Köln
"Die Maschine läuft"

DEB-Präsident Franz Reindl lobt Bundestrainer Sturm und das Nationalteam und verspricht Geld für den Nachwuchs

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Köln (DK) Für Franz Reindl ist die Weltmeisterschaft in Köln und Paris eine doppelte Herausforderung: Der 62-Jährige ist der Chef des Organisationskomitees und Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Inzwischen kann der Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976 aufatmen - sowohl das Turnier insgesamt als auch das Abschneiden der deutschen Mannschaft dürfen als Erfolg gewertet werden.

Nach dem Viertelfinal-Aus des DEB-Teams haben wir mit dem Garmisch-Partenkirchener gesprochen.

 

Herr Reindl, die deutsche Nationalmannschaft ist im Viertelfinale gegen Weltmeister Kanada ausgeschieden. Trotzdem war es aus deutscher Sicht ein gutes Turnier.

Franz Reindl: Wie die Mannschaft das ganze Turnier über aufgetreten ist, mit harter Arbeit und einer riesigen Einstellung, das ist einfach toll. Wenn man in die Kabine geht, spürt man den Slogan "Leidenschaft, Wille und Stolz", den sie sich selbst gegeben haben. Es war aber nicht nur der Einsatz, es war auch die Qualität des Spiels. Partien offen zu halten, obwohl - wie auch gegen Kanada - der Gegner deutlich überlegen ist. Auch die elf Punkte in der Vorrunde zu erreichen, um ins Viertelfinale einzuziehen, ist eine Menge Holz. Da kann man nur den Hut ziehen. Das geht nur, wenn 25 Mann an der Grenze spielen.

 

Lässt sich Marco Sturms Anteil am Erfolg beziffern?

Reindl: Nein, aber er ist der Headcoach. Und er hat ein super Trainerteam zusammengestellt. Von Co-Trainer Geoff Ward bis zu den Fitnesstrainern - da passt alles zusammen. Marco Sturm hat da frischen Wind und moderne Methoden reingebracht. Ein Detail ist beispielsweise die Familienbegleitung, dass Frauen und Kinder da waren. Das hat er eingeführt, um die Spieler über so einen langen Zeitraum bei Laune zu halten. Das ist ihm zu 100 Prozent gelungen. Emotionen für die Nationalmannschaft zu wecken, das ist sein großer Verdienst.

 

Glauben Sie, dass das deutsche Eishockey langfristig von der Heim-WM profitieren kann - auch finanziell?

Reindl: Wir werden das Geld mit Sicherheit in die Zukunft investieren. Das können wir garantieren. Anders als beim letzten Heim-Turnier 2010 haben wir schon davor Projekte laufen, wie "Powerplay 2026" (dann will der DEB um Medaillen mitspielen, d. Red.) und "Wir sind Eishockey". Wir wollen Kinder den Sport näherbringen und warten nicht bis nach der WM. Wir marschieren voll in diese Richtung, besser zu werden.

 

Mit Tom Kühnhackl gibt es einen amtierenden Stanley-Cup-Sieger, mit Leon Draisaitl einen kommenden NHL-Superstar. Wie bewerten Sie die sportlichen Aussichten für das deutsche Eishockey?

Reindl: Es geht nur um das, was sich auf den 60 mal 30 Metern Eisfläche abspielt. Dort liegt die Wahrheit, das hat Sepp Herberger schon über den Fußball gesagt, und ich sage das übers Eishockey. Es geht nur über harte Arbeit, Training, jeden Tag. Vor allem mit den Kindern. Leon, Tobias Rieder, Philipp Grubauer oder wie sie alle heißen, sind tolle Vorbilder. Da sieht man, wo man hinkommen kann. Man sieht aber auch, wie weit der Weg ist, um an die Spitze zu kommen. Da muss man noch härter arbeiten als die anderen, um die Lücke zu schließen. Aber wir haben zumindest angefangen. Es gibt eine Vision. Die Maschine läuft.

 

Wie bewerten Sie das sportliche Niveau des Turniers insgesamt?

Reindl: Eishockey ist noch einmal auf einem höheren Level gelandet. Wir haben 64 Spiele auf Weltklasse-Niveau prophezeit, und das hat sich bewahrheitet. Wie die Spieler heute mit der Scheibe umgehen, wie sie die Ecken nutzen, die Scheiben von der Bande kratzen, das ist nur noch Wahnsinn. Und dann der Körpereinsatz: Es ist ja alles fair, aber brutal hart. Tempo und Einsatz sind auf einem sehr hohen Niveau. Das macht mir Spaß, zuzuschauen, weil ich ja auch Fan bin.

 

Das Ziel für die WM waren 600 000 Zuschauer, diese Marke ist bereits vor dem Finalwochenende überschritten. Hätten Sie das so erwartet?

Reindl: Dass so viele Zuschauer kommen, war das große Ziel, das war schon ganz schön hoch angesetzt. Ich bin jedem Zuschauer dankbar, der gekommen ist. Die Leute sind aber auch belohnt worden, denn die Spiele waren klasse. Die Stimmung ist gigantisch, das muss man einfach mal erleben. Wer in so einen Tempel wie die Kölner Arena geht, das Wohnzimmer der Nationalmannschaft, der wird das Fieber nicht mehr loswerden.

 

Das Gespräch führte Alexander Petri.