Dank Giovanni Trapattoni kennt ihn endgültig jeder

05.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Deutschland lachte, Deutschland machte sich über ihn lustig. "Es war ein richtiger Albtraum für mich", gibt Thomas Strunz zu. "Ich war regelrecht schockiert und wusste gar nicht, wie mir geschieht." Schon mehr als 18 Jahre ist das mittlerweile her.

Am 10. März 1998 passierte es. Es war ein schöner Frühlingstag in München, an dem Startrainer Giovanni Trapattoni urplötzlich zu einer legendären Wutrede an der Säbener Straße ansetzte - ohne Vorwarnung, gnadenlos. Dabei eine Hauptfigur seiner Ausführungen - eben "Struuunz" - womit dieser doch jede Menge Grund dazu hätte, immer noch stocksauer auf den Italiener zu sein. Aber nichts da. Der gebürtige Duisburger wirkt sogar dankbar: "Im Nachhinein war die Sache ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben, ein wichtiger Punkt in meiner persönlichen Entwicklung."

Was Strunz damit wohl meint: Durch Trapattonis Schimpftiraden steigerte sich sein Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit enorm. Wofür andere Kicker eine Vielzahl an Titelgewinnen brauchten - der damals 29-Jährige bekam's quasi ohne eigenes Zutun. Jeder kannte ihn, jeder redete über ihn. Und selbst jetzt noch, immer wieder: "Der Strunz, ist das nicht der, den damals der Trapattoni . . . "

Er ist es. Er ist aber weit mehr als nur eine Hauptfigur aus jener Wutrede von 1998. So darf der mittlerweile 48-Jährige von sich behaupten, am Gewinn von gleich fünf Deutschen Meisterschaften beteiligt gewesen zu sein. Zudem holte er mit dem FC Bayern zweimal den DFB-Pokal, einmal den Uefa-Cup - und auch, als die Münchner 2001 in der Champions League triumphierten, hatte der Duisburger seine Füße im Spiel.

Anders ausgedrückt: Er kickte richtig gut. Ansonsten hätte es Strunz auch nicht auf 41 Länderspiele gebracht, wäre beim EM-Gewinn 1996 in England nicht fünfmal zum Einsatz gekommen. "Es war für mich immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen", sagt er noch heute. Kleiner Schönheitsfehler seiner Karriere mit dem Adler auf der Brust: In all den 41 Partien erzielte der Mittelfeldakteur nur ein mickriges Tor. Am 7. Juni 1995 netzte er in der 44. Minute zur 2:0-Führung gegen Bulgarien in Sofia ein - um jedoch gleich im Gegenzug einen Foulelfmeter zum Anschlusstreffer der Platzherren zu verursachen. Prompt ging das Match doch noch mit 2:3 verloren.

Strunz verstand es tatsächlich immer wieder, für Kopfschütteln zu sorgen. So war es für ihn damals auch kein Problem, einfach mal seine Haare strohblond zu färben ("Andere haben dafür rote Schuhe, im Fußballgeschäft gehört das Auffallen eben dazu"). Prompt stürzten sich die Boulevardmedien wieder auf ihn, machten ihre zum Teil geschmacklosen Geschichtchen - wie auch bei der Trapattoni-Wutrede. Und vor allem wie später, als ihn seine damalige Ehefrau Claudia ausgerechnet für Stefan Effenberg sitzen ließ ("Das nahm Ausmaße an, das war der Wahnsinn"). Der Vollständigkeit halber: Seine aktive Laufbahn als Fußballer beendete der Mittelfeldakteur in der Saison 2000/01. In der Winterpause wurde sein Kontrakt beim FC Bayern aufgelöst - und weil sich danach einfach kein neuer Klub mehr fand, hörte er eben komplett mit dem Kicken auf.

Inzwischen fungiert Strunz als Spielerberater sowie anerkannter Fußballexperte im Fernsehen. "Trapattoni hat viel dazu beigetragen, dass ich heute in den Medien arbeiten kann", ist der 48-Jährige fest überzeugt.