Alicante
Er will doch nur spielen

Ingolstadts Edeltechniker Sonny Kittel bricht sein Schweigen und zeigt sich selbstkritisch

06.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr
Sonny Kittel arbeitet im Trainingslager am Torabschluss. Der 26-Jährige ist erneut Topscorer der Schanzer. −Foto: Schultz

Alicante (szj) Die Playstation darf beim leidenschaftlichen Zocker natürlich auch im Trainingslager nicht fehlen. "Wenn wir am Abend nicht zu müde sind, spielen wir noch bisschen Fifa", erzählt Sonny Kittel über die Duelle auf dem Hotelzimmer mit Stefan Kutschke und Marcel Gaus. Der Edeltechniker des FC Ingolstadt, der gestern seinen 26. Geburtstag feierte, kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen und wirkt gelöst.

Das war in der bislang enttäuschenden Saison des Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga nicht immer so. Der Mittelfeldspieler machte sich zuletzt rar. Kittel wolle erst wieder sprechen, wenn seine Leistung wieder stimme, hieß es vonseiten des Klubs. Im Trainingslager bricht er nun gegenüber unserer Zeitung erstmals das Schweigen - und zeigt sich dabei selbstkritisch.

"Die Hinserie war für keinen befriedigend. Dass noch mehr geht, weiß ich selbst - und das ist auch mein Ziel und Anspruch für die restlichen Spiele", stellt das Geburtstagskind fest, das gestern von Trainer Jens Keller zunächst mit einer Laufeinheit vor dem Frühstück um 8 Uhr "beschenkt" wurde, ehe es am trainingsfreien Nachmittag an den Strand bei Alicante ging.

Mit vier Toren in der Liga und im DFB-Pokal sowie drei Vorlagen ist Kittel, der im Sommer seinen Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert hatte, erneut der Topscorer der Ingolstädter. Die vergangene Saison hat er ligaweit sogar auf Platz zwei abgeschlossen. Doch man wird beim gebürtigen Gießener den Eindruck einfach nicht los, dass er noch viel mehr könnte. Seine persönliche Statistik ist nämlich nur die halbe Wahrheit. Zur ganzen gehört auch, dass er in einigen Spielen immer wieder abtaucht und den Anschein erweckt, zu schnell aufzustecken.
"Das ist ein Punkt, an dem ich arbeiten kann", zeigt sich Kittel einsichtig, will in seine Unmutsbekundigungen auf dem Platz aber auch nicht zu viel hineininterpretiert wissen. "Trotzdem bin ich im Kopf immer für die nächste Aktion bereit, auch wenn es nach außen manchmal anders wirkt. Das sollte man nicht so negativ sehen", fordert er.
Nachdem der ehemalige Profi von Eintracht Frankfurt unter Ex-Trainer Alexander Nouri zusehends keine Rolle mehr spielte, zählt er unter Nachfolger Jens Keller wieder zum Stammpersonal. "Ich soll mit meiner Spielfreude, die in mir steckt, der Mannschaft helfen. Das verlangt er von mir", berichtet Kittel, der sich "auf Linksaußen oder als Zehner gleich wohlfühlt." Beinahe pflichtbewusst schiebt der Freigeist nach: "Natürlich darf ich auch die Defensive nicht vernachlässigen."
Ob er künftig eine Aufgabe weniger hat, dürfte sich in den kommenden Tagen entscheiden. Denn nach der Aussortierung von Marvin Matip muss der Mannschaftsrat neu formiert werden, zu dem Kittel neben dem einstigen Kapitän, Tobias Schröck und Konstantin Kerschbaumer zählte. "Das ist für mich zweitrangig", meint er und ergänzt: "Die Spieler, die auf dem Platz stehen, müssen Verantwortung übernehmen." Kittel will eben einfach nur spielen.