KOLUMNE
Wolle ma se reinlasse?

Kommentar zum Derby FC Bayern gegen 1. FC Nürnberg

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:21 Uhr
Franck Ribéry (l) feiert seinen Treffer zum 3:0 im Bayern-Derby. −Foto: Sven Hoppe

Wenn Bayern- und Clubfans sich einig sind, dann muss schon etwas wirklich Komisches passiert sein. Ist es ja auch! So wollte der FC Bayern schon im Vorfeld des Derbys gegen den 1. FC Nürnberg die Muskeln spielen lassen und verbot vergangene Woche eine lange geplante Aktion der Nürnberger Fanszene für das Nachbarschaftsduell in München. Beide Fanlager fanden dies unverständlich und peinlich. Worüber die ganze Aufregung?

Riesige Schwenkfahnen, geschmacklose Schmähplakate gegen den wichtigsten Verein Deutschlands, oder gar Pyrotechnik? Nichts davon. Es ging, halten Sie sich fest, um Wollmützen! Mehrere Tausend rot-schwarze Mützen hatten die Club-Anhänger extra für das Auswärtsspiel in der ungeliebten Allianz-Arena anfertigen lassen. Grob gerechnet für jeden Fan eine. Bis das Verbot wieder aufgehoben wurde, war es ein langer Weg. Doch wie kamen die Bayern überhaupt auf so einen Schmarrn?
War es der Plan, Hektik vorzubeugen für den Fall, dass die Mützen knapp werden? Klingt relativ unwahrscheinlich. Nicht ganz ausgeschlossen ist es hingegen, dass die Münchner durch das Verbot verhindern wollten, dass sich ungebetene Gäste im Stadion breitmachen. Streitlustige Besucher aus dem Frankenland und Bayern-Fans, die eine eigene Meinung haben. Der Schlimmste von allen: Paul Breitner.
Oder hatte das Verhalten etwa einen ernsten Hintergrund? Ist Wolle am Ende sogar schädlich für die Gesundheit? Bisher war man eigentlich vom Gegenteil ausgegangen. Sie fühlt sich bekanntlich ja gut an und hält warm. Selbst die gefährliche Ausprägung der Wolle, die sogenannte "Wolle Petry", greift nur das Gehör an.
Spaß beiseite: Dieses Verbot der Münchner Verantwortlichen war wirklich kindisch. Das haben sie dann auch selbst kapiert und die Aktion der FCN-Fans doch noch erlaubt. Auf das Spiel selbst hatte die Posse freilich keine Auswirkung. Der Fußballgott zeigte sich mit den zuletzt häufig gescholtenen Bayern gnädig - und die Punkte blieben in München. Auf die Mütze gab es also nur für den Club.

Florian Wittmann