrigens "nur" noch 350 Zweitliga-Partien, die Tschauner & Co. an Erfahrung vorzuweisen haben. Man kann also getrost von einem Luxusproblem sprechen, das die abstiegsbedrohten Ingolstädter da plagt.
 

FC Ingolstadt in Kürze

Rückkehrer: Abwehrspieler Lucas Galvao trainierte gestern erstmals wieder mit dem Ball. Der 27-Jährige war vor drei Wochen nach anhaltenden Problemen am Sprunggelenk operiert worden und trainiert seitdem nur individuell. Wann der Brasilianer wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist noch offen. „Wir hoffen, dass es hier im Trainingslager noch klappt“, meinte Trainer Jens Keller. 

Verletzung: Platzt der Wechsel von Robert Leipertz zum 1. FC Heidenheim doch noch? Wie jetzt bekannt wurde, musste der 25-Jährige gestern operiert werden, nachdem sich seine Verletzung aus der Partie gegen Jahn Regensburg (1:2) als Sehnenriss im Gesäßmuskel herausstellte. Wie lange der Rechtsaußen ausfallen wird, ist noch unklar. „Wir waren in guten Gesprächen und warten jetzt die OP ab“, sagte Ingolstadts Geschäftsführer und Interims-Sportdirektor Harald Gärtner gestern. Leipertz war wie Marvin Matip und Osayamen Osawe kurz vor dem Trainingslager aussortiert worden. Die Heidenheimer sind laut Klubboss Holger Sanwald allerdings weiter an einer Rückholaktion interessiert. Leipertz absolvierte vor seinem Wechsel 2016 an die Donau bereits 70 Partien für die Mannschaft von der Ostalb.