Herning
Ein Fehlgriff zu viel

ERC-Torhüter Pielmeier wird auch im vierten WM-Spiel gegen Südkorea durch den Nürnberger Treutle ersetzt

08.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:10 Uhr
Thomas Schulz
Fehlendes Scheibenglück beklagte Nationaltorhüter Timo Pielmeier vom ERC Ingolstadt nach der zweiten WM-Niederlage (4:5 n.P.) gegen Norwegen. −Foto: Wivestad/dpa

Herning (DK) Während es im WM-Vorrundenspiel der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft gegen die USA noch immer 0:0 stand, kursierte in den sozialen Netzwerken ein Video.

Darin steht Comicfigur Lisa Simpson vor einem Eishockey-Tor stets richtig, um den Puck abzuwehren. Mit der Kelle oder dem Schoner verhindert Lisa reihenweise Gegentore. Das Video sollte den deutschen Torwart adeln, der die Angreifer der USA trotz der 0:3-Niederlage am Montag zur Verzweiflung brachte.

Nur zu gerne wäre Timo Pielmeier dieser Torwart gewesen, der Puckfänger des ERC Ingolstadt aber musste dem Geschehen auf dem Eis von der Spielerbank aus folgen. Der Held zwischen den deutschen Pfosten hieß Niklas Treutle. Der 27-Jährige von den Nürnberg Ice Tigers musste sich bei der dritten Vorrundenniederlage erst in der 31. Minute durch einen Treffer von NHL-Star Patrick Kane (Chicago) zum ersten Mal geschlagen geben. "Niklas hat ein großartiges Spiel gemacht", lobte Bundestrainer Marco Sturm den WM-Neuling.

Pielmeiers Schicksal hingegen waren die zwei eigenen Leistungen gegen Dänemark und Norwegen. Gegen die Dänen (2:3 n. P. ) zeigte er sich abgesehen von ein, zwei Wacklern noch recht solide. Das ebenfalls nach Penaltyschießen erlittene 4:5 gegen Norwegen jedoch lasteten ihm viele Fans an.

Zwar meinte der durch die Unabkömmlichkeit von Philipp Grubauer - der NHL-Goalie erreichte am Montag (Ortszeit) mit den Washington Capitals das Play-off-Halbfinale - gestern nachlizenzierte dritte deutsche Schlussmann Mathias Niederberger, dass Pielmeier gegen die USA auf Grund der Belastungssteuerung ohnehin eine Pause bekommen hätte. Die Entscheidung dazu dürfte Bundestrainer Sturm aber leichter gefallen sein als gewünscht.

Bereits nach sieben Minuten hatte Pielmeier gegen Norwegen zwei Treffer kassiert. Beim ersten bekam er die Scheibe nicht aus der Gefahrenzone, beim zweiten ließ er sie nach vorne prallen. Beim späteren 3:4 nach einem Schuss von der Blauen Linie griff der 28-Jährige dann daneben. "Beim 0:1 habe ich versucht, einen Pass zu spielen. Das Scheibenglück ist jedoch nicht auf meiner Seite gewesen. Das ist manchmal so", sagte Pielmeier.

Mehr als diese Sätze gab es nicht. Wortlos schritt Pielmeier an den deutschen Journalisten vorbei. Pielmeier weiß, dass er keine Sicherheit ausgestrahlt hatte und so seinen durch die Absage anderer Goalies erlangten Status als Nummer eins nicht rechtfertigen konnte. Einen Status, den er sich bei Olympia mit der Gala gegen Schweden erarbeitet hatte.

Nun aber wird Treutle auch im entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt heute (16.15 Uhr/Sport1) gegen Südkorea im Tor stehen. "Er bleibt drin, das ist sicher", sagte Sturm. Geht es nach der Statistik, eine logische Entscheidung. Treutle war in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-lIga (DEL) mit einer Fangquote von 94,4 Prozent sowie 1,89 Gegentoren pro Spiel der beste Torwart.

Für Pielmeier wird es demnach eng. "Die Amis hatten viele Großchancen. Niklas hat uns da etliche Male gerettet. Schön, einen Torhüter drin zu haben, der einem hilft", meinte Verteidiger Dennis Seidenberg von den New York Islanders. Da braucht es kein erklärendes Comic-Video, um diese Äußerung zwischen den Zeilen zu interpretieren.
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Thomas Schulz