Augsburg (DK/dpa) Das Bundesliga-Auswärtsspiel des FC Augsburg an diesem Samstag beim VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky) wird zu einer Art Klassentreffen. VfB-Trainer Markus Weinzierl empfängt seinen alten Verein, und auch Erik Thommy, Rani Khedira und Julian Schieber haben eine Vergangenheit beim jeweils anderen Klub.
Immerhin muss Markus Weinzierl nicht dasselbe Schicksal fürchten wie so manche seiner Vorgänger, wenn sie mit dem VfB Stuttgart auf den FC Augsburg trafen. Nun gut, der VfB ist nach wie vor Tabellenletzter und kommt auch unter seinem neuen Trainer noch nicht wirklich in Schwung (fünf Spiele, vier Niederlagen), aber dass eine Niederlage gegen den FCA gleich sein Ende als Stuttgarter Trainer bedeuten könnte - wie bei Bruno Labbadia (2013), Armin Veh (2014) oder Alexander Zorniger (2015) - ist eher unwahrscheinlich. "Ich glaube nicht, dass der Trainer entlassen wird", sagt Weinzierl. Vor allem, da der 43-Jährige natürlich darauf setzt, dass der VfB gewinnt.
Vier Jahre lang, von 2012 bis 2016, war Weinzierl für den anderen schwäbischen Klub in der Bundesliga verantwortlich, prägte den FCA-Stil, führte das Team vom sensationellen Klassenerhalt 2013 (nach neun Punkten in der Hinrunde) bis in die Europa League (2015). "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine besondere Beziehung zu diesem Verein hätte", sagt er.
Jetzt allerdings geht es im direkten Duell darum, den Abstand auf das untere Mittelfeld und damit auch auf den FCA zu verringern. Fünf Zähler liegen Weinzierls Stuttgarter derzeit noch zurück.
"Mich interessiert nur, dass wir gewinnen", sagt der VfB-Trainer. Alte Beziehungen spielen dabei keine Rolle. Beziehungen, die auch einige Spieler haben: Erik Thommy stand bis Januar 2018 beim FCA unter Vertrag, wechselte dann nach Stuttgart. Julian Schiebers Karriere begann genau wie die von Rani Khedira beim VfB. "Es ist ein ganz wichtiges Spiel. Wir wollen einen Dreier holen, um Stuttgart auf Distanz zu halten", sagt Schieber, der sein erstes Bundesliga-Spiel vor ziemlich genau zehn Jahren (am 6. Dezember 2008) für die Stuttgarter gegen Energie Cottbus absolvierte. Sollte Alfred Finnbogason (Adduktorenverletzung) nach wie vor ausfallen, stünde Schieber wieder für die Startelf bereit.
Das Derby wird also auch zu einer Art Klassentreffen, was auch dazu führt, dass sich beide Mannschaften besonders gut einschätzen können. "Ich glaube, das liegt nicht speziell an Stuttgart und Augsburg", sagt Weinzierls Kollege Manuel Baum, der meint: "In der Bundesliga gibt es generell wenige Geheimnisse." Weinzierl betont aber: "Ich denke, dass ich die Augsburger Mannschaft sehr gut einschätzen kann, auch wenn es zweieinhalb Jahre her ist." Er selbst habe viele Spieler dort entwickelt. "Sie haben zwar auch neue Spieler geholt, aber die Grundprinzipien sind beibehalten worden. Sie werden uns nicht überraschen."
So wird es den Augsburgern vor allem darum gehen, ihre fast ausnahmslos guten Auftritte in dieser Saison endlich mit mehr Toren (und damit auch mehr Punkten) zu belohnen. "Klar ist es ein Schwaben-Derby, und wir fahren da definitiv hin, um uns für den Aufwand zu belohnen, den wir hier fahren. Das ist ganz klar das Ziel. So sind wir die ganze Woche wieder angegangen", versicherte Baum. Weinzierl hofft derweil endlich auf das nötige Spielglück, "das aber nur der bekommt, der alles versucht", sagt der 43-Jährige.
"Wir müssen alle Gas geben und vorne unsere Tore machen. Wir müssen die Fahrlässigkeit abstellen", forderte derweil der Augsburger Offensivmann Michael Gregoritsch vor der Reise zum Tabellenschlusslicht. Der Respekt vor dem Rivalen vom Neckar ist jedoch groß. "Ich glaube, dass Stuttgart langsam wieder die Form erreicht, in der sie für die Liga gefährlich werden können."
Zwischen April 2013 und April 2016 gewann der FC Augsburg siebenmal in Folge gegen den VfB Stuttgart. Ein gutes Omen für den FCA? Der Trainer hieß damals allerdings bei allen sieben Siegen: Markus Weinzierl.
Matthias Vogt