Nürnberg
Chancenlos im Hinspiel

Relegation: FC Ingolstadt unterliegt Nürnberg verdient mit 0:2 und steht vor Rückspiel mit Rücken zur Wand

07.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:48 Uhr
Doppelpack schon in der ersten Halbzeit: Fabian Nürnberger (Zweiter von links) war am Dienstagabend der Matchwinner für den Club. −Foto: Daniel Karmann (dpa)

Nürnberg - Mit einer blutleeren Vorstellung hat der FC Ingolstadt im Relegations-Hinspiel wohl schon alle Aufstiegshoffnungen verspielt.

Die Schanzer mussten sich am Dienstag dem 1. FC Nürnberg völlig verdient mit 0:2 (0:2) geschlagen geben und brauchen im Rückspiel ein Fußball-Wunder, um doch noch die ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga zu feiern. Tomas Oral schlich mit hängendem Kopf vom Platz, Michael Wiesinger ballte die Siegerfaust: Nachdem der verbale Schlagabtausch vor dem ersten Entscheidungsspiel noch an den Ingolstädter Trainer gegangen war, entschied Nürnbergs Interimscoach das wesentlich wichtigere Duell für sich. Ausgerechnet im bis dahin wichtigsten Saisonspiel zeigte der FCI seine schlechteste Saisonleistung und verlor dank eines Doppelpacks von Fabian Nürnberger (22./45.) völlig verdient.

„Wir sind natürlich enttäuscht. Der Gegner hat uns körperlich und fußballerisch den Schneid abgekauft. Wir waren in vielen Phasen zu brav und haben überhaupt nicht zu unserem Spiel gefunden“, sagte Oral, der kurzfristig doch auf seinen angeschlagenen Stoßstürmer Stefan Kutschke verzichten musste und dafür Dennis Eckert-Ayensa an die Seite von Fatih Kaya beorderte. „Ich wollte bei ihm kein Risiko gehen“, erklärte der gebürtige Ochsenfurter. Zudem begann Björn Paulsen auf der rechten Abwehrseite für Michael Heinloth. „Wir müssen die Niederlage schnell verdauen und alles versuchen, um am Samstag irgendwie zurückzukommen“, ergänzte Oral mit Blick auf das Rückspiel (18.15 Uhr/ZDF und DAZN).

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Von einer Vorentscheidung wollte zwar auch Wiesinger nichts wissen. Der ehemalige Ingolstädter, der den Club vor acht Tagen als Nachfolger von Jens Keller übernommen hatte, war freilich aber voll des Lobes für seine Mannschaft. „Ich bin nicht so naiv, dass ein 2:0 eine Entscheidung herbeiführt. Wir haben es aber bravourös gemacht. Ingolstadt so vom Tor wegzuhalten, das musst du erst mal schaffen“, sagte der 47-Jährige, der mit Mikael Ishak, Konstantinos Mavropanos, Fabian Nürnberger, Enrico Valentini und Adam Zrelak gleich fünf frische Kräfte im Vergleich zum abschließenden Zweitliga-Spiel bei Holstein Kiel (1:1) brachte.

Doch nicht nur die personellen Wechsel machten sich für die Gastgeber bezahlt. Der neunmalige Deutsche Meister profitierte auch deutlich von der um sechs Tage längeren Vorbereitung auf das erste K.-o.-Spiel und legte sofort den Vorwärtsgang ein. Der FCN überrannte die Schanzer regelrecht und ging folgerichtig in Führung. Nürnberger (22.), der von Paulsen und Robin Krauße nicht gestört wurde, nahm von der Strafraumgrenze Maß und überwand Torhüter Marco Knaller mit einem platzierten Abschluss zum 1:0. 

Der Treffer hatte sich mehr als abgezeichnet und war hochverdient, weil der FCI überhaupt kein Bein auf den Platz bekam und schlichtweg überfordert wirkte. Die Ingolstädter fanden weder in die Zweikämpfe, noch brachten sie den Ball an den Mitspieler. Ishak (4.) mit einem Lattentreffer, Zrelak (9.) und Mavropanos (11.) hatten zuvor bereits vielversprechende Möglichkeiten ungenutzt gelassen. „Wir haben es nicht geschafft, kompakt zu stehen“, erkannte Vizekapitän Marcel Gaus. Nach dem Anfangswirbel der Nürnberger stabilisierten sich die Ingolstädter zwar etwas.

Bis auf einen harmlosen Distanzschuss von Maximilian Thalhammer (43.), bei dem Nürnbergs Schlussmann Christian Mathenia nicht  eingreifen musste, gelang dem Drittligisten aber weiter wenig. Stattdessen kassierte der FCI, bei dem Maximilian Beister wegen einer Oberschenkelverletzung raus musste (30.), kurz vor der Halbzeitpause den zweiten Gegentreffer – und wieder schlug Nürnberger (45.) zu. Nach einer Kopfballablage von Zrelak schob der  Mittelfeldspieler völlig freistehend   zum 2:0 ein. „Es war ein guter Zeitpunkt“, sagte der Doppeltorschütze über seine Premierentreffer als Profi.

Mit Wiederbeginn konnte es für die bis dahin chancenlosen Schanzer eigentlich nur heißen, Schadensbegrenzung zu betreiben, um sich für das Rückspiel zumindest noch eine Minimalchance auf den Aufstieg zu wahren. Der FCI, dessen Auftritt Oral an der Seitenlinie erstaunlich emotionslos verfolgte, war das Bemühen zwar nicht abzusprechen. Der Klassenunterschied war aber weiter erkennbar. Den Ingolstädtern fehlten  die Mittel, um auch nur annähernd für Torgefahr zu sorgen. Immerhin überstanden die Schanzer die zweite Halbzeit ohne weiteren Gegentreffer, weil der  auffällige Nürnberger (66.) nur den Außenpfosten traf. Dennoch steht der FCI im Rückspiel in vier Tagen vor einer Herkulesaufgabe und muss ein komplett anderes Gesicht zeigen.

Statistik

1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Sörensen, Mavropanos (88. Mühl), Handwerker - Nürnberger, Erras – Zrelak (59. Frey), Behrens (88. Schleusener), Hack - Ishak.

FC Ingolstadt: Knaller - Paulsen, Antonitsch, Schröck, Gaus – Beister (30. Ananou, 90. Hawkins), Krauße, Thalhammer, Elva - Eckert-Ayensa, Kaya (84. Bilbija).

Tore: 1:0 Nürnberger (22.), 2:0 Nürnberger (45.).

Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel).

Julian Schultz