Was macht der Meisterpanther?
Was für's Köppchen - aus einem Meisterpanther ist ein Hutmacher geworden

Ingolstädter Meisterpanther von 2014 will nach Karriereende als Hutmacher in München durchstarten

22.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:18 Uhr
Nähmaschine statt Eishockeyschläger: Patrick Köppchen fertigt in seinem Münchner Atelier und Laden individuelle Hüte an. −Foto: Petri

München - Nach dem Ende seiner Laufbahn als Eishockey-Profi schlägt Patrick Köppchen einen ungewöhnlichen zweiten Karriereweg ein: Gemeinsam mit einem Freund hat sich der 40-Jährige als Hutmacher selbstständig gemacht und die Marke "Fatzke" gegründet. Am kommenden Sonntag eröffnet der Ingolstädter Meisterpanther von 2014 im Herzen Münchens seinen Laden.

Ein Faible für Mode und speziell Hüte hatte Köppchen, der immer wieder auch als Model arbeitete, schon immer. Doch sollte er nach 20 Profijahren einfach so loslassen von der Eishockey-Branche, in der einem Mann mit seiner Vita einige Türen offengestanden hätten? Sollte er seine Pläne, vielleicht einmal als Fitnesscoach und Personal Trainer zu arbeiten, vorerst begraben? Und reicht eine Leidenschaft überhaupt aus, um mit ihr genügend Geld zu verdienen?

Ein bisschen Bammel habe er vor der Entscheidung für die Hutmacherei schon gehabt, gibt der ehemalige Verteidiger zu. "Ich hatte Angst, null Talent und Spaß zu haben", erzählt er. Doch die Zweifel waren schnell ausgeräumt: Mit seinem Freund und Geschäftspartner Gabriel Schütt, einem ehemaligen Hotelkaufmann und Barkeeper, besuchte Köppchen einen Hut-Workshop. "Dort wurde uns Kreativität und Talent bescheinigt", sagt er, noch dazu sei es ein ziemlich lustiges Wochenende gewesen.

Für Hüte um die halbe Welt

Es folgte ein Nähmaschinenkurs, und zur Vertiefung der Kenntnisse hospitierte das Duo bei Hut-Experten in aller Welt. Köppchen flog im vergangenen Jahr nach Australien, um ein paar Wochen lang bei einer befreundeten Hutmacherin in die Lehre zu gehen. "Sie hat mir alles gezeigt, was man wissen muss", berichtet er.

Köppchen und Schütt hatten Feuer gefangen. Sie waren sich einig: Hochwertig sollten ihre Produkte sein, individuell und kreativ. Sie kauften Hut-Rohlinge, Stoffe und Accessoires, nahmen Maße, tüftelten, schneiderten. Sie gründeten ein Label namens "Fatzke" - so reden sich die Kumpels mit einem Augenzwinkern gegenseitig an. Das Logo, ein gezeichneter Mann mit Hut, stammt von einer befreundeten Designerin, die Wahl des Firmensitzes fiel aufgrund der ausgeprägten bayerischen Trachten- und Hutkultur auf München.

Köppchens Laden: Atelier und Werkraum

Ihr knapp 40 Quadratmeter großes Ladengeschäft, das zugleich als Atelier und Werkraum dient, liegt am Platzl mitten in München, gegenüber des weltberühmten Hofbräuhauses und von Alfons Schuhbecks feinen "Südtiroler Stuben". Nach Monaten des Ausprobierens und mehreren Dutzend fertiger Hüte fühlt sich das Duo jetzt bereit für die Eröffnungsfeier mit Freunden und Familie am Sonntag. "Ich sag' mal ganz frech: Wir müssen uns vor niemandem verstecken", ist Köppchen überzeugt.

Mit ihren Hüten wollen die "Fatzke"-Gründer aus der Masse herausstechen. "Wir haben einen besonderen Stil, wollen uns abheben und besetzen eine Nische", sagt Köppchen. Da steckt dann schon mal eine Patrone im Hut, ist Jeansstoff an der Krempe vernäht oder prangt ein Flamingo an der Seite: "Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt." Von jedem Kunden werden Kopfgröße und -form gemessen, die dann auf einen Holzrohling übertragen werden.

Zwei Tage für ein Exemplar

"Früher habe ich höchstens meine Eishockeyschläger abgesägt, jetzt mache ich Millimeterarbeit mit der Stichsäge", erzählt Köppchen lachend. Rund zwei Tage dauert es, bis ein Exemplar fertig ist. Die Handarbeit hat ihren Preis: Für Strohhüte verlangen Köppchen und Schütt 350 Euro, Modelle aus Kaninchenhaarfilz sind ab 450 Euro zu haben. "Ich hatte mein ganzes Leben lang das Privileg, mein Hobby zum Beruf zu machen", sagt Köppchen, "und das ist auch jetzt noch so. Ich gehe jeden Tag mit einem Lächeln in die Arbeit."

 

Zur Person

Patrick Köppchen gehört einem exklusiven Zirkel an: Nur sechs Profis haben  mindestens 1000 Spiele in  der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) absolviert, der gebürtige Berliner liegt mit 1025 Partien (288 Scorerpunkte) auf Rang fünf  dieser Rangliste. Der 40 Jahre alte ehemalige Verteidiger schnürte die Schlittschuhe für die München Barons, Hamburg Freezers, Hannover Scorpions, den ERC Ingolstadt, die Nürnberg Ice Tigers und die Düsseldorfer EG.

Mit Hannover wurde er 2010, mit dem ERC 2014 Deutscher Meister, wobei er beim Titelgewinn mit den Panthern als wertvollster Spieler der Play-offs ausgezeichnet wurde. Köppchen hält mit 506  DEL-Partien in Folge ohne Verletzungspause zudem einen Rekord, der ihm den Spitznamen „Ironman“ einbrachte. Mit der deutschen Nationalmannschaft nahm er an den Weltmeisterschaften 2002 und 2015 teil.

Alexander Petri