Straubing (DK) Aus dem angepeilten dritten Triumph beim Gäubodenvolksfest-Cup wird heuer nichts: Der ERC Ingolstadt hat das Halbfinale beim Straubinger Testturnier mit 3:4 (1:2, 0:0, 2:1, 0:1) nach Penaltyschießen gegen die Grizzlys Wolfsburg verloren. Damit spielen die Panther, denen Trainer Doug Shedden eine ordentliche Leistung bescheinigte, am Sonntag gegen den Gastgeber (18 Uhr) um Platz drei.
Beim Gäubodenvolksfest-Cup geht es familiär zu, und da kann es einem Zuschauer durchaus passieren, dass 15 Minuten vor Spielbeginn plötzlich Grizzly-Torhüter Gerald „Jerry“ Kuhn in voller Montur neben ihm am Pissoir steht. Auch nach dem ersten Bully lief es ausgezeichnet beim 32-Jährigen, der den Wolfsburger Finaleinzug letztlich mit drei parierten Penaltys festhielt. Der ERC hatte in seinem ersten Testspiel der Saisonvorbereitung vor rund 400 Zuschauern nach 1:3-Rückstand Moral gezeigt und den Shoot-out mit zwei späten Treffern der Neuzugänge Tyler Kelleher (56.) und Jerry D’Amigo (59.) erzwungen. „Für die kurze Zeit, die wir erst auf dem Eis stehen, war das ganz gut“, sagte Coach Shedden. „Wir haben im dritten Drittel nicht aufgegeben und ordentliche Ansätze im Powerplay gezeigt. Ich habe keine Wunder erwartet.“
Die eingespielter wirkenden Wolfsburger übernahmen zunächst das Kommando gegen die ersatzgeschwächten Ingolstädter, bei denen Laurin Braun (Schonung nach Handverletzung), Vili Sopanen (muskuläre Probleme) und Brett Olson (Unterkörperverletzung) fehlten. Schon nach vier Minuten musste ERC-Torhüter Jochen Reimer den Puck aus dem Netz holen – aus einer unübersichtlichen Situation und spitzem Winkel hatte Cole Cassels zum 0:1 getroffen (4.).
Für die Panther, die Darin Olver als Kapitän anführte, gab Fabio Wagner den ersten Torschuss ab (5.), dem Joachim Ramoser einen weiteren folgen ließ (6.). Auch Youngster Tim Wohlgemuth, der wie Jugendspieler Samir Kharboutli vielversprechende Ansätze zeigte, kam nach einer mutigen Aktion zu einem Abschluss auf Kuhns Tor (9.). „Ich bin relativ zufrieden. Ich war sehr nervös, und habe mir mein erstes Spiel schlimmer vorgestellt, doch die Jungs haben mir in jeder Situation toll geholfen“, sagte der 19-jährige Wohlgemuth. Doch auch der nächste Treffer gelang den Grizzlys: Nach einem Missverständnis zwischen Simon Schütz und Reimer staubte Christoph Höhenleitner zum 0:2 ab (11.).
Es dauerte bis zur 16. Minute, ehe es auch im Wolfsburger Drittel erstmals richtig gefährlich wurde – und prompt erzielten die Panther den Anschlusstreffer. Nach einer starken Zick-Zack-Kombination über Ville Koistinen, Kelleher und Patrick Cannone gelangte der Puck zu Mike Collins, der nur noch den Schläger hinhalten musste (16.). Es dürfte Shedden gefreut haben, dass der Treffer in Überzahl fiel – der Problemdisziplin der Panther in der vergangenen Spielzeit. Weitere ausgezeichnete Powerplay-Gelegenheiten ließ der ERC, der den Mittelabschnitt über weite Strecken bestimmte, dagegen ungenutzt: Olver verpasste den zweiten Treffer, als er eine Hereingabe von Maury Edwards nicht entscheidend abfälschen konnte (23.), Thomas Greilinger nutzte sogar einen 3:0-Gegenstoß nicht (42.).
Doch auch die Wolfsburger konnten Reimer zunächst nicht mehr überwinden. Am nächsten dran war noch Kris Foucault, der den Ingolstädter Goalie mit einem verdeckten Schuss prüfte (39.). Nach 48 Minuten war Reimer jedoch zum dritten Mal geschlagen: Höhenleitner ließ sich vom vergeblich hechtenden Schütz nicht irritieren und vollendete humorlos zum 1:3 (48.).
Entschieden war die Partie damit allerdings noch nicht – erst recht nicht, als der wendige Kelleher mit einer schönen Körpertäuschung einen Wolfsburger Verteidiger narrte und überlegt zum 2:3 ins rechte Eck zielte (56.). Und 83 Sekunden vor Schluss schaffte D’Amigo im Nachschuss tatsächlich den 3:3-Ausgleich (59.). Im Penaltyschießen traf Wolfsburgs Kris Foucault als Einziger, Kellehers letzter Versuch fand trotz guter Bewegung nicht den Weg ins Tor. „Am Anfang habe ich mich ein bisschen eingerostet gefühlt, aber das konnte ich mehr und mehr abschütteln. Mein Selbstvertrauen wächst“, sagte Kelleher nach seinem ordentlichen Debüt.
Am Sonntag treffen die Panther nun im Spiel um Platz drei (14.30 Uhr) auf die Nürnberg Ice Tigers, die ihr Halbfinale mit 3:4 gegen Gastgeber Straubing Tigers verloren. Die Niederbayern, bei denen unter anderem Ex-Panther Benedikt Schopper erfolgreich war, kämpfen anschließend mit den Grizzlys um den Turniersieg.
Ingolstadt: Reimer – Koistinen, Kohl; Sullivan, Edwards; Friesen, Wagner; Schütz - Collins, Cannone, Greilinger; Kelleher, Olver, D’Amigo, Elsner, Taticek, Ramoser; Kharboutli, Wohlgemuth, Jobke.
Tore: 0:1 Cassels (4.), 0:2 Höhenleitner (11.), 1:2 Collins (16.), 1:3 Höhenleitner (48.), 2:3 Kelleher (56.), 3:3 D’Amigo (59.), 3:4 Foucault (Penalty).
Strafzeiten: Ingolstadt 4/Wolfsburg 10.
Mitchell sucht George-Nachfolger
Nach dem überraschenden Abgang von Jordan George (wir berichteten) ist der ERC Ingolstadt wieder auf Stürmersuche. „Jordan fühlte sich nicht in der Lage, den Vertrag zu erfüllen. Ich habe das Gefühl, dass er woanders spielen möchte. Wir werden niemanden behalten, der nicht für uns spielen will“, sagte Sportdirektor Larry Mitchell am Freitag. Der 51-Jährige ließ offen, ob Georges Nachfolger ein Profi mit deutschem Pass oder ein Ausländer sein soll. Der ERC hat bislang acht von elf verfügbaren Ausländerlizenzen verplant. „Alle Spieler in einer bestimmten Preisklasse sind Kandidaten“, stellte Mitchell klar. „Wir sind in einer günstigen Position und können noch Lizenzen vergeben.“alp