Ingolstadt
Kommentar: Piettas Entschuldigung überzeugt nicht

07.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:54 Uhr
ERC-Profi Daniel Pietta ist am vergangenen Wochenende nicht nur durch sein Premierentor für die Schanzer Panther in Erscheinung getreten. −Foto: Traub

"Wir haben uns vorgenommen, ab der Meldung, dass wir spielen können, nur noch positive Nachrichten zu bringen", hieß es vor wenigen Tagen in einem Facebook-Video des ERC Ingolstadt.

 

Dazu passte perfekt, dass die Panther vor Kurzem mit Daniel Pietta einen der besten deutschen Eishockey-Spieler verpflichteten. Doch genau dieser Stürmer hat am vergangenen Sonntag den Vorsatz seines neuen Klubs mit Füßen getreten, als er im Testspiel gegen die Straubing Tigers seinen Gegenspieler Sena Acolatse rassistisch beleidigte.

Nach einer handfesten Auseinandersetzung mit Acolatse hatte Pietta eine "Affen-Geste" gegenüber dem schwarzen Spieler gemacht. Klar hatte Acolatse den Ingolstädter zuvor mehrfach provoziert, natürlich muss so etwas in einem Testspiel nicht sein, und dass Acolatse in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als Raubein bekannt ist, ist auch unbestritten.

Doch all das zählt nicht. Provokationen und auch handfeste Auseinandersetzungen gehören zum Eishockey dazu, sie stehen vielmehr sogar im Jobprofil mancher Spieler. Rassismus aber hat im Sport - und in der ganzen Welt - absolut nichts verloren. Das schrieb auch Pietta am Montag in seiner Entschuldigung. Es ist ihm anzurechnen, dass er die Schuld nicht bei Acolatse sucht und sich von Rassismus distanziert.

Doch der Nationalspieler schreibt auch, er habe mit seiner Geste signalisieren wollen, "die Straubinger sollen angesichts der vielen Nickligkeiten ,nicht so einen Affen machen', schließlich sei es nur ein Testspiel". Diese Erklärung ist hanebüchen und unglaubwürdig. Die Geste kann man nicht auslegen, sie ist eindeutig. Hätte Pietta Rückgrat, hätte er seinen Fehler zugegeben und keine konstruierte Begründung für seine Entgleisung, die einem Spieler niemals passieren darf, abgegeben. Mit seiner Aktion schadet er dem Verein, der Liga und dem ganzen Sport.

Mit einer empfindlichen Strafe gegen Pietta kann die DEL am Dienstag ein Zeichen setzen. Und das sollte auch der ERC tun, der sich auf die Fahnen schreibt, stets Spieler mit tadellosem Charakter verpflichten zu wollen. Der Klub betonte am Montag seinen Einsatz für Toleranz und Respekt, doch eine interne Sanktionierung für Pietta als Folge des Vorfalls in Straubing macht dies nicht sichtbar. Eine öffentliche Aktion für einen guten Zweck als Zeichen einer aufrichtigen Entschuldigung wäre das Mindeste und hätte zugleich die weitaus größere Strahlkraft.

Julia Pickl