Bielefeld
Sieg im „Endspiel“

FCI bezwingt Bielefeld mit 3:1 und liegt nur noch einen Punkt hinter Abstiegsrelegationsplatz

21.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:43 Uhr
Der FC Ingolstadt hatte in Bielefeld Grund zum Jubeln. −Foto: Friso Gentsch (dpa)

Bielefeld (DK) Der FC Ingolstadt ist wieder mitten im Rennen um den Klassenerhalt. Durch das 3:1 (1:0) am Ostersonntag bei Arminia Bielefeld liegen die Schanzer nur noch einen Punkt hinter dem Abstiegsrelegationsplatz der 2. Fußball-Bundesliga.

Die Medienabteilung der Schanzer forderte schon vor dem Anpfiff einen mutigen Auftritt ihrer Mannschaft, die durch das Unentschieden (2:2) zwischen dem MSV Duisburg und SV Sandhausen am Vortag wieder auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallen war. „Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen“, zitierten die Ingolstädter in den sozialen Netzwerken mit Friedrich Schiller einen der bekanntesten Lyriker des Landes.

Personell wagte Trainer Tomas Oral allerdings nicht allzu viel und ließ sein Personal im Vergleich zum Unentschieden gegen Holstein Kiel (1:1) unverändert. Anders als in der Vorwoche schickte er seine Mannschaft aber in einem 4-3-3-System aufs Feld. Doch diese Umstellung zeigte zunächst überhaupt keine Wirkung – ganz im Gegenteil.

Der FCI fand überhaupt nicht in sein „Endspiel“ im Kampf um den Klassenerhalt und überließ den Gastgebern komplett die Kontrolle. Die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus, die ihren vierten Heimsieg in Folge anpeilte, hatte phasenweise bis zu 80 Prozent Ballbesitz und entschied auch rund zwei Drittel aller Zweikämpfe für sich – machte aus der Überlegenheit aber nichts.

Jonathan Clauss (18.) schloss nach einem Patzer von Jonatan Kotzke freistehend vor dem Tor völlig überhastet ab, sodass Philipp Tschauner gar nicht erst eingreifen musste. Bei einem Drehschuss von Andreas Voglsammer (22.) aus rund 16 Metern war der Ingolstädter Torhüter auf dem Posten und wehrte stark zur Seite ab.

Umso überraschender gingen die Gäste nach einer Ecke durch Sonny Kittel in Führung. Marcel Gaus (31.) drückte den Ball zum 0:1 über die Linie, nachdem Schlussmann Stefan Ortega diesen verpasst hatte. Für den 29-Jährigen war es der erste Treffer seit knapp einem Jahr. Die Schanzer gingen damit zum zwölften Mal in dieser Saison in Führung – und hätten diese wenig später sogar ausbauen können. Kittel (45.) scheiterte mit einem wuchtigen Abschluss aus halbrechter Position aber an Ortega, der auch den folgenden Kopfball durch Kerschbaumer mit viel Mühe abwehrte.

Weil zeitgleich der SSV Jahn Regensburg gegen Abstiegskandidat 1. FC Magdeburg mit 1:0 führte, lag der FCI zur Halbzeitpause in der Blitztabelle nur noch einen Punkt hinter dem Abstiegsrelegationsplatz. Und die Ingolstädter kamen dem „primären Ziel“, wie Vizekapitän das Erreichen des 16. Tabellenplatzes bezeichnet hatte, kurz nach Wiederanpfiff wieder ein Stück näher. Stefan Kutschke (48.) legte nämlich per Kopf das 0:2 nach, wieder bereitete Kittel den Treffer mit einer maßgenauen Flanke an den zweiten Pfosten vor.

Die Bielefelder Fans unter den 15.880 Zuschauern auf der Alm, wie die Schüco-Arena traditionell heißt, wurden merklich unruhig. Schließlich dürften sie bei frühlingshaften Temperaturen den vierten Heimsieg in Folge ihrer Mannschaft fest eingeplant haben. Stattdessen durften nach knapp einer Stunde erneut die rund 150 mitgereisten Anhänger der Schanzer jubeln. Der kurz zuvor für Kerschbaumer eingewechselte Thomas Pledl (63.) setzte sich nach einem klugen Steilpass von Darío Lezcano mit etwas Glück gegen gleich drei Gegenspieler durch und schob den Ball an Ortega vorbei zum 0:3 ins Tor.

Der FCI spielte nun wie verwandelt und war dem vierten Tor wesentlich näher als die Ostwestfalen dem Ehrentreffer. Kittel (75.) versuchte es im Strafraum mit einem Volleyschuss, den Bielefelds Kapitän Julian Börner aus kurzer Distanz mit dem Unterarm abwehrte. Schiedsrichter Tobias Reichel sah aber kein elfmeterwürdiges Handspiel.

Es stellte sich nur noch die Frage, ob die Ingolstädter zum ersten Mal seit dem Auswärtssieg bei Erzgebirge Aue (3:0) vor mehr als zwei Monaten ohne Gegentor bleiben und ob sie im Abstiegskampf auf Schützenhilfe des ungeliebten Rivalen aus Regensburg hoffen konnten. Zu Null ging es zwar nicht, weil Voglsammer (89.) kurz vor Schluss per Freistoß das 1:3 gelang. Doch der Jahn rettete die knappe Führung über die Zeit, sodass den FCI vier Spieltage vor Saisonende nur noch ein Punkt vom Tabellen-16. Magdeburg trennt.

Oral blieb damit auch in seinem dritten Spiel ungeschlagen und holte seit seiner Amtsübernahme sieben Punkte. Nächster Gegner der Schanzer ist am kommenden Freitag (18.30 Uhr, Audi-Sportpark) Dynamo Dresden, das sich am Sonntag überraschend mit 3:0 gegen Tabellenführer 1. FC Köln durchsetzte.

Die Einzelkritik zu den Profis der Schanzer finden Sie hier.

 

Stimmen

Tomas Oral: „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Seitdem ich hier bin, sehe ich eine Mannschaft, die gewillt ist und alles reindonnert, um irgendwie das Unmögliche noch möglich zu machen. Die Mannschaft kann mittlerweile Widerstände angehen. Wir haben heute einen sehr hohen Aufwand betrieben, um als Sieger vom Platz zu gehen."

Stefan Kutschke: „Die erste Halbzeit war richtig Abstiegskampf, wobei wir dann glücklich das Tor machen. Jeder hat aus seinem Defensivverbund so gearbeitet, dass wir einen Sieg erreichen."

Sonny Kittel: „Das war ein Spiegelbild der Spiele, die wir vor paar Wochen gemacht haben. Bielefeld war vor allem am Anfang die klar bessere Mannschaft, hat aber verloren - so lief es bei uns zuletzt ja auch. So blöd es sich anhört: Am Ende zählen nunmal die Tore. Deshalb haben wir auch verdient gewonnen.“

 

Statistik

Arminia Bielefeld: Ortega - Brunner, Behrendt, Börner (83. Salger), Harthert - Prietl - Weihrauch (60. Staude), Yabo (60. Seufert), Clauss, Voglsammer - Klos.

FC Ingolstadt: Tschauner - Neumann, Kotzke, Paulsen, Otávio - Kerschbaumer (60. Pledl), Cohen, Gaus - Kutschke (72. Krauße), Lezcano (85. Kaya), Kittel.

Tore: 0:1 Gaus (31.), 0:2 Kutschke (48.), 0:3 Pledl (63.)., 1:3 Voglsammer (89.)

Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart).

Zuschauer: 15.880.

Julian Schultz