Alcantarilha
Ebert und Voglsammer im Visier

FCI-Sportdirektor Vier peilt mit zwei neuen Offensivkräften den Aufstieg an und will drei Schanzer halten

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr
Trainingsgast: Der frühere Bundesligaprofi Patrick Ebert (Dritter von links) hält sich derzeit beim FC Ingolstadt in Portugal auf. Der frühere Jugendnationalspieler, der zuletzt vereinslos war, soll morgen beim Doppeltest im spanischen Huelva gegen den VfL Osnabrück und KV Mechelen Einsatzzeit bekommen. −Foto: Gottfried Sterner

Alcantarilha (DK) Jetzt kommt beim FC Ingolstadt das Transferkarussell doch noch richtig in Fahrt. Nachdem die Schanzer planmäßig ihren Kader ausgedünnt haben, stehen sie nun vor der Verpflichtung von zwei Offensivkräften: Patrick Ebert und Voglsammer.

Einer von beiden, der 30-jährige Mittelfeldspieler Ebert, ist bereits im Trainingslager erschienen. Der Berliner reiste gestern eigens aus seiner Heimatstadt an, um sich im Probetraining zu präsentieren und auch ein Testspiel zu absolvieren. Ebert, der einst bei Hertha BSC groß wurde und dort 109 Bundesliga-Spiele bestritt, war seit Sommer arbeitslos. "Ich habe lange nicht mit einer Mannschaft trainiert, es macht Spaß, wieder auf diesem Niveau zu kicken. Das war ein gutes Tempo", sagte Ebert nach der ersten Einheit. Zuletzt hatte er sich zusammen mit dem ebenfalls vertragslosen Ashkan Dejagah und einem Individualtrainer in Berlin fit gehalten hat. Den Schritt in die zweite Liga würde Ebert, der seit Sommer auf Vereinssuche ist und auch mit dem HSV, Werder Bremen und einigen spanischen Klubs in Verbindung gestanden hatte, offenbar nicht mehr scheuen. "Der Verein hat einen Plan und will aufsteigen, und er hat gute Kicker im Team", meint Ebert, der aus seiner Hertha-Zeit Alfredo Morales und FCI-Co-Trainer Andre Mijatovic kennt und später in Spanien bei Real Valladolid und Rayo Vallecano sowie in Russland bei Spartak Moskau internationale Erfahrung sammelte. Allerdings kämpfte Ebert auch immer wieder mit schweren Verletzungen, darunter einem Kreuzbandriss (2010) und einem Achillessehnenriss (2015).

"Unser Anforderungsprofil ist eigentlich ein anderes. Wir suchen junge hungrige Spieler. Aber er hat mir versichert, er ist hungrig und hat Bock Fußball zu spielen. Dass er gleich zugesagt hat, zum Probetraining zu kommen, damit wir ihn kennenlernen und seinen Fitnesszustand sehen können, hat mir gefallen", sagt FCI-Sportdirektor Angelo Vier. Die bewegte Karriere des Berliners, der in seinen jungen Jahren einst mit den Boateng-Brüdern abhing und Kevins Trauzeuge ist, schreckt Vier nicht: "Wir brauchen Typen, die uns spielerisch und mental stärker machen. Und das sofort in den nächsten 16 Spielen."

Ebert ist jedoch nicht der einzige Kandidat im Visier der Schanzer. Wenigstens ebenso großes Interesse zeigen die Ingolstädter am Bielefelder Stürmer Voglsammer. Das Problem dabei: Der 1,78 Meter große Stürmer hat erst im vergangenen Sommer seinen Vertrag bei den Ostwestfalen bis 2021 verlängert. Da der hoch verschuldete Klub (rund 22 Millionen Euro) kurzfristig eine Finanzlücke von rund zwei Millionen schließen muss, um den Spielbetrieb bis Saisonende zu sichern, sieht Vier dennoch eine Möglichkeit, ihn zu verpflichten, obwohl Bielefelds Geschäftsführer Sami Arabi ein erstes Angebot von angeblich knapp über einer Million Euro ablehnte.

"Der Spieler ist für uns interessant und will auch zu uns", bestätigt Vier. Im Fall des 26-jährigen Stürmers aus Rosenheim sieht er das Anforderungsprofil der Schanzer 100-prozentig erfüllt. "Er passt von seiner Mentalität, von seinem Charakter und auch von seiner Spielweise zu uns. Er hat eine Qualität, die uns noch fehlt. Er ist ein Stürmer mit Wucht und Robustheit, der in die Tiefe geht und einen guten Abschluss hat. Und er kann vorne auf allen drei Positionen spielen", sagt der FCI-Sportdirektor. Voglsammer hat in dieser Saison in 18 Spielen 8 Tore erzielt. Zuvor führte sein Weg von seinem Heimatverein 1860 Rosenheim zunächst zum damaligen Bayernligisten SpVgg Unterhaching (2012-2014), mit dem er in die 3. Liga aufstieg. Anschließend gelang ihm der Sprung zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim, ehe er im Winter 2016 nach Bielefeld wechselte.

Auch die weiteren Personalplanungen treibt Vier voran. So kündigte der 45-Jährige an, mit Alfredo Morales, Max Christiansen und Tobias Levels in Verhandlungen für eine Vertragsverlängerung zu stehen. "Wir wollen mit ihnen weiter zusammenarbeiten", sagt Vier. Im Fall von Moritz Hartmann will Vier dagegen erst abwarten, ob der Stürmer wieder fit wird. Dagegen soll der ebenfalls im Sommer auslaufende Vertrag von Stefan Lex nicht verlängert werden.

Der einstige Spielerberater Vier, der seine erste Transferperiode bei den Schanzern gestalten kann, sieht in der guten Zusammenarbeit im Verein den größten Pluspunkt. "Wir haben ein enges Verhältnis und eine offene Kommunikation sowohl mit dem Trainerteam als auch den Spielern. Auch mit Harald Gärtner bin ich auf einer Wellenlänge. Er ist der FC Ingolstadt mit Haut und Haaren", sagt Vier über den FCI-Geschäftsführer und spricht nun auch das bisher vermiedene Saisonziel offen aus. "Wir haben die Möglichkeit aufzusteigen, und diese Chance wollen wir nutzen."