Ingolstadt
Jupp gibt Gas

Trainer Heynckes und die Profis des FC Bayern verbreiten bei Besuch in Ingolstadt Aufbruchstimmung

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

−Foto: Jürgen Schuhmann

Ingolstadt (DK) Profis auf der Piazza: Die Fußballer des FC Bayern München und Trainer Jupp Heynckes haben gestern unter dem Jubel hunderter Fans bei Audi in Ingolstadt ihre neuen Dienstwagen abgeholt. Passend zum Anlass will der Rekordmeister künftig auch auf dem Rasen wieder Gas geben.

Der Mann, um den sich in den vergangenen Tagen alles drehte, bekam auch in Ingolstadt den größten Auftritt. Wie beim Autokorso nach einem großen Titelgewinn wurde Jupp Heynckes im offenen Cabriolet auf die Audi-Piazza gefahren, flankiert von Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Stürmer Thomas Müller. Seine 72 Jahre sah man dem neuen, alten Trainer des FC Bayern nicht an, als er elegant aus dem Wagen federte, zum Mannschaftsfoto Aufstellung nahm und sich anschließend der versammelten Presse stellte.

"Ich muss sagen, dass ich am Montag eine sehr motivierte Mannschaft vorgefunden habe, die sehr gut trainiert hat", gab der Rheinländer zu Protokoll. "Ich verspüre eine Aufbruchstimmung und eine sehr gute Atmosphäre innerhalb der Mannschaft. Ich glaube, dass wir die anstehenden Spiele optimistisch angehen können."

Heynckes präsentierte sich in Ingolstadt voller Tatendrang - den hatte sein Vorgänger Carlo Ancelotti nicht mehr ausgestrahlt. Gemeinsam mit den Co-Trainern Hermann Gerland und Peter Hermann, den die Bayern für kolportierte 1,75 Millionen Euro Ablöse vom Zweitligisten Fortuna Düsseldorf loseisten, bildet Bundesliga-Urgestein Heynckes das älteste, aber auch erfahrenste Trainerteam der Liga. Und ihre Erfahrung hat Heynckes und Hermann gelehrt: Mit Fitness, Teamgeist und der richtigen Taktik ist in der Meisterschaft und der Champions League noch alles drin. "Peter sieht den Fußball genau so wie ich. Er kommt bei den Spielern gut an, weil er eine unheimlich angenehme Art hat. Deswegen wollte ich ihn als meinen Co-Trainer", erklärte Heynckes. Medienberichten zufolge müssen die Bayern den Düsseldorfern sogar eine zusätzliche Prämie von 250.000 Euro zahlen, sollte die Fortuna ohne Herrmann den Aufstieg verpassen.

Auch die unter Ancelotti zunehmend frustriert wirkenden Profis verbreiteten gestern gute Laune. "Wir haben gute Erinnerungen an Jupp Heynckes, wir haben das Triple mit ihm gewonnen", sagte Thomas Müller, dem Heynckes - anders als Ancelotti - eine Führungsrolle zugedacht hat. "Wir sind voller Vorfreude, weil wir hoffen, die Trendwende zu schaffen", meinte Müller. Wunder könne allerdings auch Heynckes nicht vollbringen: "Es muss uns klar sein, dass wir nach dem Trainerwechsel nicht plötzlich Fußball von einem anderen Stern spielen", dämpfte er allzu hohe Erwartungen. "Man braucht nicht zu meinen, dass Carlo Ancelotti ein Sündenbock war. Ich sehe es so, dass die Mannschaft ganz stark in der Verantwortung ist." Die kann erstmals morgen komplett zusammen trainieren, wenn die letzten Nationalspieler wie der Niederländer Arjen Robben (siehe unten), der Kolumbianer James Rodriguez und die Franzosen Kingsley Coman und Corentin Tolisso wieder in München eintreffen.

Heynckes und dem FCB kommt allerdings entgegen, dass die nächsten Gegner in der Bundesliga (am Samstag daheim der SC Freiburg) und der Königsklasse (am Mittwoch daheim Celtic Glasgow) einen machbaren Einstieg darstellen dürften. Müller warnt jedoch: "Wir waren in den letzten beiden Bundesliga-Spielen 2:0 vorne, haben es aber nicht ins Ziel gebracht." Sollte sich das mit Heynckes ändern, könnte es am Saisonende wieder einen Autokorso geben - dann in München und mit mindestens einer Trophäe im Gepäck.

Die Saison ist noch nicht gelaufen

Herr Kimmich, Sie sind ein großer Fan der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Nach sehr guten Zeiten herrschen beim FC Bayern aktuell nicht ganz so gute. Werden sie mit Trainer Jupp Heynckes wieder besser?

Joshua Kimmich: Das ist auf jeden Fall das Ziel. Es ist ja jetzt nicht so, dass die Saison schon gelaufen ist. Wir hatten in den letzten Spielen keine perfekten Ergebnisse und wollen wieder in die Erfolgsspur kommen. Die vergangenen Jahre waren sehr erfolgreich, weil wir viele Titel gewonnen haben. Jetzt sind wir fünf Punkte hinten, aber es ist unser Anspruch, den Titel wieder zu holen.

Sie sind ein Familienmensch. Geht es mit Heynckes beim FCB wieder familiärer, wärmer zu?

Kimmich: Ich habe erst zwei Trainings mitgemacht. Aber er hat am Dienstag eine Ansprache gehalten, die ich sehr positiv fand. Er hat ein paar Punkte genannt, an denen er ansetzen möchte.

Unter anderem hat er gesagt, dass er eine klare Hierarchie in der Mannschaft wünscht. Mit Philipp Lahm und Xabi Alonso sind zwei Weltmeister weg. Wer kann diese Lücken füllen? Haben Sie den Anspruch, in diese Führungsrolle reinzuwachsen?

Kimmich: Natürlich hat man das Ziel, da irgendwann mal reinzuwachsen. Es ist aber immer auch abhängig davon, ob man Leistung zeigt. Voraussetzung ist, Stammspieler zu sein und mit Leistung voranzugehen. Wir haben genügend Weltklassespieler, die den Part von Xabi und Philipp übernehmen können.

Die Fragen stellte Alexander Petri.