Ingolstadt
Eine Chance für die jungen Wilden

FCI-Trainer Jens Keller setzt auf vier 21-Jährige in der Abwehr - Wird Fabijan Buntic die neue Nummer eins im Tor?

10.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:21 Uhr
Absprache: FCI-Keeper Fabijan Buntic (links) und Innenverteidiger Benedikt Gimber. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Viel hat nicht gefehlt, dann hätte der FC Ingolstadt seinem Trainer Jens Keller einen siegreichen Einstand beschert. Beim 1:1 in Darmstadt hatte der neue Chefcoach der Schanzer auf eine extrem junge Abwehr gesetzt - gleich drei 21-Jährige bildeten zusammen mit Routinier Marcel Gaus (29) die Viererkette, dazu kam Fabijan Buntic (21) im Tor.

Großchancen ließ das FCI-Bollwerk trotz 30-minütiger Unterzahl und Dauerbelagerung nicht zu - erst ein Schwalben-Elfmeter verhalf den Gastgebern zum Ausgleich. "Wir standen defensiv sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass wir ein Gegentor bekommen würden. Dass uns so ein Elfmeter den Sieg kostet, ist schon sehr ärgerlich", meinte Innenverteidiger Phil Neumann hinterher. Der Ex-Schalker war nach einer Rotsperre ins Team zurückgekehrt und bildete erstmals zusammen mit Benedikt Gimber das Abwehrzentrum.

"Es waren die guten Eindrücke im Training. Phil bringt Größe und Tempo ins Spiel, Bene ist aggressiv und zweikampfstark", begründete Keller seinen Entschluss für die beiden 21-Jährigen und meinte: "Die Entscheidung war nicht falsch." Wobei dies nicht auf Dauer so bleiben muss - mit den noch nicht hundertprozentig fitten Tobias Schröck und Lucas Galvao sowie Marvin Matip hat Keller weitere Kräfte in der Hinterhand.

Von größerer Tragweite kann da schon Fabijan Buntic' Nominierung im FCI-Tor sein. Nach seinem Profi-Debüt gegen den Hamburger SV stand der 21-Jährige auch in Darmstadt zwischen den Pfosten. Schließlich hatte Keller schon vor der Partie angekündigt, dass er auf dieser Position nicht wechseln möchte und "idealerweise einen Torwart bis zum Saisonende, mindestens aber bis zur Winterpause gefunden haben will".

Buntic, der in 67 Regionalliga-Spielen mit den Schanzern 16-mal ohne Gegentor geblieben war, wäre das beinahe bereits bei seinem zweiten Profi-Einsatz gelungen, ehe Elfmeterschütze Tobias Kempe dies verhinderte. "Ich konnte es nicht fassen, es war eine klare Schwalbe", sagte Buntic nach dem Spiel immer noch schockiert. "Dadurch, dass wir einen Mann weniger waren, kann man mit dem Punkt ein bisschen leben, aber wir sind trotzdem enttäuscht. Wir haben gut verteidigt. Darmstadt hatte gefühlt 50 Ecken und Flanken, aber wir hatten eine Mannschaft auf dem Platz, die füreinander gefightet hat", lobte der Keeper aber auch seine Kameraden. "Es freut mich, dass unser Jahrgang so stark ist. Wir verstehen uns gut, das sieht man auch auf dem Platz", meinte Buntic, der sich außerdem bei Kapitän Almog Cohen bedankte. "Er ist immer positiv und pusht uns. Die Mischung macht es irgendwo. Es macht Spaß, mit den Jungs um Punkte zu kämpfen."

Der wie Keller aus Stuttgart stammende Deutsch-Kroate hat seit zweieinhalb Jahren auf diese Chance gewartet. "Ich habe mein ganzes Leben für diesen Moment gearbeitet und lebe gerade meinen Traum. Jedes Spiel ist ein Highlight, egal gegen wen und wo. Ich werde das einfach wertschätzen und das Beste geben für das Team", sagte Buntic und will sich über seinen Status im FCI-Tor keine Gedanken machen. "Wenn der Trainer sich für mich entscheidet, freut es mich. Wenn nicht, akzeptiere ich das auch. Aber ich bin bereit, egal, was passiert", meinte der 1,94 Meter große Schlussmann, der derzeit vor Routinier Philipp Heerwagen (35) und Marco Knaller (31) liegt.

Zufrieden sind die jungen Wilden dennoch nicht. "Wir haben gut verteidigt, aber wir müssen für mehr Entlastung sorgen, damit wir mehr Ruhe und Rhythmus in unser Spiel bekommen", forderte Buntic, der von den Online-Lesern unserer Zeitung mit 26 Prozent der Stimmen zum Spieler des Spiels gewählt wurde, knapp vor Cohen (25) und Neumann (18). Letzterer richtet den Blick auf die verbleibenden Aufgaben zu Hause gegen den 1. FC Heidenheim und Jahn Regensburg: "Mit den Fans im Rücken können wir da etwas reißen. Ich bin überzeugt, dass wir gute Chancen haben, mit sechs Punkten mehr in die Winterpause zu gehen."
 

Gottfried Sterner