Augsburg
Eine Vereinslegende geht

FCA-Profi Tobias Werner wechselt zum VfB Stuttgart

03.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:28 Uhr

Augsburg (DK) Tobias Werner verlässt den Fußball-Bundesligisten FC Augsburg und spielt ab der neuen Saison für den VfB Stuttgart. Er war ein Spieler, der die Werte des Vereins wie kein anderer auf sich vereinte.

Es ist ein Vereinswechsel in einer selten gewordenen Kategorie. Einer, den man in Zeiten, in denen immer weniger Verträge erfüllt werden, nur mehr in Amateurklassen findet: Eine lebende Vereinslegende kehrt ihrem Klub unter Tränen den Rücken. Acht Jahre lang atmete Werner den FC Augsburg. Nun verlässt er den FCA: Weil er sportlich eine wohl eher ungewisse Zukunft hat. Der Wechsel erinnert deshalb etwa an jenen von Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern zu Manchester United. Tobias Werner, das steht in Augsburg für Arbeiter-Fußball, für Nahbarkeit und für Rosenaustadion. Kaum vorstellbar, dass er das Leibchen mit der Zirbelnuss nicht mehr über die wohl beliebteste Glatze der Stadt streifen wird. 208 Mal hat Werner, der 2008 aus Jena kam, das Augsburger Trikot getragen. 38 Tore hat er geschossen, 39 vorgelegt.

Für alle war er "der Tobi". Der Tobi, von dem viele - wohl auch er selbst - kaum geglaubt hätten, dass er einmal Teil einer der gefährlichsten Flügelzangen der Bundesliga sein würde: 2014/15 mit André Hahn. Oder dass er mit Augsburg an der Liverpooler Anfield Road ein Europapokalmatch spielen würde. Aber eben das strahlte Werner stets aus. Die ehrliche Bescheidenheit, die Bodenhaftung, das Wissen, dass es ohne Fleiß keinen Ertrag gibt - Attribute, die für den gesamten Verein stehen, gebündelt in einer Person.

Der Flügelflitzer wurde so zu einem dieser Spieler, die den Fans einfach das Gefühl geben, dass unten auf dem Rasen einer von ihnen stünde. Ein Kumpel, ein Stehtribünen-Nachbar, ein Arbeitskollege: die Dependance des Anhangs im Profikader.

Dass Werner weiterzieht, ist aus sportlicher Hinsicht jedoch nachvollziehbar. Die Konkurrenten heißen Caiuby, Alexander Esswein, Takashi Usami oder je nach taktischer Ausrichtung gar Raul Bobadilla. Zumal der 31-Jährige zuletzt von Verletzungen zurückgeworfen wurde, ergibt der Schritt zu einem Topteam der 2. Liga, noch dazu in regionaler Nähe und mit Jos Luhukay als ehemaligem Weggefährten, Sinn.

Mit Tobi Werner verschwindet jedoch auch ein weiteres der wenigen Relikte des FCA-Aufschwungs aus dem Kader. Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Daniel Baier und Paul Verhaegh sind somit die letzten Vertreter, die bereits in der zweiten Liga für den FC Augsburg kickten.