Augsburg
Fehlstart im Deutschland-Cup

DEB-Auswahl unterliegt Russland zum Auftakt mit 2:8 ERC-Goalie Pielmeier ersetzt Endras

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Deutschlands Schlussmann Timo Pielmeier ist bedient: Der Goalie des ERC Ingolstadt (rechts) ersetzte nach dem 2:3 seinen verletzten Torwartkollegen Dennis Endras und musste noch fünfmal hinter sich greifen. - Foto: Rimmelspacher

Augsburg (DK) Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist mit einem 2:8 (1:1, 1:4, 0:3) gegen Russland in den Deutschland-Cup gestartet. Der erste Teil des Olympia-Castings endete damit mit der höchsten Niederlage unter Bundestrainer Marco Sturm.

Wie schon in den vergangenen beiden Jahren legte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) damit einen Fehlstart in das Vier-Nationen-Turnier im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion hin, als die Auftaktpartien gegen die Slowakei und die Schweiz verloren gegangen waren. Der letzte Sieg gegen die Sbornaja bleibt damit der 2:0-Erfolg bei der Weltmeisterschaft 2011 in Bratislava.

Die Russen setzten die DEB-Auswahl von Beginn an unter Druck, störten früh den Spielaufbau - und gingen auch folgerichtig in Führung. Bei einer schnellen Kombination ließ die Sbornaja ihr technisches Können aufblitzen. Artyom Fyodorov (7.) fälschte für Torhüter Dennis Endras unhaltbar zum 0:1 ab.
 
 

Der Rekordweltmeister, der bei der 28. Auflage des Vier-Nationen-Turniers mit einem Perspektivteam an den Start geht, war weiter spielbestimmend. Endras hielt seine Mannschaft mit starken Paraden (8., 11.) aber im Spiel oder war mit dem Glück im Bunde, als Viktor Tykhonov (10.) nur den rechten Pfosten traf.

Umso überraschender fiel der Ausgleich für die DEB-Auswahl. Yannic Seidenberg, mit 145 Länderspielen der erfahrenste Akteur auf dem Eis, zog von der Blauen Linie ab und Daniel Pietta (14.) nutzte den Abpraller zum 1:1. Der Treffer gab dem Gastgeber sichtlich mehr Selbstvertrauen, nachdem der Respekt vor den Russen, die mit diesem Team im Sommer unter anderem auf das Team Canada mit den Ingolstädter Brandon Buck und Patrick McNeill getroffen waren, im ersten Abschnitt doch deutlich zu spüren war.

Entsprechend forsch kam die Mannschaft von Bundestrainer Sturm, dessen Vertragsverlängerung nur noch Formsache ist, auch aus der Kabine und ging in Führung. Brent Raedeke (22.) verwertete in Überzahl eine Vorlage von Pietta zum 2:1. Wie im ersten Drittel spielte nun nur noch eine Mannschaft, Deutschland verpasste aber den dritten Treffer durch Debütant Stefan Loibl (23.) und dem Augsburger Thomas Holzmann (31.).

Die Quittung folgte sofort: Erst glich Evgeny Ketov (32.) zum 2:2 aus, ehe Konstantin Okulov (33.) 62 Sekunden später die Sbornaja wieder in Führung schloss. Als wäre der Doppelschlag nicht schon bitter genug gewesen, verletzte sich Endras beim Abwehrversuch gegen Okulov auch noch und verschwand in der Kabine. Timo Pielmeier kam daher früher als geplant zum Einsatz, nachdem der Schlussmann vom ERC Ingolstadt erst am Samstag gegen die Slowakei zwischen die Pfosten hätte rücken sollen.

Der 28-Jährige war noch nicht lange auf dem Eis, als auch er zum ersten Mal hinter sich greifen musste. Dmitry Kagarlitsky (37.) legte in Überzahl den vierten Treffer nach. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis erhöhte Russland wiederum nur 79 Sekunden später sogar auf 5:2. Mikhail Naumenkov (38.) hämmerte die Scheibe unhaltbar in den Winkel. Moritz Müller munterte Pielmeier auf: "Du konntest nichts machen", las man seinen Lippen ab.

"Es ist nie einfach, wenn man kalt in ein Spiel kommt", meinte Pielmeier. "Eigentlich haben wir 30 Minuten lang gutes Eishockey gespielt. Aber dann sind wir auseinandergefallen. Man darf Spiele verlieren, aber nicht so hoch", sagte der Ingolstädter. So musste der Schlussmann der Panther in den letzten 20 Minuten noch dreimal hinter sich greifen. Seine Teamkameraden machten es den klar überlegenen Russen bei den Treffern durch Sergei Shumakov (52.), Ilya Mikheyev (53.) und Ketov (58.) aber auch zu einfach.

Die Chance auf Wiedergutmachung bietet sich bereits am Samstag (16 Uhr) gegen die Slowakei, das im ersten Spiel überraschend die USA mit 2:1 (1:0, 1:0, 0:1) besiegte. Am Sonntag (16.45 Uhr, beide Sport 1) trifft Deutschland dann auf die Nordamerikaner.

 

Deutschland: Endras (Mannheim), ab 34. Pielmeier (Ingolstadt) - Krueger (Bern), Moritz Müller (Köln); Jonas Müller (Berlin), Yannic Seidenberg (München); Abeltshauser (München), Krupp (Wolfsburg); Zerressen (Köln), Akdag (Mannheim) - Loibl (Straubing), Eder (München), Kammerer (Düsseldorf); Macek, Mauer, Kahun (alle München); Kink, Plachta, Raedeke (alle Mannheim); Marcel Müller, Pietta (beide Pinguine), Holzmann (Augsburger Panther).

Tore: 0:1 Fjodorow (06:52), 1:1 Pietta (13:30), 2:1 Raedeke (21:58), 2:2 Ketow (31:41), 2:3 Okulow (32:43), 2:4 Kagarlizkij (36:39), 2:5 Naumenkow (37:58), 2:6 Schumakow (51:33), 2:7 Michejew (52:54), 2:8 Ketow (57:04).

Zuschauer: 5050. - Schiedsrichter: Mayer (USA), Rohatsch (Lindau). - Strafminuten: Deutschland 10 - Russland 6.
 

Stimmen zum Spiel

 
Timo Pielmeier, Torhüter
Es gibt wohl keinen schwierigeren Zeitpunkt in ein Spiel zu starten. Das sind die Schattenseiten des Torwartseins. Es ist nicht immer einfach, wenn man kalt reinkommt. Ich habe versucht, meinen Stiefel runterzuspielen. Dennis kam zu mir und hat gesagt, dass er nicht mehr weiterspielen kann.
Russland hat einfach eine Klasse gezeigt. Nichtsdestotrotz kann man solche Spiele verlieren, aber nicht so hoch. Da müssen wir als Mannschaft besser dagegenhalten. Wir haben 30 Minuten sehr gutes Eishockey gespielt. Ich dachte echt, wir hätten das Spiel in der Hand und dann sind wir eingebrochen und auseinandergefallen. Klar, ist das Ergebnis zu hoch, keine Frage.
Der Plan war, dass ich am Samstag spiele. Ich weiß es zwar noch nicht sicher, aber es spricht nichts dagegen. Ich bin ja jetzt warm. (lacht)
Ich habe das Spiel am Freitagnachmittag nur kurz gesehen, ich weiß nicht, was mich gegen die Slowakei erwartet. Ich habe gehört, sie haben gut gespielt gegen die USA. Ich glaube, die kommen genauso wie die Russen. Die kämpfen auch alle um einen Olympiaplatz. Das wird ein heißer Kampf.
 
Marco Sturm, Bundestrainer
Ich glaube, da braucht man in der Kabine nicht viel sagen. Die Mannschaft muss alles morgen besser zeigen und umsetzen und antworten. Das war meine einzige Nachricht an die Jungs. Wir haben gut angefangen. Wir haben eigentlich genau das gespielt, was wir wollten. Das lief über 30 Minuten und haben dann komplett aufgehört zu spielen. Das darf man halt gegen eine russische Mannschaft nicht machen.
Es ist schwierig, da jetzt was zu sagen, da muss ich das Spiel jetzt erst analysieren. Wie gesagt, wir haben aufgehört zu spielen. Die Russen sind immer schneller geworden, waren viel unterwegs. Sie waren einfach besser, schneller und aggressiver. Wir haben einfach zu viel und zu früh den Kopf hängen lassen. Wir haben von vorneherein gewusst, dass Russland eine bessere Nation als wir ist, egal mit welcher Truppe sie kommen. Das muss man gnadenlos zugeben.
Ich hoffe, da sind ein paar Sachen dabei, aus denen wir gelernt haben. Das Schöne ist, dass es morgen wieder weitergeht. Da müssen wir uns definitiv steigern. Es kommt nur auf die deutsche Mannschaft an, da ist der Gegner an sich eigentlich uninteressant.
Dennis Endras hatte Schmerzen im Bein. Was es genau ist, weiß ich noch nicht, aber für ihn ist das Turnier beendet.