Ingolstadt
"Ich war schon sehr enttäuscht"

ERC-Verteidiger Fabio Wagner über die knapp verpasste WM-Teilnahme mit der Nationalmannschaft

02.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:28 Uhr
Im Testspiel gegen den WM-Gastgeber Dänemark gelang Fabio Wagner (links) sein erster Treffer im Nationaltrikot. Den Sprung in den deutschen Kader für das Turnier verpasste der 22-jährige Landshuter ganz knapp. −Foto: Fisker/Imago

Ingolstadt (DK) Vier Wochen lang durfte Fabio Wagner von der Teilnahme an der morgen beginnenden Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark träumen - doch nach dem 4:3 im achten und letzten Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Südkorea strich Bundestrainer Marco Sturm den 22-jährigen Verteidiger des ERC Ingolstadt noch aus dem Aufgebot. Trotz der Enttäuschung spricht Wagner, der erstmals für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) auflief, im Interview von einer "tollen Erfahrung".

Herr Wagner, überwiegt bei Ihnen der Stolz über Ihre ersten Länderspiele oder die Enttäuschung, dass Sie es knapp nicht in den WM-Kader geschafft haben?

Fabio Wagner: Ich war schon sehr enttäuscht, dass ich es nicht geschafft habe. Wenn man die ganze Vorbereitung von Anfang an dabei ist und dann kurz vor knapp mitgeteilt bekommt, dass man nicht dabei ist, ist das schon sehr enttäuschend. Aber trotzdem war es eine tolle Erfahrung, es hat sehr viel Spaß gemacht.



Wann hat Ihnen der Bundestrainer seine Entscheidung mitgeteilt?

Wagner: Er hat es mir nach dem letzten Spiel am Flughafen mitgeteilt, dass ich erst mal nicht dabei bin.



Aber Sie sollen sich auf Abruf bereithalten?

Wagner: Ja, wenn sich noch jemand verletzt. Man kann bis kurz vor dem Spiel noch einen Spieler nachmelden.



Es war klar, dass der Kader noch mit den Profis der Finalisten aus der Deutschen Eishockey-Liga und mit Spielern aus der nordamerikanischen Profiliga NHL verstärkt wird. Hatten Sie im Hinterkopf, dass es dadurch für Sie womöglich nicht reichen könnte?

Wagner: Ehrlich gesagt nicht. Ich habe nur mein Spiel spielen und mich von der besten Seite zeigen wollen. Ich wollte es Marco so schwer wie möglich machen, mich nicht mitzunehmen.



Sie haben mit den Panthern schon international in der Champions Hockey League gespielt. Wo liegt der Unterschied zu Länderspielen?

Wagner: Alles geht viel schneller. Vom Körperlichen her ist es kein großer Unterschied, aber vom Technischen und vom Tempo her schon. Besonders die Russen und auch die Dänen haben ein brutales Tempo vorgelegt.

Was war Ihr schönster Moment der WM-Vorbereitung?

Wagner: Das erste Spiel. Und das erste Tor (gegen Dänemark, d. Red.) war auch etwas Besonderes.



Haben Sie sich den Puck Ihres Tores gegen Dänemark gesichert?

Wagner: Den habe ich, ja. Außerdem bekomme ich noch einen kleinen Pokal von meinem Verteidigungspartner Marco Nowak, der macht das für alle unsere Debütanten.



Die Reise zu Ihrem ersten Länderspiel nach Sotschi verlief ziemlich abenteuerlich. Wie haben Sie den Trip erlebt?

Wagner: Wir sind von München aus geflogen, und kurz vor Sotschi sagte der Pilot, dass wir wegen des schlechten Wetters nicht landen können. Da mussten wir umdrehen und sind in Krasnodar gelandet. Dort standen wir zwei Stunden am Flughafen rum, ehe wir nach Sotschi fliegen konnten. Das Lustige war, dass Nico Krämmer (der neue Stürmer der Adler Mannheim kam mit der anderen Hälfte der Nationalspieler aus Frankfurt, d. Red) mit David Elsner (ERC-Teamkollege, d. Red.) telefoniert hat. Krämmer fragte: "Seid ihr schon gelandet?" David meinte: "Ja, gerade." Nico dachte, dass David ihn auf den Arm nimmt. Die waren längst im Hotel, obwohl sie drei Stunden nach uns geflogen waren (lacht).



Wo bewahren Sie das Trikot Ihres ersten Länderspiels auf?

Wagner: Das durfte ich mit nach Hause nehmen. Das ist ein echtes Unikat, denn da steht statt "Einigkeit und Recht und Freiheit" "Einigkeit, Rechte, Freiheit" drauf (lacht). Da hat der Hersteller Mist gebaut. Das ist jetzt in meinem Elternhaus in Landshut, da hänge ich alle meine Trikots auf.



Neben den Nationaltrikots Ihres Vaters Bernd, der bei den WM-Turnieren 1989 und 1991 dabei war?

Wagner: Nein, die hängen noch bei meiner Oma (lacht).



Bundestrainer Sturm gilt als Vater des jüngsten Aufschwungs im deutschen Eishockey. Wie haben Sie ihn erlebt?

Wagner: Er macht das alles sehr gut. Man merkt nicht, dass er erst vor drei Jahren ins Trainergeschäft eingestiegen ist. Man denkt, dass er schon viel länger in dem Job ist.



Wie war es, mit NHL-Star Leon Draisaitl zusammenzuspielen?

Wagner: Ich kenne ihn ja schon seit der U15, er ist mein Jahrgang. Technisch und körperlich war er schon immer brutal, aber jetzt ist er auch noch schnell geworden. Da merkt man einen sehr großen Unterschied zu allen anderen.



Was trauen Sie den Deutschen bei der WM zu?

Wagner: Gegen Dänemark zum Auftakt wird es ein Duell auf Augenhöhe, die anderen Gegner sind ebenfalls stark. Auch die Südkoreaner können Eishockey spielen und Schlittschuhlaufen wie verrückt. Aber das Viertelfinale ist drin.



Wie schauen Ihre Pläne für den Sommer aus? Geht's erst mal in den Urlaub?

Wagner: Kommende Woche fange ich an, mit den anderen ERC-Jungs zu trainieren. Dann fliege ich noch zehn Tage in den Urlaub, wahrscheinlich nach Griechenland. Nichts Besonderes eigentlich.

Das Gespräch führte Alexander Petri.