Ingolstadt
"Wir müssen uns wirtschaftlich verbessern"

Vereinsgründer Peter Jackwerth setzt beim FC Ingolstadt auf Vermarktung und Transfer-Erlöse

12.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr
FCI-Boss Peter Jackwerth −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Peter Jackwerth lässt seinen Gefühlen stets freien Lauf. Nach dem 1:0 des FC Ingolstadt gegen Mönchgladbach griff sich der Vereinsgründer spontan Co-Trainer Michael Henke und drückte ihn kräftig an seine Brust. Jackwerth, der den FCI 2004 aus der Taufe hob, freut sich aber nicht nur über den Klassenerhalt des Bundesliga-Neulings, sondern auch über eine außergewöhnliche und harmonische Saison.

Herr Jackwerth, Sie haben nach dem 1:0-Sieg gegen Gladbach ausgiebig gejubelt. War das der Moment, in dem für Sie der Klassenerhalt sicher war?

Peter Jackwerth: Das war eigentlich schon in der Woche davor nach dem Sieg gegen Schalke der Fall. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich entspannter, denn das waren wirklich Big Points. Das am Samstag gegen Gladbach gab dann die endgültige Gewissheit: Das war's. Punkt. Feierabend.

 

Wie nervenaufreibend war denn die Saison für Sie?

Jackwerth: Das Unglaubliche ist ja, dass wir niemals unten drin standen. Das war sehr beruhigend. Wir haben super losgelegt und vom guten Saisonstart profitiert. Aber man denkt als Aufsteiger natürlich immer daran, dass noch etwas passieren kann.

 

Was war für Sie ausschlaggebend dafür, dass es so gut gelaufen ist?

Jackwerth: Ach Gott. Da muss man sagen, dass wir nach der vergangenen Saison die Entscheidung gefällt haben, mit der Truppe weiterzumachen, die den Aufstieg geschafft hat. Dieser Zusammenhalt im Verein, egal ob im Aufsichtsrat, Trainerteam, in der Scouting-Abteilung oder der Geschäftsführung, und vor allem der brutale Teamgeist der Mannschaft haben erheblich dazu beigetragen. Es war immer ruhig bei uns, es hat nie Ärger geben. Also besser geht es nicht.

 

Können Sie diesen Erfolg schon richtig begreifen?

Jackwerth: Es ist unglaublich. Wenn ich zurückblicke, hatten wir ja kein Jahr, egal ob wir auf- gestiegen sind oder gegen den Abstieg gekämpft haben, in dem wir nicht immer bis zum letzten Spieltag zittern mussten. Und dann steigen wir in die Bundesliga auf und spielen dort eine zitterfreie Runde. Das ist für mich Wahnsinn.

 

Gibt es am Saisonende eine große Feier? Vielleicht sogar auf dem Rathausplatz?

Jackwerth: Es gibt wie in jedem Jahr eine Abschlussfeier. Das Verrückte ist, dass man auf dem Rathausplatz feiert, wenn man aus der zweiten Liga aufsteigt, aber nicht, wenn man die noch größere sportliche Leistung schafft, in der Bundesliga zu bleiben. Es gibt also keinen Anlass, auf den Rathausplatz zu gehen. Wir haben ja keinen Pokal bekommen.

 

Wir sehr hilft es denn für die Planungen der nächsten Saison, dass der Klassenerhalt frühzeitig gesichert ist?

Jackwerth: Das hilft erheblich, wir können schon jetzt in die Planung gehen. Außerdem gibt uns das eine gewisse Selbstsicherheit. Man muss nur aufpassen, dass das nicht in Überheblichkeit wechselt. Aber die Mannschaft und wir haben gelernt, dass wir in der Bundesliga bestehen können. Und das wollen wir die nächsten Jahre beibehalten, ohne Wenn und Aber.

 

Trainer Ralph Hasenhüttl ist der Vater des Erfolgs und wird immer wieder mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. Wird er in der neuen Saison noch beim FCI Chefcoach sein?

Jackwerth: Ralph hat einen Vertrag bei uns. Darüber gibt es bei uns keine Diskussion. Das kam nur über die Medien. Es gibt keinerlei Aussagen von ihm oder von uns, dass sein Vertrag nicht eingehalten werden soll. Das ganze Trainerteam hat einen Vertrag bis 2017, teilweise sogar darüber hinaus. Alle werden ihre Verträge erfüllen. Aus. Ende.

 

Wird der FCI versuchen, Ralph Hasenhüttl noch länger an sich zu binden?

Jackwerth: Darüber haben wir noch nicht geredet. Aber das ist eine logische Geschichte in unserer Situation.

 

Welche Möglichkeiten hat der Verein, noch bessere Bedingungen für die Bundesliga zu schaffen?

Jackwerth: Wir müssen uns wirtschaftlich verbessern, das ist klar. Wir haben mit Darmstadt zusammen den kleinsten Etat der Liga. Wenn die Aufsteiger so kommen, wie sich das abzeichnet, wird das auch so bleiben. Freiburg steht im Ranking höher als wir. RB Leipzig hat ganz andere Möglichkeiten als wir, und selbst der Club, wenn er es schaffen sollte, hat ebenfalls bessere Voraussetzungen als wir. Wir schauen, ob wir uns international ein bisschen vermarkten können, und hoffen, dass im zweiten Jahr in der Bundesliga der eine oder andere überregionale Sponsor auf uns anspringt.

 

Andererseits rücken auch die Spieler des FCI bei der Konkurrenz in den Fokus.

Jackwerth: Genau. Wir sind nicht dagegen gefeit, dass andere Vereine Spieler von uns wollen. Wenn das so kommt, müssen wir versuchen, dementsprechend Ablöseerträge zu generieren. Wenn's nach mir ginge, müsste ich das nicht haben, dass wir Spieler abgeben. Aber die Begehrlichkeiten sind da, und es gibt Vereine, die mehr Geld haben als wir. Mainz hat es vorgemacht. Der FSV hat seinen Etat erheblich gesteigert, vor allem durch intelligente Spielertransfers. Das muss dauerhaft auch unser Ziel sein.

 

Ein Ausbau des Audi-Sportparks würde ebenfalls bessere Voraussetzungen für die Vermarktung schaffen. Das ist aber für die nächste Saison nicht vorgesehen, oder?

Jackwerth: Nein. Es liegt auch nicht in unserer Hand. Das Stadion gehört Audi. Und die Stadionbetreiber GmbH muss einen Ausbau erst finanzieren. Ich glaube nicht, dass das derzeit Sinn hat.

 

Langfristig ist ein größeres Stadion für die Vermarktung in der Bundesliga aber unabdingbar.

Jackwerth: Natürlich kann man dadurch die Vermarktung verbessern, dazu kann man die Zuschauereinnahmen erhöhen. Aber wir dürfen noch nicht in Träumereien verfallen. Wir sind im Moment noch nicht so weit, ein Stadion mit 30 000 oder 40 000 Zuschauern zu füllen.

 

Was ist das Ziel für die restlichen Spiele? Man könnte bester Neuling werden seit 1899 Hoffenheim 2008/2009.

Jackwerth: Das ist sicherlich ein Ziel. Wir können beruhigt aufspielen. Jetzt kann die Mannschaft zeigen, was in ihr steckt. Auch die Spieler aus der zweiten Reihe können zeigen, was sie draufhaben. Der Trainer hat es ja schon oft genug vorgemacht, dass er etwas probiert. Das hat immer funktioniert. Unser Ziel ist noch nicht erreicht. Wir haben 40 Punkte vorgegeben, da fehlt noch was. Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn es 45 oder 46 Punkte werden.

 

Vielleicht mit einem Sieg im letzten Heimspiel gegen Bayern München?

Jackwerth: Ich habe immer gesagt, dass wir zwei Spieltage vor dem Saisonende nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben dürfen. Gott sei Dank ist das so eingetreten. Jetzt können wir in diese Spiele gehen und Spaß daran haben. Wenn wir da wirklich noch Punkte gebraucht hätten, dann hätte ich persönlich das Nervenkostüm dafür nicht gehabt.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.