Kempten
Kein Spiel für schwache Nerven

American-Football-Bundesliga Süd: Ingolstadt Dukes verlieren in letzter Sekunde mit 21:23 bei den Allgäu Comets

27.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
Bereitete den Allgäu Comets viel Kopfzerbrechen: Anthony Mella (heller Helm). Trotzdem gab es für die Dukes eine bittere Pleite.? −Foto: R. Lüger

Kempten (SZ) Das war wohl die unglücklichste Niederlage in der Geschichte der Ingolstadt Dukes. Erst mit dem letzten Angriff sicherten sich die Allgäu Comets am Sonntag ihren 23:21-Sieg und machten damit einen entscheidenden Schritt in Richtung Play-offs der 1. American-Football-Bundesliga.

Die Stadionuhr zeigte die verbliebene Restspielzeit an: 00:00 Minuten - und die Dukes führten mit 21:17. Verdienter Sieg der Ingolstädter? Denkste. Die Schiedsrichter ließen den letzten (erfolglosen) Spielzug der Hausherren doch noch einmal wiederholen. Björn Hauschild war im Laufduell mit Martin Emos zusammengeprallt, der den ohnehin zu kurzen Pass von Quarterback Justin Sottilare sowieso nicht mehr erreicht hätte. Also gestatteten die Referees den Comets einen weiteren Versuch - umstrittenerweise. Und die Allgäuer nutzte das nun in Person von Jonathan Gihl aus, er lief die letzten drei Yards bis in die Endzone, das Spiel war gegen die Dukes gelaufen.
Schon im dritten Viertel hatten die Schiedsrichter nach einem erfolglosen Angriff der Kemptener eine Pass-Behinderung gesehen, bei der man schon sehr viel blühende Fantasie benötigte, um sie ebenfalls zu erkennen. Fast wäre man da schon in Versuchung geraten, auch im American Football einen Videobeweis zu fordern, wäre das Ganze nicht schon am Vortag in der Fußball-Bundesliga zur Lachnummer geworden.
Egal, die Dukes haben das Match in Kempten verloren und damit wohl auch die allerletzte Chance auf die Play-offs verspielt, die durch die gleichzeitige Niederlage der Marburger gegen die Stuttgart Scorpions plötzlich sogar noch möglich gewesen wären. Defense-Koordinator Mike Wittmann macht jedoch nicht die Schiedsrichter-Entscheidungen vom Sonntag für das Verfehlen des ursprünglich ausgegebenen Ziels verantwortlich: "Wir hatten schon vorher viele Punkte unnötig liegen lassen. In Kempten haben uns nicht die Referees das Match verloren, damit würden wir es uns zu einfach machen. Sicher haben sie in einigen 50:50-Situationen gegen uns entschieden, aber das kommt hallt immer mal vor. Damit müssen wir wohl leben."
So müssen die Dukes nun die positiven Erkenntnisse aus dieser Partie mitnehmen, auch wenn alle nach Spielschluss sichtlich geknickt waren. Selten hatten die Ingolstädter in dieser Saison von der ersten bis zur letzten Minute so erbittert gekämpft und sich gewehrt wie diesmal. Trotz weiterhin vieler Ausfälle hatten sie den Kemptenern einen absolut ausgeglichenen Fight geliefert, weshalb die Niederlage besonders schmerzte. Dennoch kann die Truppe insgesamt zufrieden sein. Mit einem Sieg im letzten Saisonspiel (8. September um 18.30 Uhr im ESV-Stadion) gegen die zuletzt arg schwächelnden Marburger (fünf Niederlagen in Folge) wäre zumindest Tabellenplatz fünf noch möglich, was in Anbetracht der Verletzungsmisere durchaus als Erfolg zu werten wäre.
Headcoach Eugen Haaf musste lange nach Spielschluss noch nach Worten ringen, so hatte ihn die vermeidbare Niederlage mitgenommen. "Wir haben an diesem Sonntag eine Super-Vorstellung geliefert, die Jungs haben gekämpft wie die Löwen. Jeder hat über seine Verhältnisse gespielt", verteilte der Peutenhausener ein dickes Lob und hatte zugleich Mitleid mit seinen Akteuren. "Die Spieler gingen jetzt in die Kabine wie ein Hund, der gerade verprügelt wurde", gab er die Stimmungslage wieder. Damit die Dukes-Cracks die Köpfe schnell wieder frei bekommen, hat er ihnen in dieser Woche trainingsfrei gegeben, ehe sich das Team nächste Woche noch einmal konzentriert auf das Saisonfinale gegen Marburg vorbereiten wird.
Am Samstag neutralisierten sich beide Teams lange Zeit, und da beide vorrangig aufs Laufspiel setzten, lief die Zeit schnell ab. Zur Halbzeitpause führten die Kemptener knapp mit 9:7, nachdem sie durch ein Fieldgoal von Spencer Cutlan und einen Touchdown von Paul Jordan zunächst ein 9:0 vorlegten. Einmal mehr war dann Anthony Mella für den ersten Ingolstädter Touchdown verantwortlich. Er war dann zu Beginn der zweiten Halbzeit erneut erfolgreich - und weil sich Pascal Crede auch dieses Mal als sicherer Kicker erwies, führten die Dukes plötzlich mit 14:9.
Zu Beginn des letzten Quarters drehten die Kemptener die Partie erneut, nach dem Touchdown von Gihl und einer Two-Point-Conversion durch Jordan hieß es 17:14. Die Dukes ließen sich dadurch aber nicht beirren und machten weiter Druck. Jakob Wenzel, schon in den vorherigen Matches immer ein Aktivposten, tankte sich kraftvoll durch die Kemptener Abwehrwand und brachte den Ball zur 21:17-Führung über die Linie. 2:51 Minuten waren da noch zu spielen. Genügend Zeit also für die Kemptener, um der drohenden Niederlage noch zu entgehen. Mühsam kämpften sie sich daraufhin von First Down zu First Down, wobei es der Ingolstädter Defense - wie fast während der gesamten Spielzeit - einfach nicht gelang, die Läufe durch die Mitte zu stoppen. Als der vermeintlich letzte Angriff der Comets verpufft war, gab es trotzdem den ersten Jubel der Ingolstädter. Der aber fiel aber eben nur kurz aus, weil die Unparteiischen das Spiel nochmals spannend machten - mit dem anfangs beschriebenen Ende.

Elmer Ihm