München
Viel Selbstbewusstsein, viel Geld

FC Bayern: Nach dem Champions-League-Halbfinaleinzug soll nun der Pott her

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Sie bleiben: Arjen Robben (links) und Franck Ribery stehen beim FC Bayern unmittelbar vor ihren Vertragsverlängerungen. −Foto: Foto: Hase/dpa

München (DK) Es ist aktuell eine schöne Mischung beim FC Bayern - bestehend aus Genugtuung, Stolz sowie purer Freude: Champions-League-Halbfinale 2018 - die Münchner sind dabei! Und nicht die Neureichen aus Paris sowie Manchester. Ebenso wenig der zuvor unbezwingbar wirkende FC Barcelona.

Dass sich Real Madrid dann auch nur eher schlecht als recht in die Runde der besten Vier zitterte - es war quasi das I-Tüpfelchen auf die bayerische Glückseligkeit. "Wir sind definitiv am souveränsten weitergekommen", sprach Thomas Müller das aus, was sich beim FCB alle dachten.

Dass beim eigenen 0:0 im Rückspiel gegen den FC Sevilla kein fußballerisches Feuerwerk abgebrannt wurde - völlig egal. "Wir wollten in der Defensive gut stehen, nichts anbrennen lassen - und genau das haben wir gemacht", so Keeper Sven Ulreich: "Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, dass wir ins Schwimmen kommen. Also alles gut." Joshua Kimmich sah es ähnlich: "Wir hatten im Hinterkopf, dass der FC Sevilla mindestens zwei Tore braucht, um nach unserem 2:1 in der Vorwoche noch weiterzukommen. Er schaffte nun nicht einmal eines - also wo wurde es nun, im Rückspiel, nochmals knapp?"

Kein Widerspruch. Und selbst wenn, wäre es auch egal gewesen. Denn die Münchner wollten sich nicht lange mit dem torlosen Remis vom Mittwochabend aufhalten. Nach vorne blicken, selbstbewusst wirken - das war vielmehr ihr Ding. Allen voran Müller fand Spaß daran - in seiner unverwechselbaren Mischung aus Pähler Lausbub und weltgewandter Musterprofi mit ausgiebiger Rhetorikkurs-Erfahrung. So wagte er bei der Frage, wer denn am Saisonende die europäische Klubkrone 2018 gewinnen werde, schnell mal einen kleinen Ausflug in die Haute Cuisine: "Das Champions-League-Zeugs hat viele Zutaten, schauen wir mal, wer am Ende die Suppe kocht."

Der 28-Jährige garnierte den Ausspruch prompt noch mit einem schelmischen Grinsen - nachdem er zuvor doch eher noch verbale Hausmannskost serviert hatte. "Wir wissen, was wir können", vermeldete Müller etwa. Genauso wie: "Wir haben genügend Qualität und auch den nötigen Biss, um ganz weit zu kommen." Und selbst die knallharte, fast schon unfaire Gangart der Sevillistas kommentierte er unaufgeregt kühl: "Ich konnte sie sogar ein bisschen verstehen, schließlich stand sehr viel auf dem Spiel. Auch Geld."

Seine Teamkameraden James Rodriguez (Oberschenkelprellung), Javi Martinez (Knieprellung) und Robert Lewandowski (Jochbeinprellung inklusive Bluterguss) fanden die andalusische Härte nicht ganz so witzig. Aber keiner verletzte sich ernsthaft. Also wieder zurück zum Nach-vorne-Schauen - zunächst einmal auf die Halbfinalauslosung heute Mittag um 13 Uhr im schweizerischen Nyon. Wobei es offiziell keinen Lieblingsgegner gibt. "Egal, wer kommt - wir wollen ins Endspiel", so der Lieblingssatz der Bayern in diesem Zusammenhang. Wie auswendig gelernt.

Nur Mats Hummels scherte aus. "Ich habe schon hunderttausendmal in meiner Karriere gegen Real gespielt", so der Innenverteidiger: "Wenn es nun wieder die Madrilenen werden, wäre es zwar auch okay - aber vielleicht wären die anderen beiden Gegner doch interessanter, schließlich habe ich erst einmal gegen den FC Liverpool und noch überhaupt nie gegen AS Rom gekickt."

Für Hummels steht jedenfalls fest: "Es gibt für uns kein anderes Ziel mehr, als das Ding zu holen. Das haben wir uns ganz klar auf die Fahne geschrieben." Müller bestätigt: "Klar sind wir gierig, wir wollen das jetzt durchziehen." Eindeutige, selbstbewusste Sätze also - beziehungsweise Aussagen, die so herrlich widersprüchlich waren zu dem, was Cheftrainer Jupp Heynckes nach dem Halbfinaleinzug zum Besten gab. Eine Wiederholung des Champions-Leauge-Triumphes von 2013 wäre für ihn nämlich "weiterhin eine Sensation". Um den Henkelpott am Ende zu holen, so der 72-Jährige, brauche man Glück, ein gutes Schiedsrichtergespann und auch die richtige Tagesform: "Wir arbeiten daraufhin - aber es gibt so viele Unwägbarkeiten, sodass man nichts voraussagen kann."

Voraussagen kann man jedoch, dass der FCB auch in der laufenden Saison wieder mächtig in der Champions League kassieren wird. Allein an Prämien sind ihm schon jetzt 40,2 Millionen Euro sicher. Bei einem Titelgewinn könnte die Summe dann sogar, inklusive Eintritts- und TV-Gelder, über die magische 100-Milionen-Marke klettern. Die Gehälter von Franck Ribéry und Arjen Robben für ein weiteres Jahr in München sind also locker finanziert.
 

Roland Kaufmann