Schweiger und Sammler

Neun Punkte nach Länderspielpause: ERC-Verteidiger Maury Edwards will Lauf gegen Nürnberg fortsetzen

12.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:50 Uhr
Die ERC-Weihnachtsfeier am Montag verpasste Maury Edwards erkrankt - doch für das Derby gegen Nürnberg heute Abend fühlt sich der 32-Jährige "fit und bereit". −Foto: Foto: Traub

Ingolstadt - Zum Angeln würde Doug Shedden seinen Verteidiger Maury Edwards eher nicht mitnehmen. "Ich liebe diesen Kerl, aber beim Fischen wäre er der absolute Albtraum, weil er nicht redet", verrät der Trainer des ERC Ingolstadt mit breitem Grinsen.

Als er mit diesem Zitat konfrontiert wird, muss auch Edwards lachen. "Stimmt, es gibt Leute, die mehr sagen als ich", gibt der Kanadier zu.

Geht es statt ums Angeln jedoch um Eishockey, fällt Sheddens erste Wahl auf den offensivstarken 32-Jährigen, der lieber Taten als Worte sprechen lässt: Mit durchschnittlich mehr als 22 Minuten pro Partie steht Edwards länger als alle anderen Panther auf dem Eis, gibt die meisten Torschüsse ab - und schickt sich an, wie in der vergangenen Hauptrunde erneut punktbester Verteidiger der gesamten Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu werden. Seinen Lauf will der Mann aus der Provinz Alberta auch bei den Spielen heute Abend gegen die Nürnberg Ice Tigers (19.30 Uhr, Saturn-Arena) und am Sonntag bei den Kölner Haien (16.30 Uhr, Magenta Sport) fortsetzen.

Im Moment scheint Edwards alles zu gelingen. Im Abschlusstraining versenkte er gestern technisch stark seinen Penalty, doch viel wichtiger noch: In den acht Partien nach der Länderspielpause Anfang November erzielte der mit einem mächtigen Schlagschuss ausgestattete Überzahl-Experte drei Tore und bereitete sechs weitere vor. Mit insgesamt 19 Scorerpunkten (6 Tore/13 Vorlagen) hat der Rechtsschütze zur Hauptrunden-Halbzeit damit kurioserweise auch exakt die Hälfte seiner Vorjahreswerte (12/26) erreicht. Kein Wunder, dass ERC-Sportdirektor Larry Mitchell den auslaufenden Vertrag mit Edwards gerne verlängern würde. "Wir arbeiten daran", gibt der Verteidiger wortkarg, aber grinsend zu.

Auf der Suche nach Gründen für den Aufschwung nach der Länderspielpause hat Edwards eine Erklärung: "Wir sind jetzt wesentlich erfolgreicher im Powerplay. Und ich habe das Glück, dass die Leute treffen, wenn ich ihnen den Puck zugespielt habe", sagt er bescheiden. An den heutigen Gegner hat Edwards, der 2018 von den Straubing Tigers donauaufwärts wechselte, gute Erinnerungen: Gegen die Ice Tigers gewann er mit den Ingolstädtern in der Saison 2018/19 alle vier Partien und steuerte zwei Treffer bei. "Ich versuche, gegen jede Mannschaft mit derselben Einstellung zu spielen", wiegelt er die Frage nach seinem Lieblingsgegner allerdings ab.

Heuer lief es für die Ingolstädter gegen die Franken dagegen überhaupt noch nicht: In der Vorbereitung kassierte der ERC beim Straubinger Gäuboden-Cup eine 0:5-Klatsche, und auch das erste Heimspiel Mitte September ging deutlich mit 1:5 verloren. "Die Vorbereitung zähle ich nicht mit", sagt Shedden, "aber Nürnberg spielt sehr strukturiert, ihr Torwart Niklas Treutle und ihr Unterzahlspiel sind fantastisch. Es ist ein Derby - als Spieler wäre ich richtig heiß! " Auch Edwards zeigt sich beeindruckt: "Die Ice Tigers haben eine talentierte Mannschaft mit körperlich starken Spielern. Speziell vorne sind sie gefährlich. "

Ein Ingolstädter Sieg vor der erwarteten Kulisse von rund 4000 Zuschauern wäre doppelt wertvoll, da die Nürnberger als direkter Konkurrent der Panther im Kampf ums Play-off-Viertelfinale nur einen Punkt weniger gesammelt haben. "Es ist so eng in der Tabelle. Wenn man gewinnt, klettert man vier Plätze, wenn man verliert, geht es vier Plätze nach unten. Jedes Spiel, jeder Punkt ist wichtig", sagt Edwards.

Dass die heutige Partie auf Freitag, den 13. fällt, versucht er auszublenden: "Ich bemühe mich, nicht abergläubisch zu sein. " Vielleicht hilft dabei ein kleiner Rückblick: Am Freitag, 13. September, feierten die Panther mit dem 10:4 bei den Schwenninger Wild Wings den höchsten Auswärtssieg ihrer DEL-Geschichte. Edwards tat, was er meistens tut: Er traf einmal, legte vier weitere Tore auf und genoss den Triumph. Vermutlich schweigend.

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE

Neuzugang: Der ERC Ingolstadt hat Sturm-Allrounder Brett Findlay von  den  Iserlohn Roosters verpflichtet.  In  23 DEL-Spielen gelangen dem 27-jährigen Kanadier  vier Tore und zehn Assists, womit er Topscorer des Tabellenvorletzten war. „Wir haben uns Zeit gelassen, um nach dem Abgang von Colin Smith den richtigen Spieler zu holen. Den haben wir nun mit Brett gefunden. Er ist ein guter Zwei-Wege-Stürmer, der über Spielmacherqualitäten verfügt und stark im Powerplay ist“, charakterisiert ihn  Sportdirektor Larry Mitchell. Laut Trainer Doug Shedden hat Findlay „gute Übersicht und einen guten Charakter“. Der ERC hat nun zehn Importspieler unter Vertrag, neun dürfen  eingesetzt werden. „Durch Brett wird der Konkurrenzkampf im Sturm noch mal erhöht“, sagt Mitchell.  Findlay, der sein Geld zuvor  in Nordamerika  und beim HC  Bozen verdiente,  wird  heute  wohl noch nicht auflaufen.

Personal: Für das zweite Heim-Derby  der Saison gegen Nürnberg sind alle Panther fit – auch Verteidiger Colton Jobke, der seine Armverletzung auskuriert hat und vor seinem 250. DEL-Einsatz steht. 

Gegner: Die Ice Tigers haben eine Woche mit zwei tragischen Ereignissen hinter sich:   Am vergangenen Sonntag wurde ihre Partie bei den Kölner Haien kurz nach Spielbeginn abgebrochen – ein Mann hatte auf der Tribüne   einen Herzinfarkt erlitten  und war trotz sofortiger Reanimation  wenige Stunden später  gestorben. Am Wochenende müssen die Franken nun auf ihren Trainer Kurt Kleinendorst verzichten, der wegen eines schweren Unfalls seines Bruders  Scot in seine Heimat USA gereist ist. Die Aufgaben des Ex-Coaches der Panther  übernimmt Co-Trainer Manuel Kofler. Topscorer ist Chris Brown (7 Tore/14 Vorlagen), bester Torschütze Daniel Fischbuch (9 Treffer).

Alexander Petri