Ingolstadt
Unruhe im Hintergrund

Verhältnis zwischen Ex-Geschäftsführer Gröbner und Beirat des ERC war offenbar schon länger belastet

24.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:47 Uhr
Nach sechs Jahren: Claus Gröbner ist nicht mehr Geschäftsführer des ERC Ingolstadt. −Foto: Traub

Ingolstadt - Die Nachricht kam am späten Donnerstagabend: Nach mehr als sechs Jahren trennt sich der ERC Ingolstadt von Geschäftsführer Claus Gröbner.

Für den 46-Jährigen und viele Panther-Anhänger erfolgte die Entscheidung offenbar überraschend, doch verschiedenen Quellen zufolge war der Beirat des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit der Arbeit Gröbners bereits seit Längerem nicht mehr vollauf zufrieden. Einen Nachfolger haben die Panther anscheinend bereits gefunden.

"Wir wollen eines der bestgeführten Unternehmen der DEL sein - und das sind wir auch", hatte der studierte Sportökonom Gröbner gegenüber unserer Zeitung einst seine Devise umrissen. Das sah der ERC-Beirat um seinen Vorsitzenden Jürgen Arnold jetzt offenbar anders. Offiziell ist die Trennung "in beiderseitigem Einvernehmen" erfolgt, heißt es in der knappen Pressemitteilung des Klubs. "Unterschiedliche Auffassungen zwischen Geschäftsführung und Beirat bezüglich der strategischen Ausrichtung der GmbH" hätten zu der Entscheidung geführt. Über Einzelheiten haben die Parteien Stillschweigen vereinbart, Gröbner war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

Der ERC, dessen Geschäftsjahr am 30. April endet, ist wie alle anderen Unternehmen durch die Coronavirus-Pandemie wirtschaftlich besonders herausgefordert - bei der Trennung soll die aktuelle Lage allerdings keine entscheidende Rolle gespielt haben. Vielmehr dürfte ein Zusammenspiel verschiedener Gründe verantwortlich sein.

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Insidern zufolge wurde Gröbner, der vor seiner Tätigkeit beim ERC unter anderem für den TV-Sender Eurosport, die Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 in München und den EHC München tätig war, vor allem die mangelnde Nähe zu Stadt, Verein und Sponsorenvertretern zum Verhängnis. Der gebürtige Allgäuer machte Ingolstadt nie zu seinem Lebensmittelpunkt, sondern blieb mit seiner Familie in Holzkirchen bei München wohnen. Zudem soll Gröbners Präsenz in der ERC-Geschäftsstelle mehreren Quellen zufolge seit geraumer Zeit deutlich zurückgegangen sein, was offenbar nicht nur seiner Lehrtätigkeit als Dozent an einer Hochschule geschuldet war. Hinter vorgehaltener Hand wurde des Öfteren Kritik an seinem Führungsstil laut, auch soll es zuletzt Spannungen zwischen Gröbner und Sportdirektor Larry Mitchell gegeben haben. Verdienten Personen aus dem Umfeld der Panther stieß zudem sauer auf, dass er langjährige Privilegien wie etwa Freikarten auf den Prüfstand stellte und zum Teil auch strich.

Wirtschaftlich stand Gröbner für eine konservative Planung, doch im - zweifellos schwierigen - Werben um neue Sponsoren gelang der große Wurf nie. Den angestrebten dritten großen Partner neben Audi und MediaMarktSaturn zog der Klub trotz der großen sportlichen Erfolge zu Beginn von Gröbners Amtszeit nicht an Land. Zudem soll er die seit Monaten anstehende Vertragsverlängerung mit Audi, dem wichtigsten Geldgeber des Klubs, nach Informationen unserer Zeitung bislang nicht zum Abschluss gebracht haben. Das könnte die Alarmglocken im Beirat zum finalen Klingeln bewogen haben.

Zum positiven Vermächtnis Gröbners bei den Panthern zählt dagegen, dass er verkrustete Strukturen aufbrach, die zu seinem Amtsantritt personell arg dezimierte Geschäftsstelle stärkte und das Marketing und die Kommunikation professionalisierte. Mit Ideen wie der persönlichen Dauerkarten-Übergabe, einem Showtraining nur für Inhaber von Jahrestickets und zahlreichen Aktionsspieltagen schaffte es der ERC, den Zuschauerschnitt zu steigern. Obwohl der Klub in der Saturn-Arena nur Mieter ist, trieb er unter Gröbner die Modernisierung des Kabinentraktes voran. Dennoch ist die Ära Gröbner bei den Panthern nach sechs Jahren nun beendet. 

Nachfolger steht offenbar schon fest

Claus Gröbners Nachfolger an der Spitze der Panther-Geschäftsstelle steht offenbar bereits fest: Nach Informationen unserer Zeitung soll Claus Liedy neuer Geschäftsführer des ERC Ingolstadt werden. Der 56-Jährige war in den vergangenen acht Jahren als Geschäftsführer der MediaMarktSaturn-Tochter Imtron in Ingolstadt tätig. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang die Geschäfte des Mutterkonzerns in der Türkei geleitet. Liedy studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Ludwigshafen am Rhein.

Alexander Petri