Kloten
Forsche Töne

Eishockey-Nationalmannschaft reist nach erfolgreicher Olympia-Generalprobe selbstbewusst nach Pyeongchang

07.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Kloten/München (DK) Deutschlands Eishockey-Cracks fühlen sich bei der Rückkehr auf die Olympia-Bühne bereit für eine Überraschung. Auch wenn zum ersten Mal unter Bundestrainer Marco Sturm die NHL-Verstärkung in einem großen Turnier fehlt, soll die positive Entwicklung seit 2015 fortgeführt werden. "Es kribbelt gewaltig. Es ist ja ein echtes Comeback für uns. Wir haben Jahre darauf hingearbeitet", sagte DEB-Präsident Franz Reindl gestern vor dem Abflug aus München.

Beim 2:1 (0:0, 1:0, 0:1) nach Verlängerung am Dienstagabend im einzigen Olympia-Test in Kloten beim Erzrivalen Schweiz hatte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) noch einmal Selbstvertrauen geholt. "Generalprobe bestanden. Wir können jetzt den Schwung mitnehmen ins Turnier", sagte Kapitän Marcel Goc.

"Wir wollen was Großes erreichen", betonte der Siegtorschütze Dominik Kahun und ergänzte: "Wir wollen die Großen ärgern." Und Münchens Torhüter Danny aus den Birken fügte hinzu: "Ich glaube, dass wir mehr erreichen können, als die Leute vielleicht denken."

Der 32-Jährige hatte in Kloten im Tor begonnen, ehe er im Schlussabschnitt für Timo Pielmeier ("Im Sport ist alles möglich, wir verstecken uns vor keinem") vom ERC Ingolstadt Platz machen musste. Beide erledigten ihren Job souverän. "Wir haben drei gute Männer hinter uns", meinte Goc und bezog auch seinen Mannheimer Kollegen Dennis Endras mit ein, der am Dienstag nur Zuschauer war.

In der Vorrunde trifft das DEB-Team vom 15. Februar an auf den Bronze-Gewinner von 2014, Finnland, auf Weltmeister Schweden und auf Norwegen. "Das ist die schwerste Gruppe im Turnier", befand nicht nur Fahnenträger-Kandidat Christian Ehrhoff. Hinzu kommt: Skandinavisches Eishockey liegt Deutschland traditionell nicht. Der letzte Sieg in einem olympischen Duell mit Finnland liegt 34 Jahre zurück, einen Sieg bei Olympia gegen Schweden gab es noch nie.

"Fakt ist, dass Nationen wie Finnland und Schweden einfach besser sind als wir. Aber Fakt ist auch, dass wir jeden Gegner schlagen können", sagte Bundestrainer Sturm, der Deutschland seit seiner Amtsübernahme 2015 wieder Hoffnung für die Zukunft gegeben hat. Für zusätzliche Motivation hatte er erst am Montag mit seiner Vertragsverlängerung bis 2022 gesorgt.

Doch Olympia wird für Sturm zur Bewährungsprobe. Erstmals in seiner Amtszeit musste der 39-Jährige sein Team für ein großes Turnier notgedrungen nur aus Spielern der international bestenfalls zweitklassigen Deutschen Eishockey-Liga (DEL) rekrutieren. Die weltweit beste Liga NHL hatte erstmals seit 1994 eine Saisonunterbrechung für Olympia verweigert. "Das kann Fluch und Segen zugleich sein. In der Breite sind die anderen Nationen natürlich besser aufgestellt. Unser Vorteil könnte sein, dass wir eingespielt sind", sagte Torjäger Patrick Reimer von den Nürnberg Ice Tigers.

Hinzu kommt das ungewohnte Format. "Der Modus erlaubt es, dass alles möglich ist", sagte Co-Kapitän Ehrhoff. Selbst wenn Deutschland alle Vorrundenspiele verliert, böte sich in einem Alles-oder-Nichts-Spiel gegen ein anderes Team noch die Chance aufs Viertelfinale.