Ingolstadt
Wie einst Boris Becker

ERC Ingolstadt ist deutscher Eishockey-Meister – Ein Blick auf weitere Sensationen im Sport

30.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:45 Uhr

Ingolstadt (DK) Der ERC Ingolstadt hat in dieser Saison ein sensationelles Comeback gezeigt: Nach der Vorrunde belegten die Panther nur Platz neun. Über die Pre-Play-offs wurde der ERC am Dienstagabend deutscher Meister. Wir werfen einen Blick auf ähnliche Überraschungen in der Welt des Sports.

 

Boris Becker 1985

Die Straßen waren leergefegt, damals, im Juli 1985. Mehr als elf Millionen Menschen fieberten mit einem rothaarigen, 17-jährigen Jungen mit. Denn an jenem 7. Juli schrieb ein gewisser Boris Becker in Wimbledon Tennisgeschichte. Als bislang jüngster Profi gewann er das wohl bedeutendste Tennisturnier, als ungesetzter Spieler. In vier Sätzen schlug er den zehn Jahre älteren Südafrikaner Kevin Curren. Mit Beckers Sieg avancierte der Tennissport in Deutschland zu einem Massenphänomen. Becker erlebte einen kometenhaften Aufstieg und führte Deutschland zum Davis-Cup-Sieg 1988. Zusätzlich gewann er fünf weitere Grand-Slam-Titel. Allein in Wimbledon war Becker dreimal erfolgreich.

1. FC Kaiserslautern 1998

Vermutlich wird es eine solche Überraschung in der Fußball-Bundesliga nie wieder geben: Als Aufsteiger gewann der 1. FC Kaiserslautern 1998 die deutsche Meisterschaft. Der Vater dieses Erfolges hieß Otto Rehhagel. Besonders für den Essener war die Meisterschaft mit Kaiserslautern auch eine persönliche Genugtuung. Denn vor seinem Engagement bei den Roten Teufeln wurde Rehhagel beim FC Bayern München nach rund neun Monaten entlassen. Mit viel zerschlagenem Porzellan wechselte Rehhagel dann nach Kaiserslautern, wo er seine Wohlfühl-Oase wiederfand und den Verein zur größten Überraschung in der Geschichte der Fußball-Bundesliga führte. Wobei Rehhagel durchaus mit Außenseitermannschaften zu überraschen wusste: zweimal wurde er Meister mit Werder Bremen und setzte sich immer gegen die höher eingeschätzten Bayern durch. Doch der größte Erfolg war wohl der EM-Titel 2004 mit der griechischen Nationalmannschaft.

 

Deutsche Nationalelf 1954

Wer, außer Ungarn, sollte 1954 Fußball-Weltmeister in der Schweiz werden? Die Wunder-Mannschaft mit ihrem Stürmerstar Ferenc Puskas war der klare Favorit. Auf eben jenes Über-Team traf die deutsche Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde. Mit 3:8 fiel die Niederlage beinahe erwartungsgemäß hoch aus. Doch Deutschland kam trotzdem in die K.-o.-Runde. Über Jugoslawien und Österreich erreichte Deutschland das Finale. Und dort warteten wieder die Ungarn auf das Team von Bundestrainer Sepp Herberger. Doch während Herberger in der Vorrunde die deutsche B-Elf auflaufen ließ, spielte im Finale die „richtige“ Mannschaft. In Ungarn war im Grunde schon alles für die Weltmeister vorbereitet. Selbst eine Sonderbriefmarke zum WM-Titel war gefertigt. Doch dann kam alles anders. Deutschland gewann mit 3:2 gegen die Favoriten, weil Torhüter Toni Turek über sich hinauswuchs und Helmut Rahn in der 84. Spielminute zum Sieg traf. Das Spiel ging als „Wunder von Bern“ in die Analen ein. Und Ungarn? Zwischen 1950 und 1956 verloren Puskas & Co. von 50 Länderspielen nur eines – aber das war eben das WM-Endspiel am 4. Juli 1954 in Bern.

US-Eishockeyteam 1980

Im Grunde war das Spiel schon vor dem Anpfiff entschieden. Zu übermächtig erschien die „Sbornaja“, die sowjetische Eishockey-Nationalmannschaft. Wie hoch die Chancen auf einen Außenseitersieg waren, beschrieb die New York Times vor der Finalrunde der Olympischen Winterspiele in Lake Placid am 22. Februar 1980: „Wenn das Eis nicht schmilzt, gewinnen die Russen ihre sechste olympische Goldmedaille.“ Kein Wunder: In den 17 Jahren davor holten die Russen 14 WM-Titel und viermal Olympisches Gold. Dazu traten die Amerikaner mit einer College-Mannschaft an. Gegen eben jenes Team gewann die Sowjetunion in einem Vorbereitungsspiel mit 10:3. Zusätzliche Brisanz erhielt die Partie durch die politische Lage zwischen den beiden Weltmächten. Folglich wurde diese Finalrunde zu einem Straßenfeger. Dreimal konnten die USA die Führung der Sowjetunion ausgleichen. Dann passierte sogar das Unvorstellbare: Mike Eruzione traf und brachte die Amerikaner in Führung. Die USA holte am Ende die Goldmedaille. Das Spiel selbst ging als „Miracle on Ice“ in die Geschichte ein.