"Es tut weh, Robert zu verlieren"

07.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:26 Uhr

Jaroslawl (DK) Eishockey-Nationalspieler Robert Dietrich ist bei einem tragischen Flugzeugabsturz in Russland gestorben. Der 25-Jährige war gestern mit seinem Team Lokomotive Jaroslawl auf dem Weg nach Minsk. Die weltweite Eishockey-Szene ist geschockt.


Bangen Stunden voll verzweifelter Hoffnung folgte am frühen Mittwochabend die schreckliche Gewissheit: Das deutsche Eishockey trauert um Nationalspieler Robert Dietrich. Der Leistungsträger der Nationalmannschaft ist am späten Mittag als einer von mehr als 40 Menschen bei einem tragischen Flugzeugabsturz in Russland im Alter von nur 25 Jahren gestorben. Das bestätigte das Zivilschutzministerium in Moskau. „Das ist eine tiefe Tragödie für das gesamte deutsche Eishockey“, sagte Franz Reindl, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), nachdem er über den Tod des 38-maligen Nationalspielers informiert worden war. Der gesamte Kader von Dietrichs Team Lokomotive Jaroslawl war ebenfalls an Bord.  

„Es tut weh, Robert zu verlieren“, ergänzte Reindl bei Sport1. Ex-Bundestrainer Uwe Krupp sagte dem TV-Sender: „Ich finde dafür einfach keine Worte. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“

„Was soll man dazu schon sagen. Das ist natürlich ein Schock. Er war ein ruhiger, angenehmer Typ. Ich bin mit ihm sehr gut ausgekommen und habe mit ihm auch öfter Karten gespielt. Wir fliegen ja auch öfters mit einem Privatjet – wenn man sich das vorstellt, unglaublich,“ zeigte sich sein Nationalmannschafts-Kollege Thomas Greilinger vom ERC Ingolstadt bestürzt.

Dietrich war im Sommer zum dreimaligen russischen Meister gewechselt. Sein neues Team war auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel nach Minsk. Die Mannschaft aus der weißrussischen Hauptstadt spielt wie Jaroslawl in der russischen Profiliga KHL, die hinter der nordamerikanischen Profiliga NHL als zweitstärkste Liga der Welt gilt.

„Das ist eine fürchterliche Tragödie für die weltweite Eishockey-Gemeinschaft“, sagte Weltverbandspräsident Rene Fasel. Harold Kreis, bis zum Sommer Dietrichs Trainer in Mannheim und dessen aktueller Co-Trainer der Nationalmannschaft, war fassungslos. „Das sind schockierende Neuigkeiten“, sagte er. Dietrichs Nationalmannschaftskollege Simon Danner von der DEG twitterte unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks: „Mir ist total schlecht!!! Ein russisches Flugzeug ist abgestürzt, mit einer Eishockey Mannschaft, in der Robert Dietrich spielt.“

Die Maschine vom Typ Jak-42 verunglückte nach Angaben der Behörden gestern kurz nach dem Start vom Flughafen in Jaroslawl rund 240 Kilometer nordöstlich von Moskau. Bei klarer Sicht habe das Flugzeug die erforderliche Höhe nicht erreicht, sei gegen einen Funkmast geprallt und dann an einem Flussufer abgestürzt, hieß es weiter.

In Russland sorgte die Tragödie für Trauer und Verzweiflung. In einer ersten Reaktion regte die Trainerlegende Viktor Tichonow an, dass alle KHL-Vereine Spieler an Lokomotive abgeben sollten, um den Klub wieder aufzubauen.

Das Eröffnungsspiel zwischen Titelverteidiger Ufa und Vizemeister Mytischtschi wurde nach 14 Minuten abgebrochen, auf den Rängen beweinten Fans eine der größten Katastrophen des russischen Sports. Vor der Arena in Jaroslawl versammelten sich trauernde Menschen, Fans des dreifachen russischen Meisters legten an der Geschäftsstelle Blumen nieder.

Zu Jaroslawls Team zählen auch einige ehemalige NHL-Spieler. Karel Rachunek, Josef Vasicek (beide Tschechien), Ruslan Salei (Weißrussland), Karlis Skrastins (Lettland), Pavol Demitra (Slowakei) und Alexander Wasjunow (Russland) standen zusammen rund 3000 Mal in der NHL auf dem Eis. „Das ist ein Schock“, sagte Tschechiens Eishockey-Präsident Tomas Kral. „Sie waren nicht nur exzellente Eishockeyspieler, sondern auch gute Freunde und Menschen.“