Europameisterschaften
Meisl und der International-Cup

06.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Europameisterschaften im Fußball werden offiziell erst seit 1960 ausgetragen. Die erste Auflage gewann die Sowjetunion vor nur 18 000 Zuschauern im Pariser Prinzenpark gegen Jugoslawien mit 2:1 nach Verlängerung.

Doch auch schon lange vorher trafen Ländermannschaften des Kontinents in einem Wettbewerb aufeinander - im sogenannten International-Cup. Hugo Meisl, eine der schillerndsten Persönlichkeiten des österreichischen Fußballs, war nicht nur entscheidend an der Schaffung des Mitropapokals, dem Vorläufer der Champions League, beteiligt, sondern er stellte auch die Weichen für die EM, die in diesen Tagen ihre 15. Auflage erfährt.

Der Bankbeamte aus Wien, der in Triest und Paris studiert hatte, sprach Deutsch, Englisch, Tschechisch, Italienisch, Französisch, Schwedisch, Niederländisch und Spanisch fließend, was ihn dazu prädestinierte, die Alpenrepublik bei der Fifa zu vertreten. Von 1913 bis zu seinem frühen Tode 1937 trainierte er die Nationalmannschaft seines Heimatlandes und coachte somit auch das sogenannte "Wunderteam" um die Stürmerstars Anton Schall und Matthias Sindelar, das von 1931 bis 1933 in 14 Partien ungeschlagen geblieben war und dabei auch Deutschland mit 6:0 (in Berlin) und 5:0 (in Wien) weggefegt hatte.

Hugo Meisl setzte sich stark für die Professionalisierung des Fußballs ein und erreichte, dass Österreich 1924 als erstes Land in Europa eine eigene Profi-Liga bekam. Im International-Cup trafen Österreich, Ungarn, Italien, die Schweiz, die Tschechoslowakei sowie später Jugoslawien in einem im Ligasystem ausgetragenen Wettbewerb insgesamt sechsmal aufeinander. Erster Titelträger wurde 1929 Italien, das mit zwei Erfolgen auch Rekordsieger des EM-Vorläufers ist. ‹ŒAlexander Fischer