Chronik
Sechs turbulente Jahre

24.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:47 Uhr
Obenauf: In Claus Gröbners (links) erster kompletter Saison feiert der ERC um Kapitän Patrick Köppchen (Mitte) 2015 die Vizemeisterschaft. OB Christian Lösel empfängt die Panther im Rathaus. −Foto: Bösl

Ingolstadt - In Claus Gröbners Amtszeit als Geschäftsführer beim ERC Ingolstadt fallen die sensationelle Meisterschaft 2014 und die Vizemeisterschaft im Jahr danach, jedoch auch jede Menge sportliches Chaos. Eine Chronik.

22. Januar 2014: Der ERC stellt in einer sportlichen Krise den neuen Geschäftsführer Claus Gröbner gemeinsam mit dem neuen Sportdirektor Jiri Ehrenberger vor. „In Ingolstadt kann es eine große Zukunft geben“, sagt Gröbner, der sich personelle Verstärkung für die Geschäftsstelle holen darf.

29. April 2014: Die Panther werden in Köln sensationell Deutscher Meister. Dennoch werden erste Risse im Verhältnis zwischen Ehrenberger und der Mannschaft sichtbar, mit Trainer Niklas Sundblad geht es nicht weiter. "Der Titel ist Verpflichtung, härter zu arbeiten", sagt Gröbner und meint später: "Von der Struktur und der Organisation kam die Meisterschaft eigentlich zu früh für uns. " Von 2014 bis 2016 spielt der ERC international - als Gründungsmitglied in der neuen Champions Hockey League.

22. April 2015: Am Ende von Gröbners erster kompletter Saison beim ERC steht der Vizemeistertitel, dennoch verliert der Klub mit Larry Huras erneut seinen Erfolgstrainer. Die Kritik an Ehrenberger wächst. Wirtschaftlich verbuchen die Panther steigende Einnahmen und Zuschauerzahlen. Beim Kampf um Sponsoren konkurriert der ERC verstärkt mit dem FC Ingolstadt, der in die Fußball-Bundesliga aufsteigt.

11. März 2016: Eine enttäuschende Saison inklusive Trainerwechsel von Manny Viveiros zu Kurt Kleinendorst endet mit dem Pre-Play-off-Aus in Straubing. "Es wird aufwärts gehen", gibt sich Gröbner optimistisch. Doch neben Star-Stürmer Brandon Buck, der trotz langfristigen Vertrags im Sommer seinen Abgang erzwingen will, erschüttert wieder ein Trainerwechsel den Klub: Kleinendorst löst seinen Vertrag wegen Differenzen mit Ehrenberger auf, Nachfolger wird mit Tommy Samuelsson der bereits fünfte Trainer in Gröbners Amtszeit.

3. März 2017: Erneut scheitert der im Mittelmaß versunkene ERC in den Pre-Play-offs, diesmal an Bremerhaven. Ehrenberger wird entlassen. Der Zuschauerschnitt ist gegenüber der Vorsaison (4040) um rund 250 Fans gesunken. Neue Großsponsoren hat der ERC bislang nicht gewonnen.

28. März 2017: Larry Mitchell wird neuer Sportdirektor der Panther, der Spieleretat bleibt gleich. "Es herrscht wieder eine positive Grundstimmung", sagt Gröbner. "Wir wollen auch wieder in der Lage sein, durch sportlichen Erfolg unsere Einnahmensituation zu stärken. "

April/Mai 2017: In einer Umfrage der "Eishockey News", bei der Fans ihre Klubs hinsichtlich Ticketing, Verkehr, Arena, Gastronomie, Event-Charakter, Verein, Merchandising und Image bewerten sollen, landen die Panther auf dem letzten Platz aller DEL-Klubs. Auch wenn zwei Pre-Play-off-Fiaskos in Folge das Ergebnis sicher beeinflussen, ist die Umfrage ein Indiz dafür, dass es in der Fanszene gärt. Und auch im Team: Stürmer Thomas Oppenheimer, den Gröbner und der Klub als Identifikationsfigur aufbauen wollten, bittet nach nur einer Saison um die Freigabe für einen Wechsel nach Berlin.

7. November 2017: Samuelsson muss nach einem Fehlstart in die Saison gehen, Mitchell übernimmt als Interimstrainer. Besser wird es vorerst nicht: Im Dezember rutschen die Panther sogar aus den Pre-Play-off-Rängen. Buck wechselt nach Davos, als Coach übernimmt nach Weihnachten Doug Shedden - und es geht aufwärts.

20. März 2018: Mit dem Viertelfinal-Aus gegen Mannheim nimmt die chaotische Saison ein versöhnliches Ende. "Wir haben heuer zwölf kleinere Partner aus dem Mittelstand gewonnen", bilanziert Gröbner. Mit der DB Regio kommt ein Premiumpartner hinzu. Die Nachwuchsabteilung erhält erstmals die höchste Auszeichnung von fünf Sternen.

31. März 2019: Trotz einer 3:1-Serienführung im Viertelfinale gegen Köln verpasst der ERC sein erstes Halbfinale und die erste gewonnene Play-off-Serie seit 2015. "Die Wettbewerbssituation in der Liga nimmt dramatisch zu", warnt Gröbner, der sich mit der Entwicklung des ERC jedoch zufrieden zeigt: "Das Sponsoring hat sich insgesamt deutlich weiterentwickelt. " Zuschauerschnitt und Anzahl der Dauerkarten sind wieder gestiegen.

10. März 2020: Aufgrund der Coronavirus-Pandemie bricht die DEL die Saison vor den Play-offs ab. "Für uns ist klar, dass wir den Etat nach unten anpassen", sagt Gröbner, der für den ERC mit hohen finanziellen Einbußen rechnet.

23. April 2020: Der ERC gibt die Trennung von Gröbner bekannt. 

Alexander Petri