Ingolstadt
Angreifer auf Abruf

FCI-Stürmer Darío Lezcano hat um seine Freigabe gebeten - Einen neuen Klub hat er noch nicht

26.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:34 Uhr
Darío Lezcano −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die lockere Begrüßung ("Hallo, alles gut bei dir?") begleitet Darío Lezcano mit einem verschmitzten Lächeln. Verschwitzt und sichtbar entspannt setzt sich der 27-jährige Paraguayer nach der Vormittagseinheit auf die kleine Tribüne neben dem Trainingsplatz, um über seine Zukunft zu plaudern. "Alles in Ordnung, alles wie immer", scheint der Stürmer des FC Ingolstadt durch seinen unkomplizierten Auftritt mitteilen zu wollen. Dabei steht er vor dem Absprung.

"Darío hat den Wunsch geäußert, den Verein verlassen zu dürfen. Dem haben wir entsprochen und die Parameter für einen Wechsel festgelegt. Die kennt Darío, und die kennt auch sein Berater", sagt Sportdirektor Angelo Vier. Das liegt nun schon ein paar Wochen zurück. Passiert ist seitdem nichts.

Nach dem Erstliga-Abstieg im Vorjahr hatte Lezcano schon einmal um die Freigabe gebeten, damals hatte der Klub jedoch abgelehnt. Nun darf der Stürmer, der seit Januar 2016 beim FCI spielt und dessen Vertrag noch bis zum Sommer 2020 läuft, gehen - wenn ein Verein die vertraglich festgelegte Ablösesumme zahlt.

Wie hoch die ist, darüber schweigen die Verantwortlichen. Gute Zweitliga-Stürmer - und dazu gehört Lezcano ohne Zweifel - wechselten zuletzt für Summen zwischen zwei und drei Millionen ihre Klubs, Lezcano dürfte für einen ähnlichen Betrag zu haben sein. 2016 hatten die Ingolstädter für den Angreifer rund zwei Millionen Euro an den FC Luzern überwiesen.

Doch wo führt der Weg von Lezcano hin? Und vor allem wann? "Ich bin hier, versuche im Training 100 Prozent zu geben und nicht zu viel darüber nachzudenken", sagt er. Zum Ende der Woche komme sein Berater nach Ingolstadt, dann hofft er, mehr zu erfahren. Die ungeklärte Situation scheint den dreifachen Vater dabei wenig zu belasten.

Trainer Stefan Leitl bestätigt unterdessen, dass der Wechselwunsch keinesfalls dazu geführt habe, dass der Nationalspieler (13 Einsätze, vier Tore) beim FCI in Ungnade gefallen ist. "Er gibt in jedem Training Gas, ist mit Freude bei der Sache", bestätigt Leitl, der nichts gegen einen Verbleib des Paraguayers hätte. "Wenn Darío keinen Verein findet, bleibt er selbstverständlich unser Spieler. Trainiert er so weiter, wird er mit Sicherheit auch seine Einsatzminuten bekommen. "

Dem Gedanken, dass Lezcano in den mit schnellen Außenbahnspielern und großen Zentrums-stürmern aufgefrischten Kader taktisch nicht mehr hineinpasse, widerspricht Leitl. "In unseren Kaderplanungen war Darío immer berücksichtigt. "

Einfach würde die Saison für Lezcano, der in 79 Spielen für den FCI 15-mal getroffen hat, aber sicher nicht. Zum einen, weil die Konkurrenz auf der Stürmerposition mit Stefan Kutschke und den Neuzugängen Charlison Benschop (Hannover 96) und Osayamen Osawe (1. FC Kaiserslautern) größer geworden ist. Zum anderen konnte Lezcano in der zurückliegenden Saison wenig Werbung für sich machen. Von seinen 24 Einsätzen bestritt er in der Rückrunde aufgrund eines Innenbandrisses und eines familiären Notfalls nur noch sieben. Auch die insgesamt sechs Saisontore sind für einen Angreifer seiner Qualität keine befriedigende Bilanz. "Es ist für mich nicht optimal gelaufen, aber jetzt habe ich den Kopf wieder frei", sagt Lezcano dazu.

Ein weiterer Stürmerkonkurrent könnte überdies noch hinzukommen - wenn sich der FCI mit Arminia Bielefeld auf eine Ablöse für Andreas Voglsammer einigen kann. Ingolstadt hat 2,5 Millionen Euro geboten, die Ostwestfalen wollen fünf. Ein Verkauf Lezcanos würde an den Plänen der Ingolstädter bezüglich Voglsammer nichts ändern. "Diese beiden Personalien sind völlig unabhängig voneinander", sagt Vier.

Was aus Lezcano wird, weiß der FCI-Sportdirektor derzeit auch nicht. "Wir haben unsere Bedingungen genannt, jetzt können Darío und sein Berater damit arbeiten", sagt Vier. Lezcano bleibt gelassen. "Sechs Wochen bis zum Saisonstart sind eine lange Zeit", sagt er kurz vor dem Ende des Gespräches und grinst. "Alles okay, hast du alles? ", will er dann noch wissen. Eine Frage, auf die er selbst im Moment keine richtige Antwort weiß.
 

Norbert Roth