Köln
Draisaitls großer Auftritt

4:1 gegen Italien beschert Eishockey-Nationalteam Endspiel um das WM-Viertelfinale gegen Lettland

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Stark trotz Strapazen: Leon Draisaitl überzeugte bei der WM auf Anhieb. - Foto: Stollarz/AFP

Köln (DK) Mit dem umjubelten NHL-Star Leon Draisaitl hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in dessen Heimatstadt Köln einen 4:1 (2:1, 2:0, 0:0)-Pflichtsieg gegen Italien gefeiert. Morgen kommt es nun zum Endspiel ums Viertelfinale gegen Lettland.

Die ersten Teamkollegen waren schon geduscht, da stand Leon Draisaitl am späten Samstagabend immer noch auf seinen Schlittschuhen und den Reportern Rede und Antwort. Ob er sich an den beiden spielfreien Tagen ins Bett legen werde, wurde der 21-jährige Angreifer nach dem 4:1 gegen Italien gefragt. "Würde ich gerne", sagte der müde Star, "ich schlafe gleich ein."

Nur zwei Tage nach dem Play-off-Aus seiner Edmonton Oilers und nur neun Stunden nachdem sein Flieger in Frankfurt gelandet war, war der Mittelstürmer schon für das Nationalteam bei der Heim-WM in Köln aufgelaufen. "Ich habe mit Marco (Bundestrainer Sturm, d. Red.) geredet, und dann haben wir beschlossen, dass ich heute schon spiele", sagte er grinsend. Bei seiner ganz persönlichen Heim-WM, schließlich ist Draisaitl in der Domstadt geboren. Die erste Nacht durfte er sogar bei Mama Sandra und Papa Peter daheim schlafen und mit ihnen Muttertag feiern. "Es ist etwas Besonderes, ich bin hier aufgewachsen", sagte Draisaitl.

In der besten Eishockey-Liga der Welt ist Draisaitl in dieser Saison zu einer der ganz großen Nummern aufgestiegen. Die Hauptrunde schloss er mit 77 Punkten als achtbester Scorer überhaupt ab. In den Play-offs sammelte "The German Gretzky" in 13 Partien gar 16 Scorerpunkte. Kein Wunder, dass Sturm nach Draisaitls WM-Zusage frohlockte: "Es ist wie im Basketball, wenn Dirk Nowitzki nach Deutschland kommt."

Gegen Italien trug sich der von den 18 712 Zuschauern gefeierte Draisaitl gleich im Spielbericht ein. Nach dreieinhalb Minuten bediente er Christian Ehrhoff, und der brachte das DEB-Team in Führung. "Es war sensationell, welche Impulse er sofort gegeben hat", schwärmte DEB-Präsident Franz Reindl.

Gegen überforderte Italiener, deren Abstieg heute besiegelt werden dürfte, musste Sturms Mannschaft längst nicht alles abrufen. Das überraschende 1:1 durch Michele Marchetti, der von einer abermaligen Unsicherheit Danny aus den Birkens im deutschen Tor profitierte, konterte die DEB-Auswahl durch Matthias Plachtas Powerplay-Treffer noch im ersten Drittel (19.). Im zweiten Durchgang beseitigten Yannic Seidenberg (23.) und Dominik Kahun (27.) alle Zweifel am dringend benötigten Erfolg, der den Gastgebern morgen ein Endspiel um einen Viertelfinal-Platz gegen Lettland beschert (20.15 Uhr/Sport 1).

Draisaitl unterstrich auch ohne eigenen Treffer seinen enormen Wert: Im ersten Drittel gewann er alle seine Bullys und setzte seine Kollegen mit brillanten Pässen in Szene. Am Ende hatte er die meiste Eiszeit aller deutschen Angreifer gesammelt. "Es war okay fürs erste Spiel", fand er. "Aber ich habe noch einiges mehr zu geben." Seine Teamkollegen und der Bundestrainer waren weniger kritisch. "Leon ist ein Weltklassespieler. Seine Übersicht ist unglaublich", sagte der Nürnberger Patrick Reimer. "Er macht alle Spieler besser", ergänzte Sturm.

Nur bei einem Sieg über die punktgleichen Letten, die heute noch gegen Russland ranmüssen, darf Draisaitl ein drittes Mal bei der WM auflaufen - im Viertelfinale. Wie man die Letten in einem K.-o.-Spiel besiegt, weiß Draisaitl: Bei der Olympia-Qualifikation im vergangenen September leitete er in Riga den 3:2-Sieg des DEB-Teams ein, der das Ticket für die Spiele in Pyeongchang 2018 sicherte. Seinen Play-off-Bart hat der Hoffnungsträger vorläufig drangelassen: "Für mich ist das hier die dritte Runde."

 

Deutschland: Aus den Birken - Reul, Ehrhoff; D. Seidenberg, Müller; Abeltshauser, Hördler; Krueger - Ehliz, Tiffels, Reimer; Wolf, Hager, Schütz; Plachta, Draisaitl, Macek; Y. Seidenberg, Kahun, Kink; Fauser. - Tore: 0:1 Ehrhoff (3:34), 1:1 Marchetti (4:21), 1:2 Plachta (18:16), 1:3 Yannic Seidenberg (22:46), 1:4 Kahun (26:00). - Zuschauer: 18 712 (ausverkauft). - Schiedsrichter: Reneau (USA), Wehrli (Schweiz). - Strafminuten: Italien 4 - DEB 8.