Eine Woche ohne Fußball

FCI-Vizekapitän Marcel Gaus über den derzeitigen Alltag als Profi, individuelles Training und Familienglück

20.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:41 Uhr
Derzeit mehr als Familienväter gefragt als auf dem Fußballplatz (von links): die FCI-Profis Björn Paulsen, Jonatan Kotzke und Marcel Gaus mit ihrem Nachwuchs. −Foto: Lüger

Ingolstadt - Genau eine Woche ist es her, dass der FC Ingolstadt mit dem neuen Trainer Tomas Oral das letzte gemeinsame Training auf dem Gelände am Audi-Sportpark abhielt.

 

Am vergangenen Wochenende absolvierten die Schanzer noch zwei knackige Einheiten, und Oral simulierte den Ernstfall für die vage Aussicht auf das Heimspiel gegen die SG Großaspach, das an diesem Samstag hätte stattfinden sollen. Stattdessen hat die Coronavirus-Pandemie den Profi-Sport zum Erliegen gebracht. Bis 30. April sind in der 3. Liga vorerst die Punktspiele ausgesetzt.
Für die Profis bedeutet das einen gravierenden Einschnitt in den Alltag - schließlich würden nun die aufregendsten Wochen des Jahres beginnen. "Das fühlt sich an wie eine vorgezogene Sommerpause", beschreibt FCI-Vizekapitän Marcel Gaus stellvertretend für seine Kollegen die Situation, wenngleich es ihm schwerfällt, diese außergewöhnliche Zeit mit etwas zu vergleichen. "Wir stehen im Augenblick ja voll im Saft, würden uns gerne auf Spiele vorbereiten und uns mit den Gegnern messen. Aber das ist nicht möglich. Trotzdem bin ich weit davon entfernt in Hektik zu verfallen", sagt der 30-jährige.

Wie er sind auch Marco Knaller, Björn Paulsen, Jonatan Kotzke, Robin Krauße und Stefan Kutschke Familienväter und haben nun mehr Zeit zu Hause. Gaus kann sich daher mehr seinem Sohn Robin und seiner schwangeren Frau Lucky widmen. "Ich habe das große Glück, eine Familie zu haben. Da können wir die Zeit gut für uns nutzen. Wenn man als Single alleine zu Hause ist, dann kann das mental schon unangenehm und belastend werden. Irgendwann wiederholen sich die Spiele an der Playstation oder die Serien auf Netflix", meint Gaus.
Gleichwohl sieht der Düsseldorfer noch keinen Anlass zur Sorge. "Wir sind über unsere Whatsapp-Gruppe in regem Austausch. Außerdem haben wir unsere Trainingspläne und dürfen noch rausgehen", erklärt Gaus. Konkret heißt das, dass die Spieler täglich 45- bis 60-minütige Laufeinheiten absolvieren und dazu 30 bis 60 Minuten Krafttraining machen. Das nimmt dann schon auch mal kuriosere Formen an wie beispielsweise bei Nico Antonitsch, der seinen Hund Mafia als Gewichtszulage nutzt und mit ihm im Arm seine Kniebeugen absolviert.
Die Solidaritätsbekundungen, wie sie nun im Profi-Fußball anlaufen, und diesbezügliche Forderungen und Äußerungen in Politik und Sport will Gaus nicht kommentieren. "Bei uns im Verein hat es diesbezüglich noch keinen Austausch gegeben. Aber wir Profis stehen nicht über den Dingen und werden unseren Beitrag leisten, um dem Verein in den nötigen Bereichen zu helfen. Ich halte aber nichts davon, mit Summen nach außen zu gehen und plakativ Zeichen zu setzen, ganz abgesehen davon, dass wir in der 3. Liga nicht über die Größenordnung wie in der Bundesliga sprechen", sagt der Vizekapitän.
Ansonsten hofft der Außenbahnspieler, dass eine baldige Besserung eintritt. "Ich gehe schon davon aus, dass die Maßnahmen greifen, wenn auch jeder von uns seinen Teil dazu beiträgt und sich an die Regeln hält", meint Gaus. Mit möglichen Szenarien für die Fortsetzung des Spielbetriebs in der 3. Liga will er sich aber noch nicht beschäftigen. "Wir wollen erst einmal gesund und fit bleiben. Dann wird es schon einen Weg geben, die Saison möglicherweise zu Ende zu spielen oder eine andere Lösung zu finden. "

DK